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Samstag, 29. März 2014
Image schlägt Fakten
Putin und die Medien
Können Rückschlüsse seines Verhaltens auf sein Persönlichkeitsprofil gezogen werden?
Wer öffentlich auftritt, muss sich bewusst sein, dass das Bild, das er vermittelt, wesentlich zu seinem Image beiträgt. Wer Bilder vermittelt, beeinflusst seine Glaubwürdigkeit nachhaltig. Keinem Politikern ist sein Ruf, seine "Marke" (Branding) gleichgültig. Denn in der Praxis zählt erstaunlicherweise das Image mehr als die Fakten. Das Verhalten, der Ton, die Körpersprache und die kommunikative Kompetenz beeinflussen das Image einer Person in der Oeffentlichkeit enorm. Es kann auch wissenschaftlich nachgewiesen werden: Image schlägt Fakten!
Die Universität Zürich hat diese Erkenntnis mit einer wissenschaftlichen Studie belegt.
Christian Fichter (Universität Zürich) ist auf Imageforschung spezialisiert. Er hat die Untersuchung durch sein Teams im Schweizer Fernsehen in einer Sendung "Einstein" vorgestellt. Sein Projekt illustrierte, dass die Aussage von Politikern in den Medien von deren Image beeinflusst wird.
SP-Präsident Christian Levrat und SVP-Präsident Toni Brunner sprachen beim ersten Experiment einen identischen (neutralen) Text in die Kamera. Die Probanden wurden nachher gefragt, ob der Text mit der politischen Position des Sprechers übereinstimmt. In einem zweiten Experiment wurde der Text einerseits als "Blick"-Text andererseits als "NZZ"-Text gegeben. Die Leute mussten die Seriosität des Artikels bewerten.
Die Experimente bestätigten:
Die Glaubwürdigkeit einer Aussage hängt von der Person oder deren Format ab. Sowohl die Person als auch die Präsentation beeinflussen den Inhalt einer Botschaft. Fakten werden durch die Person und deren Darstellung gefärbt.
Zum Bild Putins in den Medien.
______________________________
Seit Jahren habe ich Putins Verhalten in der Oeffentlichkeit verfolgt und beschrieben.
Mittlerweile habe ich gesehen, dass die Körpersprache der Staatsmänner von Experten gezielt analysiert worden ist.
So sollen US-Militärs jahrelang in einem geheimen Programm auch die Körpersprache des russischen Präsidenten Wladimir Putin studiert haben, um Rückschlüsse auf dessen Entscheidungen ziehen zu können. Die Erkenntnisse der Pentagon-internen Denkfabrik blieben leider geheim.
Verteidigungsminister Chuck Hagel hat durch einen Zeitungsbericht von diesem Programm erfahren. Das sagte jedenfalls Konteradmiral John Kirby, ein Sprecher des Verteidigungsministeriums, nach Angaben der Online-Zeitung «Politico». (Quelle 20 Min)
Das hat mich brennend interessiert. Schade, dass nichts verfügbar ist.
Bei meinen Beobachtungen interessierte mich immer die Wirkung der Auftritte Putins beim Publikum.
Politiker werden heute sehr stark nach ihrer medialen Wirkung beurteilt. Das sprachliches Geschick spielt meist eine untergeordnete Rolle. Alle sind bemüht - zusammen mit ihren Beratern - ihr Image aufzupolieren. Ich verzichte an dieser Stelle auf die Reden Putins einzugehen. Bei allen Auftritten fiel mir auf, dass Putin die Adjektive gezielt einsetzt, dass er Fortschrittsvisionen unterstreicht und sensible Sachverhalte zu verhüllen und zu verharmlosen versteht.
Jüngst publizierte Martin Miller (Psychotherapeut) im BLICK den Charakter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er wies ihm folgende Charaktereigenschaften zu:
Skrupellosigkeit: Er lässt sich durch moralische oder zweifelnde Überlegungen nicht von seinem Handeln abbringen. Er kennt keine ethischen Bedenken. Ein Unrechtsbewusstsein gegenüber potenziellen Opfern kennt er nicht.
Charme: Er ist immer nett, zu allen. Man hat den Eindruck, dass er völlig unschuldig ist. Sein Auftreten ist distanziert, aber immer beherrscht und zuvorkommend. Er lässt glauben, dass man ihm unrecht tut, wenn man ihm Böses zutraut!
Fokussierung: Putin kann sich hervorragend auf sein Ziel konzentrieren. Er kennt keine Gefühle und Hemmungen, das Erreichen des Ziels ist das A und O. Nichts hält ihn mehr ab, wenn er einmal loslegt. Er ist entschlossen und geht konsequent seinen Weg, die anderen existieren für ihn nicht.
