Die Zunahme der Gewalt in den Zügen ist eine Tatsache aber Sie ist schlecht für die Förderung für den öeffentlichen Verkehr. Ein angebliche VERTRAULICHES Papier bringt es nun unerfreuliche Fakten an den Tag. Wenn die SBB zum Schutz der Kunden nichts Zusaätzliches unternimmt, steigen wieder viele auf das Auto um, trotz des Staus.
Ich zitiere blick-online:
«Seit Mitte 2011 sind in den Security-Ereignisfeldern Tätlichkeiten, Drohungen und Diebstähle gegenüber den Vorjahren negative Trends feststellbar», heisst es in dem Bericht etwas gestelzt. «Jugendliche, junge Erwachsene in Gruppen, Rauschmittelkonsum, Personen mit Migrationshintergrund und professionelle Banden aus Osteuropa sind momentan für den Anstieg von Ereignissen verantwortlich.»
Im Klartext: Pöbelndes Partyvolk und kriminelle Ausländer machen unsere Züge unsicher.
Die SBB listen drei Brennpunkte auf: Drohungen und Tätlichkeiten gegen das SBB-Personal, Tätlichkeiten gegen Mitreisende – und Diebstähle.
Personal wird bespuckt
Tätlichkeiten gegen das Zugpersonal nahmen im ersten Halbjahr 2012 gegenüber der Vorjahresperiode um 22 Prozent zu. In Zahlen: 110 SBB-Angestellte wurden angegriffen. Fast fünfmal so viele (539) wurden bedroht oder übel angepöbelt. Das entspricht einer Zunahme von 32 Prozent.Ein Gewalt-Trend macht den Sicherheitsverantworlichen besondere Sorgen: «das gezielte Anspucken des Zugpersonals». Auslöser solcher Übergriffe seien oft «Diskussionen mit den Reisenden über fehlende Fahrausweise», welche sich «bis zur Tätlichkeit hochschaukeln».
Viele, aber längst nicht alle Angriffe landen bei der Justiz: Die SBB brachten im ersten Halbjahr 104 Fälle von Tätlichkeit, Gewalt, Drohung und Belästigung zur Anzeige.
Die weitere Entwicklung sehen die SBB pessimistisch. Man gehe davon aus, «dass die Hemmschwelle zur Gewaltanwendung gegen das Personal tief bleibt», heisst es im Bericht weiter. Besonders bei «Jugendlichen, jungen Erwachsenen, Personen unter dem Einfluss von Rauschmitteln und Personen aus anderen Kulturkreisen» werde der Respekt gegenüber dem SBB-Personal weiter sinken.
Besonders stark betroffen sind die Agglomerationen Genf, Lausanne und Zürich. In der Westschweiz geht die Zunahme von Gewalt gegenüber dem Zugpersonal vor allem auf das Konto von Schwarzfahrern.
In der Region Zürich wirken sich, so die Analyse der SBB, «die 24-Stunden-Gesellschaft und ein ausgeprägtes Nachtleben» negativ aus: Die meisten Probleme gibt es auf dem ZVV-Netz.
Passagiere prügeln sich
Immer häufiger werden auch Mitreisende Opfer von Gewalt. Die Tätlichkeiten haben im ersten Semester um 125 Prozent zugenommen! 106 Attacken auf Passagiere wurden aktenkundig. Im Vorjahreszeitraum waren es nur 47.Die Zunahme von Streitigkeiten und Prügeleien erklärt die SBB-Studie mit dem «laufenden Angebotsausbau in den grossen Bahnhöfen». Immer mehr Menschen halten sich immer länger in Bahnhöfen auf, insbesondere zu Randzeiten – entsprechend nehmen laut SBB die «Aggressionspotenziale» zu.
Kunden werden beklaut
Die am häufigsten gemeldeten Vorfälle bei den SBB sind Diebstähle. 816 Personen wurden im ersten Halbjahr Opfer von Taschendieben oder Räubern, 80 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Dabei sind längst nicht alle Fälle erfasst, die SBB gehen von einer «hohen Dunkelziffer» aus: Viele Reisende erstatten Anzeige bei der Polizei; diese Fälle gehen nicht in die Diebstahl-Statistik der SBB ein.Hauptverantwortliche für die Klauerei sind offensichtlich Kriminaltouristen. «Professionelle Banden aus Osteuropa und Nordafrika bewegen sich gezielt in Zügen und Bahnhöfen», schreiben die SBB.
Viele Gruppen haben sich spezialisiert: So entwendet eine Profi-Bande aus Polen regelmässig
Gepäck aus den Wagons. Im Raum Zürich sind vor allem Diebe aus dem ehemaligen Jugoslawien und Nordafrika aktiv. In der Westschweiz stellen Roma das grösste Problem dar.
Besonders aktiv sei zurzeit eine schweizweit agierende «Gruppierung aus Bulgarien, bei welcher sich Frauen auf Trickdiebstähle bei Kunden oder auch auf Ladendiebstähle in und um Bahnhöfe spezialisiert haben», heisst es im Papier. Die Bande sei auch nach Deutschland gut vernetzt.
Mit einer Entspannung an der Diebstahl-Front rechnen die SBB nicht: Aufgrund der zentralen Lage der Schweiz und der Möglichkeit zur schnellen, unerkannten Ausreise in Nachbarländer sei es wahrscheinlich, dass Banden aus Osteuropa «weiterhin sehr aktiv bleiben». Man hoffe immerhin, dass die Zahl der von Nordafrikanern begangenen Delikte mit dem Beginn der Rückschaffungsmassnahmen des Bundes zurückgehen werde.
