Es lohnt sich immer, schon am Anfang Haltung zu zeigen.
Nicht erst vor einem Auftritt - auch im Job oder auf der Strasse.
Wer sich nicht gehen lässt, wird ernster genommen.
Vor einem Kommunikationsprozess ist es besonders wichtig, die Balance zwischen Lockerheit und Spannung aufzubauen. VOR dem Sprechen ist eine Selbstkontrolle ein Muss.
Stehe oder sitze ich geerdet?
Bin ich locker?
(Muskulatur)
Kontrolle: Keine fixen Verbindungen der Arme und Hände.
Ist die Wirbelsäule senkrecht?
(Stimmbänder dürfen weder verspannt noch eingeklemmt sein. Dies ist der Fall beim "Nach vorne beugen" oder beim "Zurück lehnen").
Sobald ich spreche, benötige ich die ganze Aufmerksamkeit aufs Zuhören, aufs Denken und auf das adressatengerechte Formulieren. Dann ist es aber völlig falsch, an die Körpersprache zu denken.
Leider wird in vielen Körpersprachseminaren empfohlen, was man alles während des Sprechens zusätzlich bedenken sollte:
Halten Sie die Hände so... Schauen Sie so.... Achten Sie bei der Gestik auf.... usw.
Wer sich an solche Tipps hält, macht einen gravierenden Fehler: Er büsst die Achtsamkeit auf das Wesentliche ein - aufs DU und das DENKEN.
Während meiner langjährigen Erfahrung habe ich festgestellt, dass es lohnt, sich voll und ganz auf den Dialog einzustellen.
Wer sich nur auf das Gegenüber oder das Publikum konzentriert, vereinfacht Kommunikationsprozesse. Der Körper stellt sich dann nämlich automatisch richtig ein.
Wer sich für das Gegenüber interessiert, schaut die Person auch an. Die Stimme und die Gestik stimmt dann ebenfalls mit der situativen Stimmung überein.
Wenn Sie im Internet Körpersprache googeln, finden Sie Dutzende von Ratgebern und Autoren, die angeblich ganz genau wissen, auf was Sie während des Sprechens alles zusätzlich achten sollten. "Kratzen Sie nicht an den Armen oder in den Haaren", "Greifen Sie mit den Händen nicht ins Gesicht", usw.
Falsch sind auch alle Tipps und Interpretationen einzelner Gesten und Verhaltensweisen. Die publizierte Rezepte suggerieren, wir könnten aus EINER Geste schlüssig sagen, was das Gegenüber denkt.
Beispielsweise lesen wir über Merkels typische Handhaltung als Raute:
- Diese signalisiere Abwehr
- Die Kanzlerin zeige damit Aggression
- Dies sei ein typisches Konzentrationssignal
Solche Deutungen sind fragwürdig.
Was wirklich zutrifft, lässt sich aus solch punktuellen Verhaltensweisen nie mit Sicherheit sagen.
Die rautenbildenden Hände sind nämlich nur ein Teil des Geschehens.
Die Situation, die verbalen Aeusserungen, die Situation, die Atmung, der Muskeltonus. Alles wirkt als Gesamtheit. Erst das ganze wahrgenommene Geschehen kann intuitiv beurteilt werden.
Hüten wir uns deshalb vor solch billigen, vorschnellen Deutungen.
Wenngleich in Kursen und Körpersprachkursen Momentaufnahmen in unzulässiger Art interpretiert werden, sind solche Vereinfachungen gefährlich.
Ich kenne eine Lehrerin, die hatte in einem Kurs gelernt: Verschränkte Arme bedeuten eine "Beziehungssperre" oder "Abwehr". Dies führte dazu, dass sie mit der Schülerin Vera - die mit verschränkten Armen da gesessen hatte - nach dem Unterricht ein längeres Zwiegespräch geführt hat, um herauszufinden, was Vera gegen sie hat. Anstatt die Kommunikation zu erleichtern, weinten beide am Schluss der Gespräches. Die rezeptorientierte Interpretation erschwerte die Kommunikation, statt weiter zu helfen.
ERKENNTNIS: Bei der Körpersprache lohnt es sich, auf die innere Stimme zu hören.
Wir sind im Grunde genommen alle Spezialisten, weil wir schon als Kleinkind unsere Wahrnehmung geschult haben. Im Sandkasten erkannten wir bereits Signale, die andere Kinder aussendeten, wenn sie beabsichtigten, uns das "Kesseli" weg zu nehmen. Es sind oft mehrere Signale, die uns weiterhelfen.
Wir alle haben unbewusst im Laufe des Lebens solche Frühwarnsignale während vieler Jahre erworben und sind eigentlich intuitiv fähig, diese "unbewusst wahrgenommen Signale" einzuordnen. Ich habe gesehen, dass vor allem Frauen recht gut erkennen, dass beim Gegenüber etwas nicht stimmt. Meist wissen sie nicht genau, weshalb einer Person nicht vertraut werden kann. Sie merken jedoch intuitiv: Da ist Vorsicht angebracht.
Was wir auch zur Kenntnis nehmen sollten:
Unsere Haltung, unsere Körpersprache beeinflusst unser Fühlen, unsere Einstellung ebenfalls.
Wer sich bemüht, seine Körpergrösse auszuschöpfen, aufrecht zu stehen und zu sitzen, die Schultern nicht hängen zu lassen, der wird erkennen: Die Körpersprache beeinflusst nicht nur den ersten Eindruck und die Wirkung auf andere Personen, sie beeinflusst auch die eigene Stimmung.
LINKS:
15. März 2007 ... In der Fachliteratur wird der erste Eindruck unterschiedlich thematisiert. Es gibt
Autoren, die messen ihm keine grosse Bedeutung bei.
www.rhetorik.ch/Erstereindruck/Erstereindruck.html
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