Mentale Härte: Den Ex-Geheimdienstmann Putin kann nichts aus dem Gleichgewicht bringen. Er bleibt eiskalt. Er kennt kein Gefühl der Angst. Er denkt glasklar. Sein Denken wird von keinen störenden Emotionen beeinflusst.
Handeln: Er lässt sich durch keine Drohung von aussen ablenken oder beeinflussen. Drohungen spornen ihn nur an und lösen in ihm einen Adrenalinstoss aus.
Dieses Persönlichkeitsprofil weist auf Aspekte hin, die ich bei seinen Medienauftritten in ähnlicher Form festgestellt hatte:
Seinen Opfern gegenüber zeigte es sich tatsächlich oft uneinsichtig (gegenüber Journalisten).
Er gibt sich bei Auftritten sehr beherrscht und "kontrolliert freundlich". Auf auf mich wirkt Putin recht emotionslos.
Seine Ziele strebt er unnachgiebig an.
Obwohl Fachleute gezweifelt hatten, dass die Bauten der Winterolympiade in Sotschi zeitgerecht bereit stehen würden, konnte Putin dieses Megaevent als riesigen Erfolg verbuchen.
Dass Putin eitel ist, haben wir bei einem Foto des Staatschefs im Kanu feststellen können.
Er liess bei den Aufnahmen seine Fettröllchen retouchieren.
Die Redakteure der Zeitschrift "Paris Match" werden wohl kaum von sich aus diese Speckröllchen um die Präsidentenhüfte bei den Bildern des paddelnden Präsidenten wegretuschiert haben.
Ein Leser hat mir nach dieser Bild-Manipulation die Frage gestellt, ob Putin wohl fähig wäre,auch Personen, die ihm nicht genehm sind, wie die Speckröllchen verschwinden zu lassen? Er verwies auf die bekannten Fotomanipulationen in totalitären Staaten, wo solche Retouchen etwas Normales sind.
Putin gibt sich gerne sportlich.
Russlands Regierungschef Wladimir Putin präsentierte an seinem 56. Geburtstag einen Judolehrfilm, in dem er selbst auftritt. Schwarzer Gürtel: Judo-Meister Wladimir Putin. Die DVD heisst "Judo lernen mit Wladimir Putin", ist eine Ergänzung zu einem Judo-Lehrbuch. Mitte September liess der russische Ex-Präsident in einem Interview mit der Zeitung "Le Figaro" verlauten, dass er gern mit Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy trainieren würde:
"Er ist sehr interessiert, und wir haben beschlossen, in Zukunft ein Training zusammen zu absolvieren".
In rhetorik.ch berichteten wir über neue Fotos von Wladimir Putin, wie er mit dem Hängegleiter Kraniche in ihr Winterhabitat begleitet. Die Operation hiess "Hoffnungsflug".
Ein Artikel kommentierte, dass Putin zwar zu Hause etwas zurückhaltende Unterstützung hat, dafür aber von den Kranichen anerkannt wird. Das ist relativ leicht: Die Tiere akzeptieren einen Menschen in weissen Kleidern und einem Helm mit Schnabel als "Vaterfigur".
Das Thema wurde auch von Cartoons aufgenommen. Eines zeigt Putin mit Kartonflügeln, wie er den Störchen sagt: "Lasst uns Rollen verteilen. Ich bin das Alphatier". Ein anderer zeigt Putin, der sagt: "Ich werde euch retten". Ein Storch antwortet: "Vielleicht sterbe ich lieber aus".
Putin und die Journalisten
Russische Reporter, die das eigenen Land kritisieren und Missstände aufdecken, betrachtet Putin als Landesverräter und Nestbeschmutzer. Er sieht nach sowjetischer Tradition in den Medien ein Propagandainstrument. Journalisten sollen keinesfalls als vierte Gewalt die Regierung kontrollieren, sondern dabei helfen, das Volk besser zu beherrschen.
Putin verachtet Journalisten. Jeden Abend füllt er die Hauptnachrichten, Journalisten aber hält er gewöhnlich auf Distanz. Sie sind nicht mehr als Erfüllungsgehilfen für seine aufwendigen Propagandainszenierungen, seine Showeinlagen bei der Jagd oder am Klavier.
Auch laut SPIEGEL verachtet Wladimir Putin Journalisten. Der Ex-KGB-Offizier zieht Geheimdienstaktionen und Hinterzimmerdeals dem Licht der Öffentlichkeit vor. Wenn Russlands starker Mann Medienleute in seine Nähe lässt, dann nur, um sie zu manipulieren - oder ihnen zu drohen.
