Mittwoch, 19. Oktober 2011
Die klaren Worte von J. Schneider-Ammann
Der FDP Bundesrat steht ständig in der Kritik, weil er sich in den Medien zu kompliziert und unverständlich ausdrückt. Nach meinem Dafürhalten hätte er längst fachgerecht gecoacht werden können. Medienrhetorisches Coaching wäre bei Schneider-Ammann einfach gewesen. Es ist möglich, einen Bundesrat - mit diesen Defiziten - innert weniger Tage soweit zu bringen, dass er Botschaften mit einfacher Sprache, klar verständlich und konkret auf den Punkt bringen kann.
Leider habe ich bei ihm nach den ersten verpatzten Auftritten kaum eine Verbesserung festgestellt. Bei Giacobbo ist der Wirtschaftsminister bereits zu einer dankbaren Lachnummer verkommen. Die Beiträge haben inzwischen im Internet Kultstatus.
Der Generalsekretär der FDP mag recht haben: Der Wirtschaftsminister hat einen guten Leistungsausweis (Er verteidigte den FDP Bundesrat an der letzten ARENA).
Was nützt es jedoch, wenn sich eine kompetente Person - mit grosser Führungserfahrung - nicht richtig ausdrücken kann? Ein Bundesrat sollte unbedingt - wie ein Parlamentarier - medienrhetorisch ausgebildet sein. Wenn nicht, müsste er sofort im Umgang mit Medien weitergebildet werden. Parlament kommt bekanntlich von reden (parlare). Auch für Politiker ist kommunikative Kompetenz eine Kernkompetenz.
Uebrigens: Giacobbo hat in seinen Zitaten nichts manipuliert. Die unprofessionellen Formulierungen hat der Bundesrat so ausgesprochen, wie sie inden Spots wiedergegeben werden.
Betrachten wir folgende Formulierung:
"Diese Diskussion wird schwierig sein, da bilde ich mir nichts ein. Der Paradigmenwechsel - ist -äh - eine Gewaltsherausforderung für uns - und es braucht auch Umfeldbedingungen, um die Diskussion überhaupt führen zu können oder meinen, dass auch die- ääh - Wirtschaft---- die Wirtschaftsverbände, die Branchen---heute und vor dem Hintergrund - der -- äh - mittel und längerfristigen Entwicklung jetzt mithelfen, die Diskussion zu führen."
ANALYSE:
Hier der taugliche Lösungsvorschlag eines Teilnehmers:
"Die Diskussion ist für mich schwierig. Die Sicht der Fachmeinung wechselt ständig. Die Wirtschaftsverbände und Branchen müssen zu den Diskussionen beigezogen werden. Nur so können wir mittel und längerfristig die Diskussion weiterführen."
Hinsichtlich Kommunikationsverhalten geht es leider bei Schneider-Ammann nicht nur um seine rhetorischen Patzer, die ihn zum negativen Bekanntheitsgrad verholfen haben. Er patzte auch beim Kommunikationsmanagement.
So hatte er bereits nach dem Amtsantritt im November 2010 einen Fehlstart. Kurz nach der Vereidigung gab er in den Medien Exklusivinterviews und berichtete in der "Basler Zeitung" über den geplatzten Kuhhandel. Damit richtete er ein Debakel an. Dann im Sommer bei der Frankenkrise ermunterte er die Bürger vor laufender Kamera ( Schweizer Fernsehen) zum Einkauf billiger Produkte im Ausland.
Nun geht der angeschlagene Wirtschaftsminister kurz vor den Wahlen immerhin in die Offensive und ersetzt seinen Kommunikationschef Christoph Hans mit Ruedi Christen. Wenngleich Christoph Hans gewisse Mängel in die Schuhe geschoben werden können und Christen das Coaching nachholen kann, so bleibt das Image des Wirtschaftsministers dennoch angeschlagen. Die personelle Bereinigung erfolgt zu spät. Es braucht sehr viel Aufwand, wenn festgefahrene Urteile oder Vorurteile - selbst bei Profi Beratern - wieder aus der Welt geschafft werden müssen.
Der FDP Bundesrat steht ständig in der Kritik, weil er sich in den Medien zu kompliziert und unverständlich ausdrückt. Nach meinem Dafürhalten hätte er längst fachgerecht gecoacht werden können. Medienrhetorisches Coaching wäre bei Schneider-Ammann einfach gewesen. Es ist möglich, einen Bundesrat - mit diesen Defiziten - innert weniger Tage soweit zu bringen, dass er Botschaften mit einfacher Sprache, klar verständlich und konkret auf den Punkt bringen kann.
Leider habe ich bei ihm nach den ersten verpatzten Auftritten kaum eine Verbesserung festgestellt. Bei Giacobbo ist der Wirtschaftsminister bereits zu einer dankbaren Lachnummer verkommen. Die Beiträge haben inzwischen im Internet Kultstatus.
Klare Worte von Schneider-Ammann - Giacobbo / Müller ...
www.videoportal.sf.tv/video?id=6ad7389c-18ad-4a64-9f6d...2. Okt. 2011 – Klare Worte von Schneider-Ammann ... Video Giacobbo / Müller - Klare Worte von Schneider-Ammann. Klare Worte von Schneider-Ammann ...
Der Generalsekretär der FDP mag recht haben: Der Wirtschaftsminister hat einen guten Leistungsausweis (Er verteidigte den FDP Bundesrat an der letzten ARENA).
Was nützt es jedoch, wenn sich eine kompetente Person - mit grosser Führungserfahrung - nicht richtig ausdrücken kann? Ein Bundesrat sollte unbedingt - wie ein Parlamentarier - medienrhetorisch ausgebildet sein. Wenn nicht, müsste er sofort im Umgang mit Medien weitergebildet werden. Parlament kommt bekanntlich von reden (parlare). Auch für Politiker ist kommunikative Kompetenz eine Kernkompetenz.
