laut 20 Min:
Montag, 4. April 2016
Zur letzten umstrittenen ARENA
MEINE GEDANKEN ZUR ARENA
(DIE NEGATIVEN ERWARTUNGEN WURDEN NICHT ERFUELLT)
Schon vor der Sendung gingen die Wogen hoch.
Jonas Projer wurde kritisiert, weil er den umstrittenen Zentralrat Blancho eingeladen hatte:
Ich zitiere Persönlich:
Der umstrittene Präsident des islamischen Zentralrats ist zu Gast bei Jonas Projer. In den sozialen Medien gehen die Wogen hoch. Der Moderator verteidigt seinen Entscheid.
Freitag ist Arena-Tag. Auch diese Woche, in Hinblick auf die vergangenen Anschläge in Brüssel, wartet Moderator Jonas Projer mit einem brisanten Thema auf: «Angst vor dem Islam» titelt das SRF im Newsletter. Auf Anfrage von persoenlich.com berichtet Projer, dass vor allem zwei Themen im Zentrum stehen: Leben im Umfeld der terroristischen Verbrechen und das Zusammenleben von Muslimen und Nicht-Muslimen in der Schweiz. Zwei grosse Brocken, die von vier Muslimen diskutiert werden sollen.
Dafür habe man eine liberale, zwei «mittige» sowie «am anderen Ende des Spektrums» einen Vertreter des islamischen Zentralrats eingeladen. Bei letzterem handelt es sich um Nicolas Blancho, den Präsidenten der Organisation, welcher in der Vergangenheit immer wieder durch seine ultra-konservativen Wertvorstellungen auffiel. Blancho rede an einem Ende, Jasmin El Sonbati, Gründungsmitglied vom Forum für einen fortschrittlichen Islam, am anderen, relativiert Projer. Ende Zitat
Ich verfolgte die umstrittene Sendung mit grossem Interesse, zumal dem Moderator bereits vor der Sendung vorgeworfen wurde, er habe nur Muslime eingeladen.
Wer die Sendung verfolgen konnte, war überrascht, wie die Thematik trotz angeblich einseitiger Runde gut beleuchtet werden konnte.
1. Die Arena wurde eindeutig entschlackt und dadurch die Dichte des üblichen Ablaufs wesentlich entlastet. Es agierte nur noch ein fundierter Experte. Der Prüfstand fehlte.
2. Neu wurde das Publikum vermehrt in die Diskussion mit einbezogen. (Ein Wunsch, der früher immer wieder vorgebracht wurde). Die Zuschauer waren in dieser Sendung auch viel besser beleuchtet und verschwanden nicht mehr gleichsam in einer Dunkelkammer.
Die Sendung hatte Bodenhaftung mit den Voten aus dem Publikum, beispielsweise mit dem Chauffeur und seinen konkreten Bedenken. Oder auch mit der Frau, die es nicht begreifen konnte, dass Kinder von islamischen Familien im Baselbiet ihrer Lehrerin die Hand nicht mehr reichen durften.
Im Gegensatz zu den ersten Sendungen war die jüngste Ausgabe eindeutig dialogischer und dadurch wurde auch der Moderator als lockerer empfunden.
3. Die üblichen Ausweichtechniken der Extremisten konnten nicht mehr so einfach zelebriert werden, wie bei früheren Sendungen, bei denen fragwürdige Vertreter des Islams mit diskutierten. Jonas Projers Nachhaken erschwerte die Versuche der bekannten NICHT-Antworten.
Blancho versuchte zwar immer wieder, jegliche Kritik am Islam als Islamophobie abzutun. Sein Argumentationskonzept: Die Gewaltaktionen sind für ihn die Frucht der Islamophobie in unseren Kulturkreisen.
4. Durch den geschlossene Auftritt von Muslimen konnte herausgeschält werden, dass die einzelnen Akteure eigentlich nur einen Teil der islamischen Bevölkerung repräsentierten und sich der Zentralrat nur verbal eine zentrale Funktion zuschreibt und gar nicht so ernst genommen werden müsste, wie er sich gibt.
Es wurde ferner deutlich, dass die verschiedenen Vertreter in vielen Fragen sehr uneinig sind. Bei der Verweigerung der Handreichung bei Frauen trat sogar eine Spaltung der verschiedenen Akteure zu Tage.
Ich persönlich war erstaunt, wie sich die Vereinfachung des Konzeptes positiv auf die ganze Sendung auswirkte.
