Mittwoch, 31. März 2010

Der Aufwärtstrend bei der Jugendkriminalität muss gebrochen werden

In der Sendung Standpunkte (NZZ) hörte ich von Martin Killias Professor für Strafrecht und Kriminologie einige anregende Gedanken zur Problematik Jugendkriminalität:

1. Er wird zu wenig berücksichtigt, dass es heute für Jugendliche keine Polizeistunde mehr gibt an Wochenenden (600 Lokale haben in Zürich durchgehend geöffnet) Es gibt nicht mehr den letzten Zug, den man früher noch erwischen musste.

2. Nicht nur diese zeitliche Dimension verbunden mit der unbeschränkten Möglichkeit, Alkohol zu konsumieren sind ein Nährboden für mehr Gewalt. Schwere Verletzung haben enorm zugenommen, weil auch die Sanktionen nicht greifen. Fachleute, Politiker sehen die Gewalttaten der Jugendlichen als individuelles Problem , die beim Einzelenen angegangen werden müssen -->Massnahme Therapie. Man blendet den Faktor Gesellschaft aus. Niemand spricht gerne von der Verantwortung der Eltern, der Schule, der Gruppe.

3. Es fehlt die Kontrolle. Es gibt kaum mehr intakte Familien. Den Eltern fällt es immer schwerer, die Kontrolle zu übernehmen, denn sie sich oft gar nicht da. Die Ueberwachung im Pausenplatz oder in der Oeffentlichkeit wird nicht geschätzt. Erstaunlich: Die Bosnier werden im Heimatland von den Familien und der Oeffentlichkeit recht streng kontrolliert. Es gibt dort wenig Gewalttaten. Aber hier in der liberalen Schweiz sind diese Jugendliche mit den unbegrenzten Möglichkeiten plötzlich überfordert. Dank des "Laisser faire" können sie die Gewalt ohne grosse Folgen ausleben.

4. Jugendliche haben rasch erkannt, dass die Sanktionen nicht greifen. Man kann Gewaltexzesse problemlos ausleben. Es geschieht nichts. Wenn nicht jemand getötet wird oder wenn man keine Vorstrafen hat, kann ein Jugendlicher damit rechnen, dass er höchstens bedingt erhält oder ein paar Tage für eine soziale Institution arbeiten muss.

5. Niemand wagt es von begrenzer Alkoholsperre oder von drakonischen Strafen zu reden.

6. Gewalttaten gegen Jugendliche ein Gefühl von Ueberlegenheit: Ich bin gross und kann über andere verfügen. Dieses banale Motiv ist ein wichtiger Antrieb, Gewalt - einfach so - auszuüben. Dreinzuschlagen ist somit im Grunde genommen für Jugendliche recht attraktiv.

7. Behörden, Wissenschafter, Eltern und Lehrer müssten die Probleme mit der Jugendgewalt viel ernster nehmen. Viele sträuben sich, diese Thematik konkret anzugehen, denn man geht immer davon aus, dass das nur ein Problem eines einzelnen Täter ist. Dann muss nichts geändert werden.

Seit Jahren steigen die Zahlen der Gewalttaten laufend. Man nimmt dies einfach so entgegen. Es wurde zur Selbstverständlichkeit. Erst wenn die Statistik zeigen würde,dass die Gewalttaten zurückgehen, würde dies in allen Medien gross aufgemacht.

8. Wir müssen jedoch diese Jugendgewalt als Zeitproblem unbedingt ganzheitlich angehen.

Uns fehlt eine Alarmglocke. Es fehlen Strafmasse, die abschrecken, Kontrollen, Steuerungsmechanismen im gesellschaftspolitischer Hinsicht (Familien- Schulpolitik)

Dienstag, 30. März 2010

Wetterfront mit Sturm und Regen im Anzug

Chapeau: Unsere Nationalratspräsidentin zeigt MUT

Treffen mit Dalai Lama: Chinesen sauer auf höchste Schweizerin

Der Bundesrat kapitulierte vor China und wollte den Dalai Lama nicht empfangen. Wirtschaftliche Interessen waren ihm wichtiger als Menschenrechte. Auch die Aussenministerin bekam weiche Knie. Dafür zeigt Pascale Bruderer Rückengrat.

Ich zitiere Blick:

Chinesen sauer auf höchste Schweizerin

Micheline Calmy-Rey will es sich mit den Chinesen nicht verderben – und verzichtet auf ein Treffen mit dem Dalai Lama. Dafür springt Genossin Pascale Bruderer in die Bresche.

Nachtrag 20 Min:

Sparlampenzwang: Nur eine unbedachte Alibiübung?

Mark Schoen schrieb in einem Kommentar auf NZZ-online (30. März 2010 )

Kosten - Nutzen

Ein "alte" Glühlampe kostet etwa 90 Rappen, verursacht nach dem Ableben einfachen Müll und wenn man will kann man so nahe hin, bis einem die Nasenspitze verbrennt. Die "neue" Birne kostet etwa 15 Franken, verursacht Sondermüll und man soll 30 cm Abstand halten, wegen der Strahlung. Ein dümmlicheres Kosten - Nutzen - Verhältnis wurde wohl noch nie erfunden ...

