Immer mehr Studenten wählen den Weg über das Fernstudium
Der Rektor der ETH hat Bedenken.
Ich zitiere:
Kein «echtes Lernen» mit Online-Fernkursen
Studieren per Fernkurs: Der neue ETH-Präsident Lino Guzella hält
nicht viel von der Ausbildung via Internet. Er sieht sie nur als
Ergänzung.
Der neue ETH Rektor findet Online-Lernkurse: «Sinnvoll,
aber nicht alleinseligmachend.»
Der neue ETH-Präsident hält nicht viel von den boomenden
Online-Fernkursen, die immer mehr Hochschulen weltweit anbieten. Diese
Kurse seien sinnvoll, aber nur als Ergänzung, sagt Lino Guzella in einem
Interview mit der «NZZ am Sonntag». Das Entscheidende beim Lernen sei
der Austausch.
Die Online-Kurse seien eine Facette in der
Entwicklung hin zu einer besseren Lehre, sagt der ETH-Präsident im
Interview. «Sie sind sinnvoll, aber nicht alleinseligmachend.» Guzella
sieht die Kurse vor allem «als Ergänzung.» Das Entscheidende beim Lernen
sei der Austausch. So lerne man richtig, und nicht indem man etwas auf
einem Bildschirm sehe.
Direkter Kontakt mit Menschen wichtig
«Wir
wollen die Studierenden zu selbstständigen, kritischen und kreativ
denkenden Menschen anleiten.» Die ETH wolle nicht Menschen ausbilden,
die bestehendes Wissen wiedergäben, sondern solche, die neues schaffen
könnten. Dieses «echte Lernen» finde nicht im Internet statt, sondern
über den direkten Kontakt mit Menschen.
Die so genannten
MOOC, Akronym für «Massive Open Online Courses», begannen ihren
Aufschwung im Jahr 2011 in den USA, von wo sie nach Europa
herüberschwappten. Die ETH Lausanne war eine der ersten europäischen
Hochschulen, die sie anbot. Heute können an der EPFL 20 MOOC belegt
werden, Dutzende weitere sind in Vorbereitung.
Auch
andere Schweizer Hochschulen testen diese neue Lehrmethode, die Videos,
Texte und Übungen flexibel einsetzt und mit einem Zertifikat
abgeschlossen werden kann. Die ETH Zürich hat bisher vier MOOC für ein
globales Publikum produziert. Die Universität Zürich bot bisher einen
Kurs pro Jahr an.
Zulassungsbeschränkung für ausländische Studierende
Der
57-jährige Guzella ist seit 2002 Rektor der ETH Zürich. Am 1. Januar
2015 übernimmt er das Amt des Präsidenten und wird damit oberste
Führungsperson der Hochschule. Als diese warnt Guzella im Interview vor
einem grenzenlosen Wachstum der Studierendenzahlen und befürwortet eine
Regulierung der ausländischen Studierenden.
85 Prozent
der Bachelor-Studierenden an der ETH hätten eine Schweizer Matura, sagt
der ETH-Präsident. «Und das ist richtig so.» Man wolle den Bezug zur
Schweiz nicht verlieren und den Ausbildungsauftrag ernst nehmen.
«Deshalb haben wir die Möglichkeit einer Beschränkung verlangt.»
Falls
einmal viel mehr Ausländer an der ETH studieren wollten, müsse die ETH
ein Instrument haben zur Regulierung. «Wir müssen dabei sein im
internationalen Wettbewerb, wollen aber nicht blind wachsen», sagt der
ETH-Präsident.
(sda)
KOMMENTAR:
Schon heute nehmen viele Studenten nicht an der Vorlesung teil. Sie lesen Bücher, anstatt die Vorlesung zu besuchen. Ich habe immer wieder gehört, die Unis wollten lediglich die Studenten vom freien Lernen abhalten. Manche Professoren hätten leider noch nicht gemerkt, dass ihr Wissen zum Teil bereits veraltet ist.
Dennoch zeigt sich in der Praxis:
Fernkurse sind nicht für alle geeignet.
Bei den technischen Fächern ist es ziemlich schwierig online zu studieren und die Laborübungen für den
Praxisbezug fehlen bei Fernkursen ganz.
Persönlich habe ich festgestellt, dass die Präsenz bei Lernprozessen hilfreich ist.
Der direkte Austausch hat viele Vorteile. Der direkte Kontakt mit Menschen kann nicht durch einen Bildschirm ersetzt werden.
Ich gehe mit dem Rektor der ETH insoweit einig:
Wenn die Studierenden zu selbstständigen, kritischen und kreativ
denkenden Menschen angeleitet werden sollten und die Hochschule nicht nur Menschen ausbilden sollte,
die nur bestehendes Wissen wiedergibt, so ist dieses Ziel nicht mit Fernkursen zu erreichen. Die Hochschule muss Menschen heranbilden, die Neues schaffen
können. Und dieses «echte Lernen» kann nicht im Internet stattfinden.
Somit bleiben Fernkurse tatsächlich nur eine Ergänzung.
In der Praxis stelle ich heute fest, dass Jugendliche zwar das Google-wissen rasch abrufen können.
Das führt oft zu einer Fehleinschätzung. Die Studenten glauben, es genüge im Studium, nur bestehendes Wissen abrufen zu können.
Leider genügt das heute nicht. Im Alltag gilt es, das Wissen zu verknüpfen.