Nun wurde der junge Flüchtling plötzlich zum Täter.
Müssen wir das neue Risiko hinnehmen?
Aus die WELT:
Attentäter Riaz A. galt als "sehr gut integriert"
Der Appell des
bayerischen Innenministers hatte fast schon einen flehentlichen
Unterton: "Klar ist, dass wir uns von solchen Leuten unser Leben nicht
kaputt machen lassen. Wir leben unser Leben weiter", sagte Joachim
Herrmann (CSU) am Dienstagmittag über die blutige Axt-Attacke in einem Regionalzug bei Würzburg am Montagabend.
Zwei
der fünf schwer verletzten Opfer des 17-jährigen Afghanistanflüchtlings
Riaz A. schweben nach Polizeiangaben noch in Lebensgefahr. Er hatte
vier Touristen aus Hongkong im Zug sowie danach eine Passantin
angegriffen, die zufällig den Fluchtweg des Täters kreuzte.
"Jeden Tag an jedem Ort"
Es ist ein Verbrechen, das das Sicherheitsgefühl der Menschen nachhaltig beeinträchtigen kann. Wenige Tage nach dem islamistischen Anschlag von Nizza
wird deutlich, wie schnell die Warnung der Sicherheitsbehörden vor
einer abstrakten Bedrohungslage konkret werden kann – auch in
Deutschland.
Das betonte auch der
bayerische Innenminister, der ansonsten selten Lücken bei der Sicherheit
und Ordnung eingesteht: "Grundsätzlich müssen wir in der Tat schon
davon ausgehen, dass im Prinzip jeden Tag an jedem Ort und mehr oder
minder weltweit solche Taten verübt werden können. Wir sind davor nicht
sicher." Und weil die Attentäter immer öfter Alltagsgegenstände zu
Waffen machten – in Nizza ein Lastwagen, in Würzburg eine Axt und ein
scharfes Messer –, seien die Taten "extrem schwierig zu verhindern", wie
Herrmann sagt.
Nils
Böckler, Terrorismusforscher am Institut für Psychologie und
Bedrohungsmanagement in Darmstadt, sprach von einem
Low-Level-Terrorismus, der zur Propaganda der Miliz Islamischer Staat (IS) passe: "Schon früh hieß es da: Bringt die Ungläubigen um, egal auf welchem Weg!"
Die
Organisationen hätten sich gesagt: Wir sind oft aufgeflogen mit unserer
Planung, mit unserer Kommunikation, wurden frühzeitig entdeckt, wie das
etwa bei der Sauerland-Gruppe der Fall war. "Deshalb setzt man jetzt verstärkt auf Low-Level-Anschläge, weil das aus der Ferne auch wie eine große Bewegung aussieht", erklärte der Psychologe.
So
geschah die Bluttat von Würzburg ausgerechnet an dem Abend, als sich
die bayerische Staatsregierung bei der Transatlantischen Gesellschaft
mit hochrangigen Militärs über die neuen Methoden der terroristischen
Kriegsführung beriet, insbesondere die Strategien der islamistischen
Gotteskrieger: "Der Frontalangriff des sogenannten IS weltweit ist ein
Fakt", sagte Herrmann.
"Soldat des Kalifats"
Allerdings tauchte am
Nachmittag ein Bekennervideo auf, dass der IS-Propagandakanal Amaq auf
YouTube verbreitete. Der Täter hält darin ein spitzes Messer oder eine
Schere in der Hand, spricht Drohungen gegen "ungläubige" Länder aus.
Riaz A. wird in dem Video mit dem Namen "Muhammad Riyad" genannt. In
paschtunischer Sprache kündigt er eine "Operation" in Deutschland an und
bezeichnet sich als "Soldat des Kalifats" und des Islamischen Staates.
Der Anschlag diene dazu, dass "die Ungläubigen mit der Zeit
verschwinden. Die in unsere Länder kommen und Frauen und Kinder und
Männer ermorden." Amaq hatte zuvor schon eine Bekennererklärung
veröffentlicht.
Das bayerische Innenministerium bestätigte am Dienstagabend die Echtheit des Videos.
Zudem
wird auch dem Gerücht nachgegangen, dass sich etwas am
Aufenthaltsstatus des jungen Mannes ändern sollte, was ein Auslöser für
die Gewalttat gewesen sein könnte. Außerdem ist eine handgemalte
IS-Flagge im Zimmer des Jungen gefunden worden. Und ein Brief in
paschtunischer Sprache, der offenbar schwer zu entschlüsseln ist. Es
könnte ein Abschiedsbrief an den Vater sein. Passagen sprechen aber auch
davon, dass Muslime sich zur Wehr setzen, agieren und sich behaupten
müssten. Das spricht dafür, dass sich der 17-Jährige selbst
radikalisiert haben könnte.
KOMMENTAR: Mit den Einzeltätern "einsame Wölfe", die sich rasch radikalisieren lassen, bekommt der die IS Gewalt in Europa eine neue Dimension.
Die Propagandakänale der IS müssen ernster genommen werden.
Wir dürfen uns nicht an die neue Entwicklung gewöhnen!