Dies wurde gschrieben, nachdem festgestellt wurde, dass die Sparlampen hinsichtlich Elekrosmog besonderer Beachtung bedürfen:

Energiesparlampen nicht zu nahe kommen

Studie empfiehlt Abstand ab 30 Zentimeter

Bild anklicken für Vollansicht
Wenn sie brennen, brauchen sie weniger Energie, strahlen aber stärker als herkömmliche Glühbirnen: Die Energiesparlampen. (Bild: Reuters)
Energiesparlampen sind zwar wesentlich verbrauchsärmer als herkömmliche Glühbirnen. Zugleich ist die elektromagnetische Strahlung aber höher. Eine Studie schlägt nur vor, mindestens 30 Zentimeter Abstand zu halten.

(sda) 30 Zentimeter Abstand von der Energiesparlampe: Das empfehlen die Bundesämter für Gesundheit (BAG) und Energie (BfE) zum Schutz vor Elektrosmog. Neuartige Messungen zeigten, dass alle getesteten Lampen in dieser Distanz weit unter den internationalen Grenzwerten strahlen.

Kommentar: Einmal mehr sehen wir, dass es sich lohnt, vor dem Erlass von Vorschriften, alle Vor- und Nachteile gründlich zu klären. Es gilt nun, alles zu unternehmen, dass die propagierten Sparlampen billiger werden, nicht mehr als Sondermüll entsorgt werden müssen und ebenfalls ein angenehmes, behaglich warmes Licht abgeben. Doch: Wie lange dauert dies wohl, bis man diese Wunschziele der Konsumenten erreicht hat?

Montag, 29. März 2010

Verhandeln darf nicht heissen: Dauernd einseitig nachgeben

Bei Verhandelungsprozessen muss man sich auch positionieren.

Es ist gravierend, welche Kapitalfehler dem Bundesrat bislang bei all seinen Verhandlungen rund um die Befreiung der Geiseln unterlaufen sind.

Das jüngste Beispiel erlebten wir nun beim Druckmittel mit der Visasperre. Weil die Auswirkungen auf andere Länder nicht berücksichtigt worden sind, hatte die Schweiz im Interesse anderer europäischer Staaten die Visasperre vorzeitig aufgehoben. Man erhoffte, dass dank dieser einseitigen Vorleistung auf den Goodwill Libyens.

Karikatur

1/49 Foto: Rainer Hachfeld, Deutschland

Immer wieder hatte Bundesrat Merz eine baldige Freilassung Göldis in Aussicht gestellt. Man erwartete sogar, dass sich Berlusconi für die Schweiz einsetze.

Einmal mehr wurde das einseitige Nachgeben mit einer Verschärfung der Haftbedingungen quittiert. Göldi fristet nun die Gefangenschaft in einer Dunkelzelle. Die Schweiz scheint keine Verbündeten mehr zu haben.

Was mich heute überraschte. Es gibt noch jemand, der zur Schweiz steht: Es ist der deutsche Aussenminister. Er scheint der Einzige zu sein, der eindeutig Verständnis zeigt für die Anliegen unseres Landes.

Ich zitiere Blick:

Westerwelle: «Libyen muss die Geisel Göldi freilassen.» (Reuters)

Die Schweiz hat im Streit um die Visa-Sperre für libysche Bürger im Schengenraum nachgegeben. Vor allem Italien hatte diesbezüglich Druck gemacht und sich unverhohlen auf die Seite Libyens geschlagen.

Der Schweiz bleiben in der EU nicht mehr viele Freunde.

Einzig der deutsche Aussenminister Guido Westerwelle fand übers Wochenende klare Worte an die Adresse von Wüsten-Diktator Muammar Gaddafi: Jetzt sei Libyen am Zug, sagte er in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag». «Libyen muss die Geisel Göldi freilassen, und zwar unverzüglich.»

EU entschuldigt sich bei Libyen

Die EU entschuldigte sich währenddessen bei dem nordafrikanischen Staat für den «Ärger und die Unannehmlichkeiten», die libysche Bürger durch die Visa-Sperren erlitten hätten. Und der Schweizer Geschäftsmann Max Göldi sitzt nach wie vor im Knast, wurde gar in eine fensterlose Zelle verlegt .

Ganz im Gegensatz zum ehemaligen deutschen Finanzminister Peer Steinbrück hält Guido Westerwelle auch in Sachen Bankgeheimnis klar zur Schweiz: Obwohl es Amtshilfe gemäss dem neuen Steuerabkommen nur auf Verdacht gibt, zeigt sich der Aussenminister damit «zufrieden».

«Idee des gläsernen Bürgers überzeugt nicht»

Die Idee der Aufhebung des Bankgeheimnisses und des gläsernen Bürgers überzeuge ihn nicht, so Westerwelle im Interview. «Nicht für die Schweiz, nicht für Deutschland.» Die Schweiz und Deuschland seien «befreundete Staaten», die seit vielen Jahrzehnten zusammenarbeiteten.

«Wir vertreten denselben Wertekompass: freiheitliche Grundordnung, Mitverantwortung für das Gemeinwesen und Rechtsstaatlichkeit», sagte der deutsche FDP-Minister.

