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weil auch dieser BLOG lesenswert ist.
Fünf Gründe, Weihnachten zu lieben
Schöne Bescherung: Was an Weihnachten wirklich zählt.
Tannenduft
und Kerzenglanz erfüllen die Räume, und wo man geht und steht, atmet
man mit dem Geruch von Zimt und Äpfeln das Aroma des Festes ein. Und
falls man Zimt und Äpfel schon nicht mehr riechen kann und sich fragt:
«Wozu?», – kommt hier für Sie, meine Damen und Herren, bevor das
silberne Glöckchen läutet, vor dem Auspacken, Danksagen, Umtauschen,
Aufräumen und dem Ausverkauf, ein kleiner Moment des Innehaltens. In dem
wir uns fragen: Warum lieben wir Weihnachten? Eigentlich? Hier sind
fünf Gründe:
die Weihnachtskarten
Wenn auch das Fest der
Liebe in unseren materialistischen Zeiten möglicherweise nicht mehr
allzu viel bedeutet, zumindest bedeutet es doch, einmal im Jahr in
Kontakt zu treten auch mit Menschen, die einem etwas fernerstehen. Wohl
beinahe jeder von uns hat diese Bekanntschaften, von denen man das ganze
Jahr nichts hört (weil sie vielleicht als Entertainerin auf der
Showbühne eines Kreuzfahrtschiffes tätig sind oder als Truppenbetreuer
in Westafrika), aber man weiss, man bekommt eine Weihnachtskarte. Das
ist doch wunderbar.
die Familie
Auf begrenztem Raume kommen einige
Leute zusammen, die die Schwächen der anderen kennen. Nicht umsonst ist
dies das Szenario vieler Katastrophenfilme. Man muss also
Sicherheitsmassregeln beachten. Und dann wird’s schön. Die erste,
einfachste und wichtigste Regel lautet: Verzichten Sie auf alkoholfreien
Punsch. Der Verzicht auf Alkohol ist immer ein Fehler. Die Gefahr, dass
Sie Tabuthemen berühren oder mit Tante Doris abrechnen, ist in
nüchternem Zustand ungleich höher. Erinnern Sie sich lieber an die alte
Maxime: Alles ist süss nach vier Martinis. Oder nach sieben. Kinder
müssen mit anderen Drogen ruhig gestellt werden, zum Beispiel durchs
Fernsehen oder durch Ritalin.
die Freunde
Weihnachten mit Freunden zu feiern
ist ebenfalls zauberhaft. Insbesondere, wenn es sich um unterschiedlich
gute Freunde handelt, könnte es allerdings zu einem Phänomen kommen, was
die Psychologen «Rollenstress» nennen. Doch auch hier gibt es eine
einfache Prophylaxe: Veranstalten Sie keine Gesellschaftsspiele. Denn
Sie wissen nicht, ob einer Ihrer Gäste vielleicht ein schlechter
Verlierer ist. Oder ein schlechter Gewinner. Frieden und Besinnlichkeit
werden zerstört, wenn Regula nach einer Partie Baccara auf Ihrem
Biedermeier-Mobiliar herumspringt und schreit: Ge-won-nen! Ge-won-nen!
die Liebe
Ahh, die Liebe. Liebe ist alles, was zählt. Sie kennen ja meine altmodische Auffassung, meine Damen und Herren, dass durch die Liebe
der Mensch erst komplett werde. Und Weihnachten ist eine ganz
wundervolle Gelegenheit, sich das bewusst zu machen. Oder, in den Worten
von Margo Channing (die Sie bitte selbst in die heutige, politisch
korrekte, postfeministische, genderneutrale Diktion übersetzen möchten,
sofern Sie das brauchen): «And in the last analysis, nothing’s any
good unless you can look up just before dinner or turn around in bed,
and there he is. Without that, you’re not a woman. You’re something with
a French provincial office or a book full of clippings, but you’re not a
woman. Slow curtain, the end.»
der Frieden
Und damit meine ich nicht zuletzt:
den Frieden danach. Danach, wenn wir im leeren Weihnachtszimmer wie auf
einer halbdunklen Bühne nach Schluss der Vorstellung herumstreifen,
zurückgelassen zwischen Bergen von Schleifen und Lametta und
Styroporfischlein, und gedankenverloren auf einem Bogen Knallpapier
herumdrücken. Der letzte Teller ist abgeräumt; der letzte Familienstreit
verraucht, Rührung und Andacht sind auch verraucht, und es ist
hochwahrscheinlich, dass zweihundert Kerzen übrig sind, weil wir wie
jedes Jahr zu viel gekauft haben. Es ist Weihnachten! Und die
Adventszeit hat ihr Ende, und alles kulminiert im Heiligen Abend, auf
den die Weihnachtsfeiertage, Silvester und Neujahr und Heiligdreikönig
folgen. Und erst dann wird abgebaut und aus einem wahren Glücksrausch
ins alltägliche Leben zurückgekehrt. Und das ist auch gut so. So gut wie
ein Stück trockenes Brot nach einer Orgie von Süssigkeiten. Merry Christmas y’all!
Im Bild oben: Kinder entzünden in Stans Weihnachtskerzen. (Foto: Keystone)