Immerhin konnte die Polizei im ersten Halbjahr 272 verdächtige Diebe festnehmen.
SBB: «Ja, es stimmt»
Die SBB bestätigen die Recherchen von SonntagsBlick. «Es stimmt, im letzten Semester haben Tätlichkeiten zugenommen», sagt Sprecherin Lea Meyer. Gesellschaftliche Entwicklungen machten eben «nicht vor Zugtüren halt». Das Sicherheitsniveau bei den SBB entwickle sich «parallel zu jenem der Kantone und Städte».Pro Jahr investieren die SBB derzeit 37 Millionen Franken in die Sicherheit von Kunden und Personal. «Unser Sicherheitsniveau ist auf einem hohen Stand», betont Meyer. Regelmässige Umfragen bestätigten «das hohe Sicherheitsempfinden unserer Kunden». Auf dem gesamten Netz sei es im vergangenen Monat zu 37 Vorfällen gekommen, «also rund einem pro Tag. Das ist bei rund einer Million Kunden pro Tag sehr wenig.» Weitere Massnahmen seien dennoch geplant, man nehme das Thema ernst.
«Jeder Vorfall ist einer zu viel. Wir tun alles, um solche zu vermeiden», sagt Meyer. Geplant seien beispielsweise der Ausbau von Präventionsarbeit und Videoüberwachung sowie die Ausweitung der Doppelbegleitung durch SBB-Angestellte in Fernverkehrszügen.
Verbände sind besorgt
Andreas Menet, Zentralpräsident des Zugpersonalverbands (ZPV), ist über die Entwicklung trotzdem besorgt. «Wir müssen rechtzeitig Gegensteuer geben, bevor es zur Eskalation kommt», sagt er. So sollen die SBB in Zukunft verstärkt mit Polizei und Politik zusammenarbeiten.Ende November will der ZPV eine entsprechende Petition bei der SBB-Spitze einreichen (siehe Box). Auch Giorgio Tuti, Präsident der Gewerkschaft des Verkehrspersonals, sieht Handlungsbedarf: «Wir haben von unseren Mitgliedern die Rückmeldung, dass Aggressionen aller Art zunehmen.» Er fordert in Zügen und an Bahnhöfen eine angemessene Polizeipräsenz – nicht nur in den grossen Zentren.
Ich zitiere 20 Min:
Kommentar: Ich habe bei meiner Beratertätigkeit erkannt, dass die SBB diese unerfreuliche Entwicklung ernst nimmt. Ich befürchte aber, dass es an den notwendigen Mitteln fehlt, um die Gewaltspirale rasch zu stoppen.
Was kann ich tun wenn ich gefährdet bin?
So geht man Streit aus dem Weg
Das sagt der Sichherheitsprofi Markus Atzenweiler.
Der Ex-Kantonspolizist nimmt kein Blatt vor den Mund: «Wer im Ausgang eine Faust kassiert – ich sage es ungern –, hat Fehler gemacht.» Der Mann mit dem glattrasierten Kopf, Geschäftsführer der Winterthurer Sicherheits-Arena, hat die Ursachen von Pöbeleien, Prügel- und Messerattacken genaustens studiert.
Tausende Durchschnittsbürger, aber auch Polizisten und Sicherheitsleute lernten bei ihm, wie man das Schweizer Nachtleben ohne Hirnerschütterung oder Kieferbruch übersteht.
«Wer sich nicht an gewisse Regeln hält», so Atzenweiler zu SonntagsBlick, «riskiert eine Eskalation, die im Extremfall mit einer Tötung enden kann.»
Atzenweilers Tipps:
Anhand von einfachen Regeln erklärt der Sicherheitsprofi, wie man gefährlichen Situationen «gewaltlos und unspektakulär» entrinnen kann:1. ERSTER KONTAKT: Trifft man auf eine bedrohliche Person oder Gruppe, muss man Selbstsicherheit zeigen: schnell weitergehen, rechtsumkehrt machen oder stehen bleiben. Auf keinen Fall zögern, das wirkt unsicher.
2. KEIN GESPRÄCH: Wird man angesprochen, nicht antworten und sich niemals in ein Gespräch verwickeln lassen. Zügig weitergehen.
3. KEIN AUGENKONTAKT: Keine Nähe zulassen und auch jeglichen Augenkontakt vermeiden.
4. HÄNDE ZEIGEN: Die Hände zeigen und nicht in den Hosentaschen verstecken. Das signalisiert Abwehrbereitschaft, falls es zum Kampf kommt.
5. FLUCHT: Wirds trotzdem brenzlig, gibt es nur eines: flüchten! Das kann wie ein Angriff wirken: Es verunsichert den Gegner und blockiert ihn.
6. BLICK ZURÜCK: Wenn man am Aggressor vorbei ist, den Kopf drehen und einen Blick zurückwerfen. Das signalisiert: Ich will wissen, wo du bist, ich traue dir nicht!
7. KONFRONTATION: Erst wenn sich ein Aggressor nicht abschütteln lässt, Widerstandsbereitschaft zeigen: den Arm mit flacher Hand ausstrecken und den Gegner auf Distanz halten. Gleichzeitig laut rufen: «Stopp, ich will, dass du stehen bleibst.»
Nachtrag 20 Min: