Politiker stellt sich selbst das Bein
Der SVP Lokalpolitiker Alexander Müller macht klassische Kommunikationsfehler und scheitert nach einem unbedachten Twitter- Eintrag.
Er überlegte nicht, bevor er twitterte.
Er ist war nicht bewusst, dass er mit Begriffe aus der Naziszeit ein rhetorisches Minenfeld betritt. Der Ausdruck KRISTALLNACHT darf nicht verwendet werden in einem Vergleich.
Müller hat nicht gelernt mit den Social- Medien umzugehen. (gelöscht ist nicht gelöscht!)
Der Lokalpolistiker kennt die Spielregeln nicht, wie:
"Gesagt ist gesagt". Ist man im Schussfeld der Medien, werden nachher alle alte Leichen ausgegraben (alte Einträge werden aufgewärmt "Ich würde gerne solche Leute an die Wand stellen, und...."
Alles was man in den Medien verlauten lässt , muss wahr sein
Es darf nichts publiziert werden, ohne Gegenlesen
Aussagen dürfen sich nie widersprechen.
Fehler gilt es rasch einzugestehen (Mea culpa)
Wenn es brennt, muss ich mich den Medien stellen.
Ein Politiker muss vor einer Krise gelernt haben, bei Ueberraschungen den Kopf nicht zu verlieren. (Umgang mit Ueberraschungen)
20 Min nach der Medienkonferenz:
«Diese Lawine hat mich überrascht»
Er stolperte über eine Twitter-Nachricht und verlor Job und Ämter. Der ehemalige SVP-Mann Alexander Müller sieht sich als Opfer eines «Shitstorms», bedauert alles und entschuldigt sich.
Bildstrecken Kristallnacht-Tweet «Ich entschuldige mich in aller Form bei allen, deren Gefühle ich dabei verletzt habe. Das war nie meine Absicht», so Müller weiter. Selbstverständlich ziehe er die Konsequenzen seiner Handlungen. Er trete per sofort aus der SVP aus und lege all seine Mandate nieder.
Für die Partei sei damit die Angelegenheit abgeschlossen, sagte Kreispräsident Urs Fehr. Sicher werde man künftig vermehrt ein Augenmerk auf die Twitteraktivitäten der Mitglieder haben.
«Lawine» nicht kommen sehen
Fragen wollte Müller nach seiner persönlichen Erklärung nicht beantworten. Er verwies dabei auf das laufende Verfahren gegen ihn. Bloss zum Ende der Medienkonferenz ergriff Müller doch noch einmal das Wort, als er darauf angesprochen wurde, dass er offenbar Suizidgedanken habe. Er habe auf Twitter die Frage gestellt, was man eigentlich von ihm wolle. Ob man wolle, dass er sich umbringe, so Müller.
Er sei das Opfer eines «Shitstorms» geworden, eine Lawine habe ihn überrollt, «die mich überrascht hat». Es sei nicht so, dass er so labil sei, dass er sich nun umbringen wolle. Doch klar sei, dass er nun schauen müsse, wie er mit der neuen Situation umgehen könne.
Ein Tweet und seine Folgen
Die Geschichte begann am Wochenende. Am Samstagabend fragte Alexander Müller via Twitter die Welt, ob es nicht an der Zeit wäre, in der Schweiz eine Kristallnacht gegen Moslems durchzuführen. Also eine zerstörerische Nacht wie jene der Nazis gegen Juden in Deutschland 1938.
Der «Tages-Anzeiger» brachte den Fall ins Rollen, als er die Story am Montag publizierte. Zunächst bestritt Müller sein Gezwitscher. Am Dienstag wiesen Computerfachleute jedoch nach, dass der Tweet «Vielleicht brauchen wir wieder eine Kristallnacht...diesmal für Moscheen.» aus seiner Feder stammt.
Die Staatsanwaltschaft eröffnete parallel dazu eine Strafuntersuchung und führte am Dienstag bei Müller eine Hausdurchsuchung durch. Müller trat daraufhin aus der SVP der Stadt Zürich aus, er war Vorstandsmitglied im Kreis 7 und 8. Sein Amt in der Kreisschulpflege Zürichberg legte er ebenfalls nieder. Auch seinen Arbeitsplatz als Kreditanalyst in einem weltweit tätigen Unternehmen der Finanzbranche verlor der 37-Jährige – er wurde entlassen.
Kommentar: Der Fall ist eindeutig und der Sturz selbstverschuldet.
Müller hatte keine Erfahrung im Umgang mit Medien.
Die Entschuldigung war an der MK klug. Sie erfolgte jedoch viel zu spät.
Ich habe gelesen, dass der Finanzanalyst sogar ein Bachelor in Kommunikation absolviert haben solle. Es ist mir ein Rätsel, dass jemand mit diesem Ausweis den persönlichen Ruf mit ein paar Sätzen langfristig zerstören konnte. Im Netz wird er noch jahrelang negativ gebrandmarkt bleiben.