Bei Putins öffentlichen Auftritten begleitet ihn der sogenannte Kreml-Pool, ein Tross von mehr als zwei Dutzend handverlesenen Journalisten. Anders als in Amerika oder Deutschland reisen die Journalisten nicht mit dem Präsidenten oder Ministerpräsidenten in einem Flugzeug. Sie sind Teil des Vorauskommandos.
Jelena Tregubowa, die inzwischen im Londoner Exil lebt, gehörte zum Kreml-Pool. Fünf Jahre lang hat sie für die Tageszeitung "Kommersant" über die Präsidenten Boris Jelzin und Wladimir Putin berichtet. In ihrem Buch "Die Mutanten des Kreml. Mein Leben in Putins Reich" enthüllte sie die Regeln, die Putins Pressesprecher schon zu Beginn der ersten Präsidentschaft Putins aufgestellt hatte: Erstens, jeder kann schreiben, was er will, aber keiner soll sich wundern, wenn er beim nächsten Präsidententermin nicht mehr dabei ist. Zweitens, keiner hat das Recht, dem Präsidenten eine Frage zu stellen, die nicht vorher abgesprochen ist. "Es roch nicht nur nach dem Geist des KGB, es stank danach", fasst Tregubowa zusammen.
Gestellte Aufnahme des Sommerabenteuers
Jelena Dikun, eine andere Kreml-Journalistin, die inzwischen für den Ex-Premierminister und Oppositionspolitiker Michail Kasjanow arbeitet, erinnert sich daran, dass Putins Verhalten auf seinen Reisen nicht immer dem Image entsprach, das seine PR-Berater der Öffentlichkeit präsentieren. Sie habe Putin, der landesweit als Alkoholgegner gilt, durchaus in angeheitertem Zustand erlebt. "Putin war im Kontakt mit Journalisten unsicher", sagt Dikun. "Ihre Fragen stören ihn bei der Machtausübung."
Hillary Clinton verglich Putins Verhalten mit Hitler
Die ehemalige US-Außenministerin Hillary Clinton hat in einem Bericht der Stuttgarter Zeitung Kremlchef Wladimir Putin im Konflikt um die Ukraine mit dem Verhalten von Adolf Hitler verglichen. „Wenn einem das bekannt vorkommt, es ist das, was Hitler damals in den 30er Jahren tat“, soll Clinton laut der Lokalzeitung „Long Beach Press-Telegram“ bei einem Auftritt in Kalifornien gesagt haben. Das Büro der Demokratin nahm zunächst keine Stellung zu dem Bericht.
„Hitler sagte stets, die ethnischen Deutschen, die Deutschen per Abstammung, die in Gebieten wie der Tschechoslowakei oder Rumänien waren, werden nicht richtig behandelt. Ich muss mein Volk beschützen“, zitiert die Zeitung Clinton. Konkret soll sie sich auf die Ausgabe von Reisepässen an Ukrainer mit Wurzeln in Russland bezogen haben. Putin sei ein Mann, der glaube, „die russische Größe wiederherstellen“ zu müssen, sagte Clinton.
Clinton hat dann aber später klargestellt, dass es keinen Hinweis darauf gebe, dass Putin „so irrational wie der Anstifter des Zweiten Weltkriegs" sei.
Putin als "Alpha-Rüde"
Julian Assange, Gründer von WikiLeaks bezeichnete
den russischen Ministerpräsident Putin als "Alpha-Rüden".
Dieses Bild bestätigt das Image: Alpha Typ.
Ob Putins Phantomschmerz sein Verhalten beeinflusst? (Quelle TAGI)
Es ist hart, ein Imperium zu verlieren, aber man kann darüber hinwegkommen. So ging es schon den Römern oder den Briten. Das letzte Grossreich, das unterging, war jedoch die Sowjetunion. Nach dem Kalten Krieg übrig geblieben ist Russland, immer noch riesig und mächtig, aber kein Imperium mehr.
Dieser Verlust scheint bei Wladimir Putin einen geostrategischen Phantomschmerz ausgelöst zu haben: Als ehemaliger KGB-Offizier in der DDR leidet er am Verlust der Satellitenstaaten in Ost- und Mitteleuropa und den früheren Sowjetrepubliken, unter anderem der Ukraine. Deshalb baut er nun ein System von Minisatelliten um Russland herum auf, zunächst Transnistrien, dann Südossetien und Abchasien und jetzt die Krim.
Für den Westen stellt sich die unbequeme Frage, wie man mit einem Mann umgeht, der offensichtlich aus einem historischen Minderwertigkeitskomplex heraus seine militärischen Muskeln spielen lässt. Von einem neuen Kalten Krieg zu reden, wäre verfrüht, aber kühler ist es geworden zwischen Ost und West.
