Am Montag über Mittag auf dem Bellevueplatz in Zürich:
Eine Tramkomposition hält an. Die Türen öffnen. Auf dem Gehsteig schreit ein Betrunkener einem Fahrgast durch die offene Türe Schlötterlinge an den Kopf. Er ereifert sich dermassen, dass er durch die offene Tür unverhofft in den Wagen springt und den Beschimpften zu verprügeln beginnt. Die Auseinandersetzung eskaliert. Wer weiss, wie das Ganze hätte enden können. Wir kennen solche Szenen, bei denen jemand spitalreif geschlagen wird, ohne dass jemand eingreift. Auch bei diesem Vorfall erstarren die Beobachter. Während der ganzen Episode bleibt an der Haltestelle die Wagentüre offen. Die Plattform im Tram wird für die wartenden Gäste gleichsam zur Bühne, auf der sich ein Live - Drama abspielt.
Plötzlich steigen vier junge Männer - ohne zu Flunkern - beherzt ins Tram - packen den Uebeltäter, noch bevor jemand zu Schaden kommt. Ruhig und sicher - befördern sie den betrunkenen Raufbold aufs Perron und setzen dann mit gemessenen Schritten ihren Weg in unterschiedlichen Richtungen fort. Die Türen schliessen. Der Spuk ist vorbei.
Die Retter - im Businessdress - wirkten sportlich und fit. Für mich waren diese Männer anonyme Helden. Sie ernteten kein Dankeschön - Kein Zeitungsartikel wird den Vorfall erwähnen. Den mutigen Rettern sei deshalb an dieser Stelle gedankt.