TV-Kritik:
Stichworte aus der Kritik des Tagesanzeigers:
Die Frage, ob eine Kugel vielleicht abprallt, wenn man im Innern eines Autos herumknallt, wird nicht erörtert. Die Hamburger «Tatort»-Folge «Kopfgeld» war längst weitergehechtet, mal flog die Kamera über Szenerien, mal zoomte sie in Details rein, und immer zappelte sie nervös wie ein Erstklässler vor den Sommerferien. «Dann zeigen wir ihnen Blut!», brüllte ein Ermittler, gemeint war die Mafia und ein wenig auch das Publikum. Es bekam Blut zu sehen und richtete sich ein in der heimeligen Brutalität dieses sonntäglichen Lagerfeuerformats.
Til Schweiger machte ja alles aus und das meiste allein, als Kommissar lavierte er zwischen Familie und Lotterleben und erledigte ansonsten die Schurken auf eigene Faust. Halb erwartete man einen Gastauftritt von Bruce Willis.
Wie macht Til Schweiger das eigentlich, dass die Psychologie sofort lachhaft wird, sobald er auftritt? Dass die Coolness aufgesetzt wirkt und der Witz herbeigezerrt? Soll es sein Geheimnis bleiben.
KOMMENTAR:
Der Glaube ein Krimi - mit einem Bodycount-Rekord (19 Tote) und harten Kämpfen mano a mano sei ein besserer Krimi - ist ein Irrglaube. Gewalt, Blut, Tote wirre Schnitte, Sex und Ballern allein machen noch keinen guten Krimi. Selten habe ich mich bei einem so hektischen, wirren und blutigen Sonntageabendkrimi dermassen gelangweilt. Es fehlte der rote Faden. Es fehlte vor allem die Glaubwürdigkeit, das Mitfiebern. Ranking aus meiner Sicht: Ein Flop - gut gemeint aber wie beim Essen: Zu viel Salz und Pfeffer verdirbt ein Menue. Ich rate den Tatort Machern: Geht über die Bücher!
NACHTRAG: Vernichtendes urteil auch vom Fan-club chef Francois Werner. Ich zitiere aus BLICK-online vom 11.3.14:
Nix für schwache Nerven war die gestrige «Tatort»-Folge des Hamburg-Teams um Til Schweiger (50): Ein grausamer Rekord von 19 Toten, viel Blut und Gewalt und actionreiche Szenen. Wie fanden eigentlich eingefleischte «Tatort»-Fans und -Kenner die Folge «Kopfgeld»? Fanclub-Chef François Werner hat die Folge genauer analysiert.
Der Film war blutig und nackt - weit weg von einem typischen «Tatort». Finden Sie das gut oder bedenklich?Ich mag das übertriebene, actionlastige Geballere im «Tatort» nicht so sehr, richtig! Für meinen Geschmack war das alles ein wenig dünn, einem «Tatort» nicht würdig, viel zu eindimensional und schwarz-weiss gezeichnet. Natürlich darf es in der «Tatort»-Landschaft auch solch einen Farbklecks geben, aber man hat sich doch sehr stark entfernt vom ursprünglichen «Tatort»-Konzept. Ich frage mich, warum Herr Schweiger immer wieder Bruce Willis nachmachen muss und nicht was ganz Eigenes, etwas Neues entworfen hat.
Der Schweiger-Tatort zeichnet sich (auch) durch Action aus. Vermissen Sie die leisen Töne?Die leisten Töne gibt es im «Tatort» ja auch weiterhin - Gott sei Dank - aber eben nicht bei Herrn Schweiger. Einmal im Jahr wird das schon auszuhalten sein.
Wie schätzen Sie den gestrigen Tatort und Schweigers Performance von gestern ein?Die Quote war ja deutlich schwächer als beim Erstling. Viele Fans haben erklärt, gar nicht erst einschalten zu wollen. Die Leute wissen, was sie von Schweiger zu erwarten haben und das Interesse lässt offensichtlich schon schnell nach. Es wird sich zeigen, ob die ARD sich damit einen Gefallen tut: das Stammpublikum zu verschrecken, nur um ein paar mehr junge Zuschauer auf der anderen Seite zu gewinnen. Ich bin gespannt, wie lange sich das eindimensionale Konzept hält und ob es sich schnell erschöpft. Viele Fans sehen das offenbar ganz ähnlich, wie unsere «Tatort»-Rangliste (www.tatort-rangliste.de) zeigt. Der Film kommt äußert schlecht weg, die Fans haben den Film sehr kritisch gesehen und entsprechend schlecht bewertet. Er befindet sich derzeit fast auf Platz 900, also ziemlich weit unten im Reigen aller bisherigen «Tatorte»