Der Einschub aus dem Publikum mit der Verweigerung des Handschlages bei Lehrerinnen wurde hernach sogar zu einem grossen Medienthema. Weil der Moderator wissen wollte, ob der Handschlag verweigert werden dürfte in unserem Kulturkreis, kam der oberste Muslim der Schweiz Montassar Benmrad bei seinem Auftritt in Schleudern. Er beantwortete die eindeutige Frage nicht, ob er es richtig finde, wenn der Händedruck an Schulen in der Schweiz verweigert wird. Projer akzeptierte dieses Ausweichen nicht. Er wiederholte in gewohnter Manier seine eindeutige Frage und erhielt als Antwort ein „Ja und nein“ mit der weichgespülten Ergänzung im Konjunktiv: „Ich würde sagen, eher nein“.
Im Vorfeld sagte Jonas Projer zu dieser umstrittenen Sendung:
«Eine gute Arena ist zuallererst inhaltlich relevant – denn dafür bezahlt man die Gebühren.Wenn die Debatte zusätzlich auch noch emotional und spannend ist, gehe ich richtig zufrieden nach Hause. Diese Woche bin ich riesig gespannt».
FAZIT: Die Sendung war inhaltlich tatsächlich relevant.
Ich teile die Meinung jener Medienkritiker nicht, die Jonas Projer vorwerfen, er habe Blancho eine Werbeplattform im öffentlich- rechtlichen Fernsehen geboten.
Im Gegensatz zu früheren Auftritten (ARENA und SCHAWINSKI) wurden die Ausweichmanöver entlarvt und der Moderator drohte sogar dem gewieften Agitator das Mikrofon abzustellen, als er sich um die Schlussfrage mokiert hatte und einen Werbespot für IZRS-Veranstaltung einschieben wollte.
Wie bei der Analyse Medienclub mit Franz Fischlin, vertrete ich auch bei dieser Sendung die Meinung: Das Fernsehen darf die Vertreter einer relevanten Gruppe nicht ausladen, wenngleich ihre Meinung für viele Zuschauer als fragwürdig oder unzumutbar empfunden werden.
LINK:
(DIE NEGATIVEN ERWARTUNGEN WURDEN NICHT ERFUELLT)
Schon vor der Sendung gingen die Wogen hoch.
Jonas Projer wurde kritisiert, weil er den umstrittenen Zentralrat Blancho eingeladen hatte:
Ich zitiere Persönlich:
Der umstrittene Präsident des islamischen Zentralrats ist zu Gast bei Jonas Projer. In den sozialen Medien gehen die Wogen hoch. Der Moderator verteidigt seinen Entscheid.
Freitag ist Arena-Tag. Auch diese Woche, in Hinblick auf die vergangenen Anschläge in Brüssel, wartet Moderator Jonas Projer mit einem brisanten Thema auf: «Angst vor dem Islam» titelt das SRF im Newsletter. Auf Anfrage von persoenlich.com berichtet Projer, dass vor allem zwei Themen im Zentrum stehen: Leben im Umfeld der terroristischen Verbrechen und das Zusammenleben von Muslimen und Nicht-Muslimen in der Schweiz. Zwei grosse Brocken, die von vier Muslimen diskutiert werden sollen.
Dafür habe man eine liberale, zwei «mittige» sowie «am anderen Ende des Spektrums» einen Vertreter des islamischen Zentralrats eingeladen. Bei letzterem handelt es sich um Nicolas Blancho, den Präsidenten der Organisation, welcher in der Vergangenheit immer wieder durch seine ultra-konservativen Wertvorstellungen auffiel. Blancho rede an einem Ende, Jasmin El Sonbati, Gründungsmitglied vom Forum für einen fortschrittlichen Islam, am anderen, relativiert Projer. Ende Zitat
Ich verfolgte die umstrittene Sendung mit grossem Interesse, zumal dem Moderator bereits vor der Sendung vorgeworfen wurde, er habe nur Muslime eingeladen.
Wer die Sendung verfolgen konnte, war überrascht, wie die Thematik trotz angeblich einseitiger Runde gut beleuchtet werden konnte.
1. Die Arena wurde eindeutig entschlackt und dadurch die Dichte des üblichen Ablaufs wesentlich entlastet. Es agierte nur noch ein fundierter Experte. Der Prüfstand fehlte.
2. Neu wurde das Publikum vermehrt in die Diskussion mit einbezogen. (Ein Wunsch, der früher immer wieder vorgebracht wurde). Die Zuschauer waren in dieser Sendung auch viel besser beleuchtet und verschwanden nicht mehr gleichsam in einer Dunkelkammer.
