Keine Uebertrittsprüfungen mehr - Verbot von Nachhilfestunden, es sei denn, alle könnten davon gratis profitieren - keine Hausaufgaben mehr - Verbot von Rückversetzungen - keine Selektion mehr vor der Maturität!
Diese wohlklingenden Forderungen zielen auf ein Schule ohne Stress und Druck, auf Chancengleichheit, auf das Recht auf Hochschulbildung.
Der Traum von einer Ausbildung vollkommener Chancengleichheit ist nicht neu. Das ist ideologisch gefärbter Wein in neuen Schläuchen. Derzeit werden erstaunlicherweise einige dieser überholten Forderungen in den Medien aufgewärmt und in Deutschland zum Teil schon umgesetzt.
Sie widersprechen völlig dem wirklichen Leben, bei dem nicht allen eine Beschäftigung garantiert werden kann.
Sobald sich nämlich ein Student später mit einer Stelle auseinandersetzen muss, holt ihn die ausgeklammerte Selektion ein. Die Firmen trauen nämlich den geschönten Beurteilungen nicht mehr. Die Kandidaten werden im der Praxis plötzlich hart geprüft, getestet und in einer Probezeit bewusst gestresst und belastet. Man will nachträglich erfahren, wie es mit der Belastbarkeit, dem Durchstehvermögen und den Kernkompetenzen bestellt ist.
Ich setzte mich seit Jahren auch mit der Lehrerweiterbildung intensiv auseinander und habe erkannt, dass viele Lehrkräfte ihre anvertrauten Zöglinge bewusst auf die Anforderungen des harten Berufalltages ausrichten. Sie wollen die Jugendlichen fürs Leben vorbereiten! Sie legen grossen Wert auf selbständiges Arbeiten (dies kann beispielsweise mit Hausaufgaben trainiert werden), auf Pünktlichkeit, Respekt, Sauberkeit, Verlässlichkeit und Durchstehvermögen (Verhalten und Absenzen werden wieder zusätzlich vermerkt).
Fazit: Die abgegriffenen, pseudoprogressiven Forderungen nach absoluter Chancengleichheit führen in eine Sackgasse. Wollen wir die Glaubwürdigkeit der Zeugnisse aufs Spiel setzen?
Was nützt es Jugendlichen, Schulen und Firmen, wenn wir die Maturität abwerten und die aufgewärmten Bestrebungen - "Recht auf höhere Bildung" umsetzen?
Welchen Wert haben akademische Titel, wenn nachher Taxichauffeusen mit einem Hochschulabschluss das tägliche Brot verdienen müssen?
Es lohnt sich, diese Zusammenhänge zu überdenken und solche grundsätzlichen Fragen für sich zu beantworten.