Kriminologe Killias mit provokativer These
Ist Kiffen schuld an der Jugendgewalt?
ST. GALLEN -
Die hohe Jugendgewalt führt Strafrechtsprofessor Martin Killias auf
den hohen Cannabiskonsum in der Schweiz zurück. Mit dieser Aussage
überrascht er alle. Suchtexperten sind anderer Meinung.
In der Schweiz geht die Jugendgewalt in absoluten Zahlen zwar
zurück. Dies liege aber bloss an rückläufigen Geburtenzahlen. In der Tat
zeige sich ein «deutlicher Anstieg vieler Delikte pro 1000
Jugendliche», sagt Strafrechtprofessor Martin Killias zum «St. Galler
Tagblatt».
Die zunehmende Jugendgewalt führt Killias auf den hohen Cannabis-Konsum bei Schweizer Jugendlichen zurück. Er beruft sich dabei auf eine Studie von 2012.
Das erstaunt - gelten Kiffer doch gemeinhin als lethargisch, wenn sie einen Joint geraucht haben.
Doch Killias erklärt, die Droge schränke die Affektkontrolle bis zu 72 Stunden ein, während der Alkohol vom Körper viel schneller abgebaut wird. Dabei bleibe ein «längeres Zeitfenster» für Straftaten im Bereich der Jugendgewalt.
Wie sich dies in der Praxis zeige, kann Killias nicht genau sagen. Ob einer, der am Freitagabend gekifft hat, am Samstagabend im Ausgang eher zuschlägt, bleibe ebenfalls zu untersuchen.
«Vermutlich gehört diese Erkenntnis einfach zu den vielen Wirkungen von Cannabis, die wir bisher noch nicht kennen und erst noch erforschen müssen», so Killias.
Kiffen verursache allerdings viele andere Probleme, etwa Psychosen, Abhängigkeit oder schulische Probleme. «Gewalt aber gehört nicht dazu», meint er.
Eventuell, so räumt Meury ein, könne er sich vorstellen, dass ein Mischkonsum von Cannabis und Alkohol zu Straffälligkeit führe. «Die Jugendgewalt geschieht ja meistens im Ausgang.» (ct)
KOMMENTAR: Die These ist wissenschaftlich noch nicht erhärtet, ob Kiffen zu Straffälligkeit führt. Ob umgekehrt Straffällige zum Kiffen verleitet werden, muss selbst noch - nach Killias - untersucht werden. Killias erklärt ferner, die Droge schränke die Affektkontrolle bis zu 72 Stunden ein, während der Alkohol vom Körper viel schneller abgebaut werde. Dabei bleibe ein «längeres Zeitfenster» für Straftaten. Diese These wird von Meury (Sucht Schweiz) bezweifelt.
Doch räumt dieser Experte immerhin ein, dass Kiffen Problem verursache. Wie etwas Psychosen, Abhängigkeit und schulische Probleme. Aus der Sicht von Markus Meury könnte der Mischkonsum von Cannabis und Alkohl durchaus zu Straffälligkeiten führen.
Die zunehmende Jugendgewalt führt Killias auf den hohen Cannabis-Konsum bei Schweizer Jugendlichen zurück. Er beruft sich dabei auf eine Studie von 2012.
Das erstaunt - gelten Kiffer doch gemeinhin als lethargisch, wenn sie einen Joint geraucht haben.
Doch Killias erklärt, die Droge schränke die Affektkontrolle bis zu 72 Stunden ein, während der Alkohol vom Körper viel schneller abgebaut wird. Dabei bleibe ein «längeres Zeitfenster» für Straftaten im Bereich der Jugendgewalt.
Huhn oder Ei zuerst?
Wie Killias zu Blick.ch sagt, bestehe «zwischen Gewalt und Kiffen ein grösserer Zusammenhang als zwischen Alkohol und Gewalt». Doch die Kausalität sei nicht klar: Ob Kiffen zu Straffälligkeit führt oder umgekehrt Straffällige zum Kiffen verleitet werden, müsste noch untersucht werden.Wie sich dies in der Praxis zeige, kann Killias nicht genau sagen. Ob einer, der am Freitagabend gekifft hat, am Samstagabend im Ausgang eher zuschlägt, bleibe ebenfalls zu untersuchen.
«Vermutlich gehört diese Erkenntnis einfach zu den vielen Wirkungen von Cannabis, die wir bisher noch nicht kennen und erst noch erforschen müssen», so Killias.
Fachleute widersprechen
Experten sind überrascht von Killias' Aussage. «Grundsätzlich gilt als unbestritten, dass Cannabis sedativ wirkt, also dämpfend aufs Gemüt. In der Literatur ist dies klar belegt. Alkohol und Kokain hingegen fördern die Aggressivität», sagt Markus Meury von Sucht Schweiz.Kiffen verursache allerdings viele andere Probleme, etwa Psychosen, Abhängigkeit oder schulische Probleme. «Gewalt aber gehört nicht dazu», meint er.
Eventuell, so räumt Meury ein, könne er sich vorstellen, dass ein Mischkonsum von Cannabis und Alkohol zu Straffälligkeit führe. «Die Jugendgewalt geschieht ja meistens im Ausgang.» (ct)
KOMMENTAR: Die These ist wissenschaftlich noch nicht erhärtet, ob Kiffen zu Straffälligkeit führt. Ob umgekehrt Straffällige zum Kiffen verleitet werden, muss selbst noch - nach Killias - untersucht werden. Killias erklärt ferner, die Droge schränke die Affektkontrolle bis zu 72 Stunden ein, während der Alkohol vom Körper viel schneller abgebaut werde. Dabei bleibe ein «längeres Zeitfenster» für Straftaten. Diese These wird von Meury (Sucht Schweiz) bezweifelt.
Doch räumt dieser Experte immerhin ein, dass Kiffen Problem verursache. Wie etwas Psychosen, Abhängigkeit und schulische Probleme. Aus der Sicht von Markus Meury könnte der Mischkonsum von Cannabis und Alkohl durchaus zu Straffälligkeiten führen.