Putin - ein Mann der Widersprüche?
Wladimir Putin wird einersets „Cäsarenwahn“ attestiert, auf der andern Seite gilt er eher als defensiv und ängstlich. In Sotschi präsentierte er Russland von seiner besten Seite. Wir sahen ihn in den Medien als aufmerksamen Gastgeber. Er zeigte sich umgänglich. Mit den Niederländern trank er Pilsund mit den Oesterreichern Obstler.
Für Putin war die Winteroympiade ein wichtiger Höhepunkt. Super fürs Image.
Nur eine Woche nach dem Fest der Völkerfreundschaft holte sich dann aber Wladimir Putin von seinem Parlament die Erlaubnis, im Nachbarland Ukraine einzumarschieren. Er annektierte die Krim.
Auch Politologen fiel es schwer, Putin zu verstehen. Angela Merkel sagte dem amerikanischen Präsidenten, Putin lebe „in einer anderen Welt“ (Quelle „New York Times“).
Putin selbst hüllt sich zur Zeit immer noch in Schweigen.
Im Grunde genommen liebt er keine plötzlichen Umstürze, Revolutionen. Abrupte Bewegung in der Politik war nie seine Sache. Diese Charaktereigenschaft ist nun schlecht vereinbar mit dem raschen Handeln auf der Krim.
Ob sich Putin vom Westen verraten fühlt?
Wer Putins Handeln verstehen will, kann sein Handeln auf der Krim nur aus den bisherigen gefühlten und tatsächlichen Enttäuschungen erklären. Putin musste handeln.
Anderseits ist Moskaus Vorgehen zynisch und gefährlich. Es verletzt das Völkerrecht. Zudem verletzt es auch den Menschenverstand: Wer in andere Länder einmarschiert, sollte sich zuvor zurechtlegen, was genau er erreichen will.
So gesehen bleibt Putin ein Mann der Widersprüche.
Putin "Person des Jahres"
"Time" vergibt jährlich den Titel der "Person des Jahres". Das sei keine Ehrung, unterstreicht die US-Zeitschrift, keine Billigung oder Anerkennung einer weltweiten Popularität. Vielmehr zeichnet "Time" die besonders mächtigen Persönlichkeiten und Mächte aus, die unsere Welt verändern – zum Besseren oder zum Schlechten.
Nun ist es das gute Recht der traditionsreichen Zeitung, einen wertefreien Blick auf das Weltgeschehen zu werfen. Nichts Moralisches also: 1938 wurde in "Time" Hitler zur Person des Jahres gekürt, ein Jahr später war es Stalin, dem 1942, mitten im Zweiten Weltkrieg, sogar zum zweiten Mal der Titel zuerkannt wurde.
Dieses Jahr soll der russischen Präsident Wladimir Putin "Person des Jahres" werden.
Er ist kein Demokrat, argumentiert die Zeitung, und kein Liebhaber der Redefreiheit. In erster Linie stünde er für Stabilität – jene Stabilität, die wichtiger sei als alle Freiheiten in dem Land, das seit einem Jahrhundert keine Stabilität kannte. Weder Reformer noch Autokrat, sei es ihm gelungen, eine außerordentliche Stabilisierung Russlands zu erreichen und es zurück in den Kreis der Großmächte zu führen. Just für diese Leistung hat "Time" ihm den Titel verliehen.
Bei Putins Umgang mit den Medien dürfen nicht vergessen:
Putin - kaum im Amt - setzte einen Frontalangriff auf die Pressefreiheit an. Fünf Wochen nach seiner Amtseinführung liess er den Medienmagnaten Wladimir Gussinski festnehmen, weil er die Grausamkeiten russischer Truppen im Tschetschenien-Krieg und mitten im Wahlkampf Putin in einer Satiresendung im Fernsehkanal NTW als hässlichen Giftzwerg lächerlich gemacht hatte, als eine Art russische Wiedergeburt der Kunstfigur Klein Zaches des deutschen Dichters E.T.A. Hoffmann.
Am Ende eines schmutzigen, harten und an Manipulationen reichen Wahlkampfes wollte NTW am Freitagabend ursprünglich auch Hubert Seipels Dokumentation "Ich, Putin" zeigen, die am vergangenen Montag in der ARD zu sehen war Nach einem Protest der Wahlbehörden nahm der Sender den Film kurzfristig aus dem Programm - das russische Wahlgesetz verbietet von Freitag-Mitternacht bis zur Wahl am Sonntag jegliche Agitation.
Der Hamburger Regisseur kam Putin nahe wie kaum einer, sein Film zeigt auf ambivalente Weise den gefährlichen Charme des Kreml-Chefs, dem mitunter auch Journalisten erliegen.
