Der Skandal um die das importierte Pferdefleisch zieht immer breitere Kreise. Wir durften beobachten, wie sich eine typische Skandalisierungswelle aufbaute. Wir dürfen davon ausgehen, dass die Diskussion um Pferdefleisch noch einige Tage andauert, bevor diese Welle wieder abebbt. Mit Sicherheit wird sich das Thema von der Falsch-Deklaration von Pferdefleisch hin zu weiteren Themen wie der Pferdezucht, Pferdetransporte etc. entwickeln. Die entsprechenden Organisationen und Interessenvertreter bringen sich erst in Stellung. Aber auch diese Diskussion wird in absehbarer Zeit wieder abklingen.
Es bleibt zu hoffen, dass die Diskussion trotzdem Spuren im Sinnen eines angemessenen Konsumentenschutzes hinterlässt. Deklarationspflichten müssen eingehalten werden. Die Kontrollen aller Verantwortlichen - und dazu zählen nicht nur die Händler - müssen sorgfältig geführt werden. Alle Detailhändler werden kurz- und mittelfristig nicht darum kommen, Ihre Kontrollen weiter zu verstärken. Dazu zählen auch moderne DNA-Analysen.
Zu Beginn der Skandal-Entwicklung stand Coop im Rampenlicht. Coop geniesst - auch wie auch Migros - als traditionelles Schweizer Unternehmen in unserem Land einen guten Ruf. Marketing- und Kommunikationsseitig wurde bei den beiden "Grossen" viel investiert, um sich als nachhaltiges Unternehmen zu positionieren. Der Skandal schreckte auf. Wie ist das bei Coop möglich? Viele Konsumentinnen und Konsumenten hätten ein solches Ereignis bei einem Discounter erwartet. Aber nicht bei Coop. Tatsache ist: Coop ist wie alle Detaillisten gezwungen, möglichst günstiger einzukaufen. Darunter kann die Qualität leiden. Die Discounter können dank ihren effizienten Strukturen hochwertige Produkte zu einem wirklich günstigen Preis anbieten. Hier haben Sie gegenüber Migros und Coop einen Vorteil. Die Wahrnehmung der Harddiscounter in der Schweiz ist jedoch noch verzerrt.
Die kommunikative Reaktion der Detailhändler war angemessen. Rasch wurde über die Hintergründe informiert. Wir können davon ausgehen, dass die Branche auch unter dem medialen Druck mit den notwendigen Massnahmen reagieren wird. Der Kunde wird es Ihnen danken.
Die Medien übernehmen auch beim Skandal um das Pferdefleisch als Informationsvermittler eine wichtige Funktion im Interesse der Konsumenten. Dazu zählt auch, die Prozesse zu erklären und die Verantwortlichkeiten der Lieferanten, Zwischenhändler und Kontrollbehörden zu hinterfragen. Hier konnten sie einige wichtige Punkte in Erfahrung bringen und der Öffentlichkeit vermitteln.
Nachtrag:
Wo ist denn das Problem mit Pferdefleisch?
von Daniel Huber - Pferdefleisch – was die einen graust, lässt bei anderen den Speichel fliessen. Warum polarisiert das Fleisch von Furys Artgenossen so? Eine Spurensuche.
Pferdemetzgerei in Deutschland: Kulturelle Unterschiede beim Fleischverzehr. (Bild: Keystone/EPA/CAROLINE SEIDEL)
Urzeitliche Pferdejagd: So sollen Steinzeitjäger bei Solutré-Pouilly Wildpferde über einen Felsen in den Tod getrieben haben. Heute gilt diese Vorstellung als überholt. Bildstrecken Pferdefleisch-Memes Infografik Fleischteile vom SchlachtviehGaumenschmaus - Gaumengraus Und Fleisch ist nicht gleich Fleisch. Auch hartgesottenen Karnivoren aus dem europäischen Kulturkreis dürfte sich der Magen umdrehen, wenn Spezialitäten wie Ratte, Feldmaus oder Meerschweinchen auf dem Teller landen. Pferdefleisch ist ebenfalls umstritten, wenn auch nicht im selben Ausmass wie etwa der Verzehr von Hunden. Dies verleiht dem Pferdefleischskandal, der zurzeit die Konsumenten in mehreren europäischen Ländern verunsichert, seine besondere Brisanz. So schreibt die Tierschutz-Organisation «Vier Pfoten» in einer Medienmitteilung: «Die Mehrheit der europäischen Bevölkerung lehnt aus ethisch-kulturellen Gründen den Verzehr von Pferdefleisch ab.»
Reich an Eisen und Kalzium
Ist das so? Darf man Pferde nicht essen? Und warum nicht? Tatsächlich landet nur wenig Fleisch vom Ross auf Schweizer Tellern: Gemäss neusten Zahlen des Fleischverbands Proviande sind es lediglich 0,68 Kilogramm pro Jahr und Kopf. Das ist nicht viel, wenn man es mit dem gesamten Fleischkonsum vergleicht: Fast 54 Kilogramm pro Jahr verdrückt ein Schweizer im Schnitt.