Die Sendung hatte Bodenhaftung mit den Voten aus dem Publikum, beispielsweise mit dem Chauffeur und seinen konkreten Bedenken. Oder auch mit der Frau, die es nicht begreifen konnte, dass Kinder von islamischen Familien im Baselbiet ihrer Lehrerin die Hand nicht mehr reichen durften.
Im Gegensatz zu den ersten Sendungen war die jüngste Ausgabe eindeutig dialogischer und dadurch wurde auch der Moderator als lockerer empfunden.
3. Die üblichen Ausweichtechniken der Extremisten konnten nicht mehr so einfach zelebriert werden, wie bei früheren Sendungen, bei denen fragwürdige Vertreter des Islams mit diskutierten. Jonas Projers Nachhaken erschwerte die Versuche der bekannten NICHT-Antworten.
Blancho versuchte zwar immer wieder, jegliche Kritik am Islam als Islamophobie abzutun. Sein Argumentationskonzept: Die Gewaltaktionen sind für ihn die Frucht der Islamophobie in unseren Kulturkreisen.
4. Durch den geschlossene Auftritt von Muslimen konnte herausgeschält werden, dass die einzelnen Akteure eigentlich nur einen Teil der islamischen Bevölkerung repräsentierten und sich der Zentralrat nur verbal eine zentrale Funktion zuschreibt und gar nicht so ernst genommen werden müsste, wie er sich gibt.
Es wurde ferner deutlich, dass die verschiedenen Vertreter in vielen Fragen sehr uneinig sind. Bei der Verweigerung der Handreichung bei Frauen trat sogar eine Spaltung der verschiedenen Akteure zu Tage.
Ich persönlich war erstaunt, wie sich die Vereinfachung des Konzeptes positiv auf die ganze Sendung auswirkte.
Der Einschub aus dem Publikum mit der Verweigerung des Handschlages bei Lehrerinnen wurde hernach sogar zu einem grossen Medienthema. Weil der Moderator wissen wollte, ob der Handschlag verweigert werden dürfte in unserem Kulturkreis, kam der oberste Muslim der Schweiz Montassar Benmrad bei seinem Auftritt in Schleudern. Er beantwortete die eindeutige Frage nicht, ob er es richtig finde, wenn der Händedruck an Schulen in der Schweiz verweigert wird. Projer akzeptierte dieses Ausweichen nicht. Er wiederholte in gewohnter Manier seine eindeutige Frage und erhielt als Antwort ein „Ja und nein“ mit der weichgespülten Ergänzung im Konjunktiv: „Ich würde sagen, eher nein“.
Im Vorfeld sagte Jonas Projer zu dieser umstrittenen Sendung:
«Eine gute Arena ist zuallererst inhaltlich relevant – denn dafür bezahlt man die Gebühren.Wenn die Debatte zusätzlich auch noch emotional und spannend ist, gehe ich richtig zufrieden nach Hause. Diese Woche bin ich riesig gespannt».
FAZIT: Die Sendung war inhaltlich tatsächlich relevant.
Ich teile die Meinung jener Medienkritiker nicht, die Jonas Projer vorwerfen, er habe Blancho eine Werbeplattform im öffentlich- rechtlichen Fernsehen geboten.
Im Gegensatz zu früheren Auftritten (ARENA und SCHAWINSKI) wurden die Ausweichmanöver entlarvt und der Moderator drohte sogar dem gewieften Agitator das Mikrofon abzustellen, als er sich um die Schlussfrage mokiert hatte und einen Werbespot für IZRS-Veranstaltung einschieben wollte.
Wie bei der Analyse Medienclub mit Franz Fischlin, vertrete ich auch bei dieser Sendung die Meinung: Das Fernsehen darf die Vertreter einer relevanten Gruppe nicht ausladen, wenngleich ihre Meinung für viele Zuschauer als fragwürdig oder unzumutbar empfunden werden.
LINK:
Marcus Knill
26.03.2016 Emotionen statt Reflexion
Der Medienclub hätte die Berichterstattung über
Flüchtlinge analysieren sollen. Stattdessen dominierte Polemik.
NACHTRAG AUS 20 MIN:
In der Sendung «Arena» vom letzten Freitag wich Montassar Benmrad dieser Frage zuerst aus. Benmrad ist der Präsident der Föderation islamischer Dachorganisationen Fids, die als gemässigt und liberal gilt. Auf Nachfrage antwortete Benmrad: «Ja und nein. Ich würde sagen, eher nein.» Als die «Schweiz am Sonntag» nachhakte, meinte Benmrad, er empfehle den muslimischen Schülern Frauen die Hand zu geben. Man solle aber Geduld haben mit Muslimen, die es anders hielten und der Meinung seien, dass es respektvoll sei, die Hand eben gerade nicht zu geben.