LINK:
Können Rückschlüsse seines Verhaltens auf sein Persönlichkeitsprofil gezogen werden?
Wer öffentlich auftritt, muss sich bewusst sein, dass das Bild, das er vermittelt, wesentlich zu seinem Image beiträgt. Wer Bilder vermittelt, beeinflusst seine Glaubwürdigkeit nachhaltig. Keinem Politikern ist sein Ruf, seine "Marke" (Branding) gleichgültig. Denn in der Praxis zählt erstaunlicherweise das Image mehr als die Fakten. Das Verhalten, der Ton, die Körpersprache und die kommunikative Kompetenz beeinflussen das Image einer Person in der Oeffentlichkeit enorm. Es kann auch wissenschaftlich nachgewiesen werden: Image schlägt Fakten!
Die Universität Zürich hat diese Erkenntnis mit einer wissenschaftlichen Studie belegt.
Christian Fichter (Universität Zürich) ist auf Imageforschung spezialisiert. Er hat die Untersuchung durch sein Teams im Schweizer Fernsehen in einer Sendung "Einstein" vorgestellt. Sein Projekt illustrierte, dass die Aussage von Politikern in den Medien von deren Image beeinflusst wird.
SP-Präsident Christian Levrat und SVP-Präsident Toni Brunner sprachen beim ersten Experiment einen identischen (neutralen) Text in die Kamera. Die Probanden wurden nachher gefragt, ob der Text mit der politischen Position des Sprechers übereinstimmt. In einem zweiten Experiment wurde der Text einerseits als "Blick"-Text andererseits als "NZZ"-Text gegeben. Die Leute mussten die Seriosität des Artikels bewerten.
Die Experimente bestätigten:
Die Glaubwürdigkeit einer Aussage hängt von der Person oder deren Format ab. Sowohl die Person als auch die Präsentation beeinflussen den Inhalt einer Botschaft. Fakten werden durch die Person und deren Darstellung gefärbt.
Zum Bild Putins in den Medien.
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Seit Jahren habe ich Putins Verhalten in der Oeffentlichkeit verfolgt und beschrieben.
Mittlerweile habe ich gesehen, dass die Körpersprache der Staatsmänner von Experten gezielt analysiert worden ist.
So sollen US-Militärs jahrelang in einem geheimen Programm auch die Körpersprache des russischen Präsidenten Wladimir Putin studiert haben, um Rückschlüsse auf dessen Entscheidungen ziehen zu können. Die Erkenntnisse der Pentagon-internen Denkfabrik blieben leider geheim.
Verteidigungsminister Chuck Hagel hat durch einen Zeitungsbericht von diesem Programm erfahren. Das sagte jedenfalls Konteradmiral John Kirby, ein Sprecher des Verteidigungsministeriums, nach Angaben der Online-Zeitung «Politico». (Quelle 20 Min)
Das hat mich brennend interessiert. Schade, dass nichts verfügbar ist.
Bei meinen Beobachtungen interessierte mich immer die Wirkung der Auftritte Putins beim Publikum.
Politiker werden heute sehr stark nach ihrer medialen Wirkung beurteilt. Das sprachliches Geschick spielt meist eine untergeordnete Rolle. Alle sind bemüht - zusammen mit ihren Beratern - ihr Image aufzupolieren. Ich verzichte an dieser Stelle auf die Reden Putins einzugehen. Bei allen Auftritten fiel mir auf, dass Putin die Adjektive gezielt einsetzt, dass er Fortschrittsvisionen unterstreicht und sensible Sachverhalte zu verhüllen und zu verharmlosen versteht.
Jüngst publizierte Martin Miller (Psychotherapeut) im BLICK den Charakter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er wies ihm folgende Charaktereigenschaften zu:
Skrupellosigkeit: Er lässt sich durch moralische oder zweifelnde Überlegungen nicht von seinem Handeln abbringen. Er kennt keine ethischen Bedenken. Ein Unrechtsbewusstsein gegenüber potenziellen Opfern kennt er nicht.
Charme: Er ist immer nett, zu allen. Man hat den Eindruck, dass er völlig unschuldig ist. Sein Auftreten ist distanziert, aber immer beherrscht und zuvorkommend. Er lässt glauben, dass man ihm unrecht tut, wenn man ihm Böses zutraut!
Fokussierung: Putin kann sich hervorragend auf sein Ziel konzentrieren. Er kennt keine Gefühle und Hemmungen, das Erreichen des Ziels ist das A und O. Nichts hält ihn mehr ab, wenn er einmal loslegt. Er ist entschlossen und geht konsequent seinen Weg, die anderen existieren für ihn nicht.
