Dienstag, 20. März 2012

Der astronomische Frühling hat nun auch begonnen


Frühlingsgefühle werden wach


Frühlingsstimmung in Wien schon am Wochenende
52 Denk- und   Handlungsfehler


Die Kolumne über Denkfehler in der "SonntagsZeitung lese ich regelmässig mit grossem Interesse. Rolf Dobelli versteht es, die Phänomene dieser Fehler kurz, fachgerecht und anschaulich auf den Punkt zu bringen, wie:


"Fehler zu vermeiden ist effizienter, als das Glück zu optimieren."

Der Luzerner Rolf Dobelli ist vielseitig aktiv: Zuerst gründete er den Referatsdienst getAbstract, später schrieb er viel beachtete Romane und gründete das Wissenschaftsforum Zurich.Minds. Der grösste Clou ist ihm aber jetzt gelungen: Mit seinem Sachbuch "Die Kunst des klaren Denkens" lag der 46-Jährige über Wochen auf dem ersten Platz der Spiegel-Bestsellerliste. Weshalb er diese Auflistung von Denkfehlern verfasste und wie er solche vermeidet erklärte er im Gespräch mit "persönlich". Zum Interview:





Herr Dobelli, mit Ihrem Buch "Die Kunst des klaren Denkens"
 führten Sie einige Wochen die Spiegel-Bestsellerliste an. 
Ganz banal gefragt: Wie ist Ihre Befindlichkeit?




- Gut, vor allem, weil dieser Erfolg doch sehr überraschend kam.
 Es handelt sich bei meinem Buch um eine Zusammenstellung
von 52 Kolumnen, die ich während eines Jahres für die
"Sonntagszeitung" und die "Frankfurter Allgemeine Zeitung"
geschrieben habe. Ursprünglich wollte ich gar kein Buch
daraus machen. Dies änderte sich aber, als ich sehr viele
begeisterte Leserzuschriften erhalten hatte. Und doch war
ich am Anfang skeptisch: Wie viele Menschen gibt es wohl,
die sich für Denkfehler interessieren? Der Erfolg des Buches
hat mich positiv überrascht: Wir haben in der
deutschsprachigen Welt ein erstaunlich grosses Publikum für wissenschaftliche Themen.

Zurück zumaktuellen Erfolg: Der Untertitel Ihres 
Buches lautet "52 Denkfehler, die Sie besser andern
überlassen". Was muss man unter einem Denkfehler 
verstehen?


- Denkfehler sind systematische Abweichungen
 von der Rationalität. Systematisch, weil wir uns oftmals
 in der
 gleichen Richtung irren. Es kommt zum Beispiel viel
 häufiger vor, dass wir unser Wissen überschätzen, als
 dass wir es unterschätzen.


Haben Sie diese Denkfehler entdeckt?


- Nein, überhaupt nicht. Ich bin kein Psychologie-
 oder Wirtschaftsprofessor, der selbst aufwendige
Experimente durchführen kann. Es gibt auf der
ganzen Welt Forscher in den Gebieten der Sozialpsychologie
 und der kognitiven Psychologie - wie zum Beispiel
den Nobelpreisträger Dany Kahneman -,
die ihr halbes Leben der Erforschung von Denkfehlern
geopfert haben. Nach Angabe meines amerikanischen
Agenten bin ich der Erste, der alle Denkfehler auflistet
und zusammenfasst. Eigentlich erstaunlich, dass das niemand zuvor gemacht hat.


Wieso kamen Sie auf die Idee, solche Denkfehler 
aufzulisten?


- Ursprünglich habe ich diese Auflistung für mich selbst
gemacht. Damit wollte ich Fehlentscheidungen im beruflichen,
 finanziellen und privaten Bereich vermeiden. Ich bin fest davon
 überzeugt: Fehler zu vermeiden ist effizienter, als das Glück
zu optimieren. Ich handle also nach dem Muster: das
Down side ausschliessen, statt das Upside zu managen.
Wenn man grobe Fehler ausschliesst, stellt sich die
Glückseligkeit von selbst ein. Da ich nun viele der
systematischen Denkfehler kenne, ist es mir sogar in
einigen Fällen gelungen, unangenehme
Situationen zu vermeiden.


Was ist der grösste Denkfehler, den Sie kennen?





- Der Vater aller Denkfehler ist der sogenannte
"Confirmation Bias", der Bestätigungs-Irrtum. Konkret
haben wir alle die Tendenz, sämtliche neuen
Informationen so zu interpretieren, dass sie mit
unseren Weltanschauungen und Überzeugungen
kompatibel sind. Ich persönlich versuche dem zu
entweichen, indem ich bewusst nach Informationen
suche, die im Widerspruch zu meinen Ansichten
und zu meiner Weltanschauung stehen. Man nennt
dies "Disconfirming Evidence". Ein entsprechender
deutschsprachiger Ausdruck fehlt.


Können Sie dies an einem konkreten Beispiel 
erklären?


- Die ganze Welt ist der Ansicht, dass der Börsengang
von Facebook ein Riesenerfolg wird. Folglich wird
derjenige, der in Facebook investieren will, alle ihm
zur Verfügung stehenden Informationen dazu nutzen,
seinen Entscheid zu untermauern. Ohne aber die
Hintergründe zu kennen, würde ich dies niemals tun.
Ich glaube eher, der ganze Facebook-Börsengang
könnte zu einem Riesenbubble werden.


Welches sind Ihre nächsten Projekte?


- Das nächste Buch, das im Herbst erscheinen wird:
 "Die Kunst des klugen Handelns". Es sind dies die
nächsten 52 Denk- und Handlungsfehler, die ich
jeweils in der "Sonntagszeitung" und neuerdings
m Feuilleton der "Zeit" abhandle. Dann sind wir
durch mit den Denkfehlern.


Das ganze Interview von Matthias Ackeret lesen
Sie in der aktuellen Ausgabe von "persoenlich"-Heft.


KOMMENTRAR: Dobelli beweist mit seinen illustrierten Beiträgen, dass auch wissenschaftlich anspruchsvolle Themen vereinfacht und verständlich formuliert werden können. Ich werde jedenfalls das Buch kaufen. Damit erübrigt sich das Herausschneiden und Sammeln der lesenswerten Beiträge in der SonntagsZeitung.


LINK:


Alpha Artikel vom Juli 2005: Mut zum Vereinfachen.
www.rhetorik.ch/Vereinfachen/Vereinfachen.html
... Die Macht des Teams I (PDF) · Die Macht des Teams II (PDF) · Mut zum Vereinfachen (PDF) · Weichspueler verwenden (PDF) ... Mut zum Vereinfachen ...
www.rhetorik.ch/Alphaartikel/Alphaartikel.html