Mich hat es gewundert, dass sich ein Chefredaktor der renommierten NZZ für seinen Auftritt nicht richtig vorbereitet hatte, obwohl er genau wusste, dass er vor einem Millionenpublikum die Chance hat, seine Botschaft kund zu tun.
Dass der erste Eindruck prägend ist, sollte einem Medienmann bekannt sein. Dass ein TV Auftritt keine Schreibe ist, müsste eigentlich auch jeder Printjournalist wissen.
Das Publikum darf von einem Gesprächsteilnehmer Aufmerksamkeit und Präsenz erwarten.
Spillmann äusseres Verhalten widerspiegelte Desinteresse, Langweile und Missmut.
Ich zitiere PERSOENLICH.COM:
Köppel und Mörgeli kritisieren Spillmanns ARD-Auftritt
"Ich war froh, dass er sich keinen Joint anzündete", schreibt Mörgeli.
NZZ-Chefredaktor Markus Spillmann kommt dabei nicht gut weg: Im Artikel "Wir sind Europa" bezeichnet "Weltwoche"-Chefredaktor Roger Köppel Spillmanns Auftritt als "erschütternd". Er habe seinen Augen nicht getraut, als der "dandyhafte" Spillmann nicht neben dem zweiten Schweizer Platz genommen habe. Willy Bertscher, von 1933 bis 1967 NZZ-Chefredaktor, wäre bestimmt neben Mörgeli gesessen, schreibt Köppel weiter. Spillmann hingegen habe auf einer Linie mit der "linken europäischen Angriffsachse" argumentiert.
Auch Christoph Mörgeli, welcher selber in der Talk-Sendung sass und in den Medien vor allem wegen seines "einbetonierten Lächelns" veräppelt wurde, lässt kein gutes Haar an Spillmann. In seiner "Weltwoche"-Kolumne kritisiert er den 3-Tage-Bart des NZZ-Chrefredaktors, welcher "zeitweilig zu entschlummern drohte". Er sei schon froh gewesen, dass sich Spillman während der Sendung keinen Joint angezündet habe, so Mörgelis Fazit. (set)
KOMMENTAR: Erstaunlich, dass ich auch aus dem Publikum viele negative Echos erhalten hatte. Ich persönlich schrieb nach der Sendung:
Das Konzept der Sendung war eindeutig so konzipiert, dass Titel, Auswahl des Publikums und die Moderatorin Anne Will die Schweiz als Abschottungsland, als Rosinenpicker hinstellen wollte.
Mörgeli betonte nach meinem Dafürhalten immerhin das Selbstbestimmungsrecht der Schweiz. Doch spielte er zu sehr den Wadenbeisser.
Spielmann (NZZ) wirkte fade, zu farblos und überzeugte mit seiner gepielten lässigen, desinteressierte Haltung nicht. Seine Mimik signalisierte vielfach mürrisches "Nicht - Einverständnis". Inhaltlich differenzierte er hingegen die Problematik sehr geschickt, so dass er wie ein Ueberflieger die Diskussion aus einer Expertenwarte aus ins neutrale Licht zu rücken verstand. Dass er am deutschen Fernsehen Blocher als Brandstifter bezeichnete, war deplaziert und ist für einen Chefredaktor einer angesehenen Zeitung bedenklich.