Mentale Härte: Den Ex-Geheimdienstmann Putin kann nichts aus dem Gleichgewicht bringen. Er bleibt eiskalt. Er kennt kein Gefühl der Angst. Er denkt glasklar. Sein Denken wird von keinen störenden Emotionen beeinflusst.
Handeln: Er lässt sich durch keine Drohung von aussen ablenken oder beeinflussen. Drohungen spornen ihn nur an und lösen in ihm einen Adrenalinstoss aus.
Dieses Persönlichkeitsprofil weist auf Aspekte hin, die ich bei seinen Medienauftritten in ähnlicher Form festgestellt hatte:
Seinen Opfern gegenüber zeigte es sich tatsächlich oft uneinsichtig (gegenüber Journalisten).
Er gibt sich bei Auftritten sehr beherrscht und "kontrolliert freundlich". Auf auf mich wirkt Putin recht emotionslos.
Seine Ziele strebt er unnachgiebig an.
Obwohl Fachleute gezweifelt hatten, dass die Bauten der Winterolympiade in Sotschi zeitgerecht bereit stehen würden, konnte Putin dieses Megaevent als riesigen Erfolg verbuchen.
Dass Putin eitel ist, haben wir bei einem Foto des Staatschefs im Kanu feststellen können.
Er liess bei den Aufnahmen seine Fettröllchen retouchieren.
Die Redakteure der Zeitschrift "Paris Match" werden wohl kaum von sich aus diese Speckröllchen um die Präsidentenhüfte bei den Bildern des paddelnden Präsidenten wegretuschiert haben.
Ein Leser hat mir nach dieser Bild-Manipulation die Frage gestellt, ob Putin wohl fähig wäre,auch Personen, die ihm nicht genehm sind, wie die Speckröllchen verschwinden zu lassen? Er verwies auf die bekannten Fotomanipulationen in totalitären Staaten, wo solche Retouchen etwas Normales sind.
Putin gibt sich gerne sportlich.
Russlands Regierungschef Wladimir Putin präsentierte an seinem 56. Geburtstag einen Judolehrfilm, in dem er selbst auftritt. Schwarzer Gürtel: Judo-Meister Wladimir Putin. Die DVD heisst "Judo lernen mit Wladimir Putin", ist eine Ergänzung zu einem Judo-Lehrbuch. Mitte September liess der russische Ex-Präsident in einem Interview mit der Zeitung "Le Figaro" verlauten, dass er gern mit Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy trainieren würde:
"Er ist sehr interessiert, und wir haben beschlossen, in Zukunft ein Training zusammen zu absolvieren".
In rhetorik.ch berichteten wir über neue Fotos von Wladimir Putin, wie er mit dem Hängegleiter Kraniche in ihr Winterhabitat begleitet. Die Operation hiess "Hoffnungsflug".
Ein Artikel kommentierte, dass Putin zwar zu Hause etwas zurückhaltende Unterstützung hat, dafür aber von den Kranichen anerkannt wird. Das ist relativ leicht: Die Tiere akzeptieren einen Menschen in weissen Kleidern und einem Helm mit Schnabel als "Vaterfigur".
Das Thema wurde auch von Cartoons aufgenommen. Eines zeigt Putin mit Kartonflügeln, wie er den Störchen sagt: "Lasst uns Rollen verteilen. Ich bin das Alphatier". Ein anderer zeigt Putin, der sagt: "Ich werde euch retten". Ein Storch antwortet: "Vielleicht sterbe ich lieber aus".
Putin und die Journalisten
Russische Reporter, die das eigenen Land kritisieren und Missstände aufdecken, betrachtet Putin als Landesverräter und Nestbeschmutzer. Er sieht nach sowjetischer Tradition in den Medien ein Propagandainstrument. Journalisten sollen keinesfalls als vierte Gewalt die Regierung kontrollieren, sondern dabei helfen, das Volk besser zu beherrschen.
Putin verachtet Journalisten. Jeden Abend füllt er die Hauptnachrichten, Journalisten aber hält er gewöhnlich auf Distanz. Sie sind nicht mehr als Erfüllungsgehilfen für seine aufwendigen Propagandainszenierungen, seine Showeinlagen bei der Jagd oder am Klavier.
Auch laut SPIEGEL verachtet Wladimir Putin Journalisten. Der Ex-KGB-Offizier zieht Geheimdienstaktionen und Hinterzimmerdeals dem Licht der Öffentlichkeit vor. Wenn Russlands starker Mann Medienleute in seine Nähe lässt, dann nur, um sie zu manipulieren - oder ihnen zu drohen.
