Nach dem Betrachten des Buches "Das Orale" von Hartmut Böhme/Beate Slominski, München 2013 musste ich zwangläufig über die Bedeutung des Mundes bei Kommunikationsprozessen nachdenken, obwohl das Autorenteam das Thema zuerst aus der Sicht eines Zahnarztes ausgegangen sind. Der Philosoph Böhme und die Zahnärztin Slominski ist es jedenfalls in ihrem 348 seitigen Buch ernst mit der Erkundung von Zähne, Lippen, Zunge, Kiefer, Gaumen, Rachen. Dieser ereignisreiche Ort ist dann Ausgangspunkt für kollektive Bilder, Mythen, Begriffe, Assoziationen und Gefühle.
Was sich hinter dem verschlossenen Mund verbirgt, ist aus Sicht der Autoren gleichsam ein unbekannter Kontinent.
Tatsächlich hat das Orale etwas Geheimnisvolles, das sich in der Alltagssprache bildhaft wiederspiegelt:
Im alten Testament ist von "Zahn um Zahn" die Rede.
Begriffe wie, die "gespaltene Zunge" oder der "Höllenschlund" beziehen sich auf die orale Zone.
Der Gegner kann sich "bis auf die Zähne bewaffnen".
Wir können einer Person "auf den Zahn fühlen" oder ihm "die Zähne zeigen".
Es gibt Probleme, an denen wir uns die "die Zähne ausbeissen können".
Ob der "Zahn der Zeit" der mächtigste unter allen Zähnen ist?
Wir sehen: Zähne haben mit Angriff und Verteidigung zu tun.
Linguist Jürgen Trabant schreibt in seinem Aufsatz über die Evolution der Sprache: "Nichts konstituiert den Menschen so sehr als Menschen, wie das, was aus seinem MUNDE tönt."
Die mündliche Sprache, die Artikulation der Laute war ein entscheidender Sprung in der Gattungsgeschichte. Die Laute entstehen im komplexen Zusammenspiel einer ganzen Reihe von Organen wie Lunge, Gaumen, Zähne, Zunge, Lippen.
Die ausströmende Atemluft wird durch eine Gliederung in unterscheidbare Bewegungen zum Ausbau von bedeutungstragender Lautsequenzen genutzt. Das ist laut Trabant "die geniale Erfindung der menschlichen Primaten gewesen".
Die Mund-zu-Mund-Kommunikation
Form der direkten Kommunikation "von Mund zu Mund" zwischen Konsumenten innerhalb ihres sozialen Umfeldes, wobei insbesondere Meinungsführer für Multiplikator-Effekte sorgen, die zu Buzz führen kann; früher auch als "Mund-zu-Mund-Propaganda" bezeichnet.Bei der Werbung ist die Mund-zu-Mund Beurteilung etwas vom Wichtigsten.
Wird beispielsweise in einem Seminar schlecht gearbeitet, kommt es zwangsläufig zu einem negativen Multiplikationseffekt. Jeder Teilnehmer teilt die negative Erfahrung möglicherweise Dutzenden von Bekannten mit. Der schlechte Ruf verbreitet sich dadurch lawinenartig. Das gilt aber auch bei positiven Erlebnissen. Es lohnt sich somit, immer so zu arbeiten, dass die Teilnehmer die Prozessqualität eines Coachings erkennen. Die Mund-zu-Mund Propaganda ist effizient. Sie ersetzt Werbekosten.
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