«Verführung verhindern»
Zu diesen Muslimen gehört etwa Qaasim Illi vom Islamischen Zentralrat Schweiz. Illi, der fremden Frauen die Hand nicht gibt, heisst den Entscheid von Therwil gut und plädiert für mehr Toleranz. «Es gilt das Konzept der Geschlechtertrennung um die Verführung zu verhindern.» Es sei im Islam ein Tabu, dass Männer Frauen die Hand geben. Dieses Prinzip gelte auch umgekehrt, weshalb es falsch sei, von Frauendiskriminierung zu sprechen.
Illi warnt davor, die Vereinbarung von Therwil wieder aufzulösen: «Würde die unsittliche Annäherung zwischen einem jungen Mann und einer Lehrerin erzwungen, grenzt das an körperlicher Nötigung.» Überhaupt versteht er die ganze Aufregung nicht: «Nach den Vorfällen in der Silvesternacht in Köln forderten alle lautstark, dass Muslime sich von Frauen fernhalten sollen. Und jetzt fordert man plötzlich wieder körperliche Nähe.»
«Sind hier nicht in Saudi-Arabien»
Für die Händedruckverweigerung gar kein Verständnis hat dagegen Saida Keller-Messahli vom Forum für einen fortschrittlichen Islam. «Wir leben hier nicht in Saudi-Arabien.» Man dürfe den Forderungen extremistischer muslimischer Männer nicht nachgeben. Denn das bedeute, den politischen Islam zu unterstützen.»
Das Thema bewegt auch die 20-Minuten-Leserschaft. 87 Prozent der über 18’000 Umfrage-Teilnehmer finden die Händedruckverweigerung inakzeptabel. Auch Andersgläubige müssten sich der Schweizer Kultur anpassen. 5 Prozent sind der Meinung, das zeuge von Respekt gegenüber anderen Kulturen. 8 Prozent können die Diskussion um einen simplen Handschlag nicht verstehen.
NACHTRAG AUS 20 MIN:
In der Sendung «Arena» vom letzten Freitag wich Montassar Benmrad dieser Frage zuerst aus. Benmrad ist der Präsident der Föderation islamischer Dachorganisationen Fids, die als gemässigt und liberal gilt. Auf Nachfrage antwortete Benmrad: «Ja und nein. Ich würde sagen, eher nein.» Als die «Schweiz am Sonntag» nachhakte, meinte Benmrad, er empfehle den muslimischen Schülern Frauen die Hand zu geben. Man solle aber Geduld haben mit Muslimen, die es anders hielten und der Meinung seien, dass es respektvoll sei, die Hand eben gerade nicht zu geben.
«Verführung verhindern»
Zu diesen Muslimen gehört etwa Qaasim Illi vom Islamischen Zentralrat Schweiz. Illi, der fremden Frauen die Hand nicht gibt, heisst den Entscheid von Therwil gut und plädiert für mehr Toleranz. «Es gilt das Konzept der Geschlechtertrennung um die Verführung zu verhindern.» Es sei im Islam ein Tabu, dass Männer Frauen die Hand geben. Dieses Prinzip gelte auch umgekehrt, weshalb es falsch sei, von Frauendiskriminierung zu sprechen.
Illi warnt davor, die Vereinbarung von Therwil wieder aufzulösen: «Würde die unsittliche Annäherung zwischen einem jungen Mann und einer Lehrerin erzwungen, grenzt das an körperlicher Nötigung.» Überhaupt versteht er die ganze Aufregung nicht: «Nach den Vorfällen in der Silvesternacht in Köln forderten alle lautstark, dass Muslime sich von Frauen fernhalten sollen. Und jetzt fordert man plötzlich wieder körperliche Nähe.»
«Sind hier nicht in Saudi-Arabien»
Für die Händedruckverweigerung gar kein Verständnis hat dagegen Saida Keller-Messahli vom Forum für einen fortschrittlichen Islam. «Wir leben hier nicht in Saudi-Arabien.» Man dürfe den Forderungen extremistischer muslimischer Männer nicht nachgeben. Denn das bedeute, den politischen Islam zu unterstützen.»
Das Thema bewegt auch die 20-Minuten-Leserschaft. 87 Prozent der über 18’000 Umfrage-Teilnehmer finden die Händedruckverweigerung inakzeptabel. Auch Andersgläubige müssten sich der Schweizer Kultur anpassen. 5 Prozent sind der Meinung, das zeuge von Respekt gegenüber anderen Kulturen. 8 Prozent können die Diskussion um einen simplen Handschlag nicht verstehen.