Uebrigens: Giacobbo hat in seinen Zitaten nichts manipuliert. Die unprofessionellen Formulierungen hat der Bundesrat so ausgesprochen, wie sie inden Spots wiedergegeben werden.
Betrachten wir folgende Formulierung:
"Diese Diskussion wird schwierig sein, da bilde ich mir nichts ein. Der Paradigmenwechsel - ist -äh - eine Gewaltsherausforderung für uns - und es braucht auch Umfeldbedingungen, um die Diskussion überhaupt führen zu können oder meinen, dass auch die- ääh - Wirtschaft---- die Wirtschaftsverbände, die Branchen---heute und vor dem Hintergrund - der -- äh - mittel und längerfristigen Entwicklung jetzt mithelfen, die Diskussion zu führen."
ANALYSE:
-Schneider Ammann spricht zu kompliziert. In den Medien sollten wir so reden, wie in einem privaten Gespräch. So wie ich einer fremden Person an der Party etwas erzähle.
Es dominieren Substantive (Paradigmenwechsel, Gewaltsherausforderung, Umfeldbedingungen, Entwicklung). Die Sprache müsste von Verben getragen werden.
-Paradigmenwechsel tönt gut. In den Medien muss ich nicht beweisen, dass ich Fremdwörter beherrsche. Wahrscheinlich will der Wirtschaftminister sagen, dass die Sicht der Fachmeinungen ständig ändert.
- Die Gedanken sind zu lang. Ein Gedanke über 12 bis 15 Worte kann vom Empfänger nicht mehr als Ganzes aufgenommen werden und der Redner verliert den roten Faden. Schneider Ammann koppelt die Gedanken, statt den Gedankenbogen jeweils abzuschliessen. Nach dem ersten Satz folgt ein Wortbandwurm von sage und schreibe 45 Wörtern!
- J. Schneider- Ammann kennt die Pausentechnik nicht. Seine "Aehs" sind sogenannte Platzhalter der Pause. Vielleicht will er mit dem "Aeh" signalisieren: Ich will weiterreden. Bitte unterbrich mich nicht.
- J. Schneider- Ammann kennt die Pausentechnik nicht. Seine "Aehs" sind sogenannte Platzhalter der Pause. Vielleicht will er mit dem "Aeh" signalisieren: Ich will weiterreden. Bitte unterbrich mich nicht.
Ich habe in Seminaren diese Aussage mehreren Gruppen vorspielen lassen und wollte wissen, was Schneider- Ammann gesagt hat. Die meisten verstanden "Bahnhof".
Dann gab ich den Text in gedruckter Form ab und verlangte eine mediengerechte Umformulierung.
Hier der taugliche Lösungsvorschlag eines Teilnehmers:
"Die Diskussion ist für mich schwierig. Die Sicht der Fachmeinung wechselt ständig. Die Wirtschaftsverbände und Branchen müssen zu den Diskussionen beigezogen werden. Nur so können wir mittel und längerfristig die Diskussion weiterführen."
Klare Worte von Schneider-Ammann - Giacobbo / Müller ...
www.videoportal.sf.tv/video?id=298e9a73-f1e4-49ec...9. Okt. 2011 - 45 Sek.
Klare Worte von Schneider-Ammann ... Video Giacobbo / Müller - Klare Worte von Schneider-Ammann. Klare Worte ...
Hinsichtlich Kommunikationsverhalten geht es leider bei Schneider-Ammann nicht nur um seine rhetorischen Patzer, die ihn zum negativen Bekanntheitsgrad verholfen haben. Er patzte auch beim Kommunikationsmanagement.
So hatte er bereits nach dem Amtsantritt im November 2010 einen Fehlstart. Kurz nach der Vereidigung gab er in den Medien Exklusivinterviews und berichtete in der "Basler Zeitung" über den geplatzten Kuhhandel. Damit richtete er ein Debakel an. Dann im Sommer bei der Frankenkrise ermunterte er die Bürger vor laufender Kamera ( Schweizer Fernsehen) zum Einkauf billiger Produkte im Ausland.
Nun geht der angeschlagene Wirtschaftsminister kurz vor den Wahlen immerhin in die Offensive und ersetzt seinen Kommunikationschef Christoph Hans mit Ruedi Christen. Wenngleich Christoph Hans gewisse Mängel in die Schuhe geschoben werden können und Christen das Coaching nachholen kann, so bleibt das Image des Wirtschaftsministers dennoch angeschlagen. Die personelle Bereinigung erfolgt zu spät. Es braucht sehr viel Aufwand, wenn festgefahrene Urteile oder Vorurteile - selbst bei Profi Beratern - wieder aus der Welt geschafft werden müssen.
Kommentar: Ein Politiker darf nie zuwarten mit der Zusatzausbildung, vor allem, wenn er feststellt, dass er medienrhetorisch ein Defizit hat. Was nützt die fachliche Kompetenz, wenn das Image einer kompetenten Persönlichkeit durch banale Mängel beschädigt wird? Auftritte vor Mikrofon und Kamera müssen zusätzlich gelernt werden, so wie das ABC in der Schule. Medienkommunikation ist nur dann einfach, wenn man die wichtigsten Grund-Regeln beherrscht. Mit Lesen oder Zuschauen kann die Medienkompetenz nicht erworben werden. Es geht nur mit praktischen Uebungen im Simulator dank "learning by doing". Prozessorientiertes Training mit einem professionellen Coach lohnt sich deshalb immer. Ich wünsche Ruedi Christen eine geschickte Hand bei seiner anspruchsvollen Arbeit.