Bei Putins öffentlichen Auftritten begleitet ihn der sogenannte Kreml-Pool, ein Tross von mehr als zwei Dutzend handverlesenen Journalisten. Anders als in Amerika oder Deutschland reisen die Journalisten nicht mit dem Präsidenten oder Ministerpräsidenten in einem Flugzeug. Sie sind Teil des Vorauskommandos.
Jelena Tregubowa, die inzwischen im Londoner Exil lebt, gehörte zum Kreml-Pool. Fünf Jahre lang hat sie für die Tageszeitung "Kommersant" über die Präsidenten Boris Jelzin und Wladimir Putin berichtet. In ihrem Buch "Die Mutanten des Kreml. Mein Leben in Putins Reich" enthüllte sie die Regeln, die Putins Pressesprecher schon zu Beginn der ersten Präsidentschaft Putins aufgestellt hatte: Erstens, jeder kann schreiben, was er will, aber keiner soll sich wundern, wenn er beim nächsten Präsidententermin nicht mehr dabei ist. Zweitens, keiner hat das Recht, dem Präsidenten eine Frage zu stellen, die nicht vorher abgesprochen ist. "Es roch nicht nur nach dem Geist des KGB, es stank danach", fasst Tregubowa zusammen.
Gestellte Aufnahme des Sommerabenteuers
Jelena Dikun, eine andere Kreml-Journalistin, die inzwischen für den Ex-Premierminister und Oppositionspolitiker Michail Kasjanow arbeitet, erinnert sich daran, dass Putins Verhalten auf seinen Reisen nicht immer dem Image entsprach, das seine PR-Berater der Öffentlichkeit präsentieren. Sie habe Putin, der landesweit als Alkoholgegner gilt, durchaus in angeheitertem Zustand erlebt. "Putin war im Kontakt mit Journalisten unsicher", sagt Dikun. "Ihre Fragen stören ihn bei der Machtausübung."
Hillary Clinton verglich Putins Verhalten mit Hitler
Die ehemalige US-Außenministerin Hillary Clinton hat in einem Bericht der Stuttgarter Zeitung Kremlchef Wladimir Putin im Konflikt um die Ukraine mit dem Verhalten von Adolf Hitler verglichen. „Wenn einem das bekannt vorkommt, es ist das, was Hitler damals in den 30er Jahren tat“, soll Clinton laut der Lokalzeitung „Long Beach Press-Telegram“ bei einem Auftritt in Kalifornien gesagt haben. Das Büro der Demokratin nahm zunächst keine Stellung zu dem Bericht.
„Hitler sagte stets, die ethnischen Deutschen, die Deutschen per Abstammung, die in Gebieten wie der Tschechoslowakei oder Rumänien waren, werden nicht richtig behandelt. Ich muss mein Volk beschützen“, zitiert die Zeitung Clinton. Konkret soll sie sich auf die Ausgabe von Reisepässen an Ukrainer mit Wurzeln in Russland bezogen haben. Putin sei ein Mann, der glaube, „die russische Größe wiederherstellen“ zu müssen, sagte Clinton.
Clinton hat dann aber später klargestellt, dass es keinen Hinweis darauf gebe, dass Putin „so irrational wie der Anstifter des Zweiten Weltkriegs" sei.
Putin als "Alpha-Rüde"
Julian Assange, Gründer von WikiLeaks bezeichnete
den russischen Ministerpräsident Putin als "Alpha-Rüden".
Dieses Bild bestätigt das Image: Alpha Typ.
Ob Putins Phantomschmerz sein Verhalten beeinflusst? (Quelle TAGI)
Es ist hart, ein Imperium zu verlieren, aber man kann darüber hinwegkommen. So ging es schon den Römern oder den Briten. Das letzte Grossreich, das unterging, war jedoch die Sowjetunion. Nach dem Kalten Krieg übrig geblieben ist Russland, immer noch riesig und mächtig, aber kein Imperium mehr.
Dieser Verlust scheint bei Wladimir Putin einen geostrategischen Phantomschmerz ausgelöst zu haben: Als ehemaliger KGB-Offizier in der DDR leidet er am Verlust der Satellitenstaaten in Ost- und Mitteleuropa und den früheren Sowjetrepubliken, unter anderem der Ukraine. Deshalb baut er nun ein System von Minisatelliten um Russland herum auf, zunächst Transnistrien, dann Südossetien und Abchasien und jetzt die Krim.
Für den Westen stellt sich die unbequeme Frage, wie man mit einem Mann umgeht, der offensichtlich aus einem historischen Minderwertigkeitskomplex heraus seine militärischen Muskeln spielen lässt. Von einem neuen Kalten Krieg zu reden, wäre verfrüht, aber kühler ist es geworden zwischen Ost und West.
Putin - ein Mann der Widersprüche?
Wladimir Putin wird einersets „Cäsarenwahn“ attestiert, auf der andern Seite gilt er eher als defensiv und ängstlich. In Sotschi präsentierte er Russland von seiner besten Seite. Wir sahen ihn in den Medien als aufmerksamen Gastgeber. Er zeigte sich umgänglich. Mit den Niederländern trank er Pilsund mit den Oesterreichern Obstler.
Für Putin war die Winteroympiade ein wichtiger Höhepunkt. Super fürs Image.
Nur eine Woche nach dem Fest der Völkerfreundschaft holte sich dann aber Wladimir Putin von seinem Parlament die Erlaubnis, im Nachbarland Ukraine einzumarschieren. Er annektierte die Krim.
Auch Politologen fiel es schwer, Putin zu verstehen. Angela Merkel sagte dem amerikanischen Präsidenten, Putin lebe „in einer anderen Welt“ (Quelle „New York Times“).
Putin selbst hüllt sich zur Zeit immer noch in Schweigen.
Im Grunde genommen liebt er keine plötzlichen Umstürze, Revolutionen. Abrupte Bewegung in der Politik war nie seine Sache. Diese Charaktereigenschaft ist nun schlecht vereinbar mit dem raschen Handeln auf der Krim.
Ob sich Putin vom Westen verraten fühlt?
Wer Putins Handeln verstehen will, kann sein Handeln auf der Krim nur aus den bisherigen gefühlten und tatsächlichen Enttäuschungen erklären. Putin musste handeln.
Anderseits ist Moskaus Vorgehen zynisch und gefährlich. Es verletzt das Völkerrecht. Zudem verletzt es auch den Menschenverstand: Wer in andere Länder einmarschiert, sollte sich zuvor zurechtlegen, was genau er erreichen will.
So gesehen bleibt Putin ein Mann der Widersprüche.
Putin "Person des Jahres"
"Time" vergibt jährlich den Titel der "Person des Jahres". Das sei keine Ehrung, unterstreicht die US-Zeitschrift, keine Billigung oder Anerkennung einer weltweiten Popularität. Vielmehr zeichnet "Time" die besonders mächtigen Persönlichkeiten und Mächte aus, die unsere Welt verändern – zum Besseren oder zum Schlechten.
Nun ist es das gute Recht der traditionsreichen Zeitung, einen wertefreien Blick auf das Weltgeschehen zu werfen. Nichts Moralisches also: 1938 wurde in "Time" Hitler zur Person des Jahres gekürt, ein Jahr später war es Stalin, dem 1942, mitten im Zweiten Weltkrieg, sogar zum zweiten Mal der Titel zuerkannt wurde.
Dieses Jahr soll der russischen Präsident Wladimir Putin "Person des Jahres" werden.
Er ist kein Demokrat, argumentiert die Zeitung, und kein Liebhaber der Redefreiheit. In erster Linie stünde er für Stabilität – jene Stabilität, die wichtiger sei als alle Freiheiten in dem Land, das seit einem Jahrhundert keine Stabilität kannte. Weder Reformer noch Autokrat, sei es ihm gelungen, eine außerordentliche Stabilisierung Russlands zu erreichen und es zurück in den Kreis der Großmächte zu führen. Just für diese Leistung hat "Time" ihm den Titel verliehen.
Bei Putins Umgang mit den Medien dürfen nicht vergessen:
Putin - kaum im Amt - setzte einen Frontalangriff auf die Pressefreiheit an. Fünf Wochen nach seiner Amtseinführung liess er den Medienmagnaten Wladimir Gussinski festnehmen, weil er die Grausamkeiten russischer Truppen im Tschetschenien-Krieg und mitten im Wahlkampf Putin in einer Satiresendung im Fernsehkanal NTW als hässlichen Giftzwerg lächerlich gemacht hatte, als eine Art russische Wiedergeburt der Kunstfigur Klein Zaches des deutschen Dichters E.T.A. Hoffmann.
Am Ende eines schmutzigen, harten und an Manipulationen reichen Wahlkampfes wollte NTW am Freitagabend ursprünglich auch Hubert Seipels Dokumentation "Ich, Putin" zeigen, die am vergangenen Montag in der ARD zu sehen war Nach einem Protest der Wahlbehörden nahm der Sender den Film kurzfristig aus dem Programm - das russische Wahlgesetz verbietet von Freitag-Mitternacht bis zur Wahl am Sonntag jegliche Agitation.
Der Hamburger Regisseur kam Putin nahe wie kaum einer, sein Film zeigt auf ambivalente Weise den gefährlichen Charme des Kreml-Chefs, dem mitunter auch Journalisten erliegen.
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