Spielball des Irren Herrschers von Tripolis: Der Schweizer ABB-Mitarbeiter Max Göldi sitzt immer noch im Knast. (Reuters)

Spielball des Irren Herrschers von Tripolis: Der Schweizer ABB-Mitarbeiter Max Göldi

sitzt immer noch im Knast. (Reuters)

Kommentar: Wer das Trauerspiel im Umgang mit den monatelangen, peinlichen Verhandlungen mit Libyen mitverfolgen konnte, begreift nicht, dass die Regierung ständig alle Trümpfe freiwillig aus der Hand gab, obschon hinlänglich bekannt ist, dass ein despotischer Machthaber Abmachungen nicht von sich aus einhält.

Worte sind nicht nur Worte

Aus Gedanken werden Worte und aus Worten werden Handlungen

Nehmen wir folgende Worte ernst:

Ich zitiere 20 Min:

«Schlagen der Ehefrau manchmal angebracht»

250 radikale Muslime folgten der Einladung des Islamischen Zentralrats nach Disentis GR. Mit dabei: die Islamisten Pierre Vogel und Abu Anas.

storybild

«Ein schönes Wochenende mit Familie in einem brüderlichen und islamischen Rahmen»: So pries der Islamische Zentralrat Schweiz (IZRS) sein Bildungsseminar vom letzten Wochenende im Klosterdorf Disentis an. Gekommen sind über 250 Kinder, Frauen und Männer aus der ganzen Schweiz – und die beiden umstrittenen radikalen Islamprediger Pierre Vogel und Mohammed Ciftci alias Abu Anas aus Deutschland. Beide stehen unter Beobachtung des niedersächsischen Verfassungsschutzes. Vogel reiste am Samstag überraschend in die Schweiz ein – nachdem ihm im Dezember noch die Einreise verweigert worden war. «Pierre Vogel soll die Möglichkeit haben, sich mit seinem Auftritt in der Schweiz zu rehabilitieren», so IZRS-Sprecher Qaasim Illi. Ausserdem sei die Einladung auch auf Forderung der Basis erfolgt, bei der der Islamprediger sehr beliebt sei.

Das Aktionskomitee «Gegen die strategische Islamisierung der Schweiz» will den Islamischen Zentralrat der Schweiz verbieten lassen. Derzeit prüfen die Juristen des Komitees nach Angaben von Pressesprecher Daniel Zingg «ernsthaft, gegen den IZRS zu klagen». Die Klage soll in nächster Zeit bei den zuständigen Behörden in Bern eingereicht werden. Das bestätigt Zingg der Zeitung «Sonntag». Grund für die Klage sei die Tatsache, dass der IZRS zum «Sammelbecken für radikale Muslime» werde. «Wir wollen mit unsere Klage die Behörden zunächst darauf hinweisen, was da passiert», sagt Zingg. «Dann hoffen wir, dass das Verbot des Islamrats der nächste logische Schritt ist.»

«Auf keinen Fall darf eine schwere Körperverletzung entstehen»

Der deutsche Islamist Pierre Vogel will Gewalt gegen Frauen, Homosexuelle und Ex-Muslime nicht verurteilen: Sie seien in gewissen Fällen im Koran begründet, sagt er.

Herr Vogel, Ihr Gefolgsmann Abu Anas spricht im Internet von Schlägen für Ehefrauen und dem Töten von Ex-Muslimen. Distanzieren Sie sich von diesen Äusserungen?

Es geht hier um eine islamische Regel, die im Koran festgeschrieben ist. Wenn ich mich vom Töten klar distanzieren würde, so würde ich mich vom Propheten distanzieren. Der Schutz der Religion steht an erster Stelle, dem wird alles untergeordnet.

Also halten Sie Gewalt gegen Frauen und Homosexuelle für ein legitimes Mittel?

Der Koran lässt das Schlagen als Lösung für Konflikte offen. Ich kann nicht sagen, dass es falsch ist, wenn Gott es erlaubt hat. In ge­wissen Fällen ist Gewalt deshalb legitim. Aber ich rufe ganz klar nicht zur Gewalt auf.

Schlagen Sie Ihre Frau?

Nein. Ich lebe nach dem Vorbild des Propheten Mohammed, der das auch nicht getan hat.

Sie vertreiben aber Bücher mit Anleitungen zum Schlagen von Frauen

. Das war keinenfalls als Aufruf zu verstehen. Es sollte Nicht-Muslimen erklären, dass das Schlagen der Ehefrau nur in bestimmten Situationen angebracht ist und auf keinen Fall eine schwere Körperverletzung entstehen darf.

Kommentar überflüssig

Sonntag, 28. März 2010

Immer mehr Schüler kennen die elementarsten Verhaltensregeln nicht mehr.

Lehrkräfte möchten sich vor allem auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, nämlich auf das eigentliche UNTERRICHTEN - aber auch auf das BILDEN und ERZIEHEN.

Wenn das Vermitteln von Wissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten in erster Linie zum Unterricht gehört, so darf das Unterrichten als Kerngeschäft bezeichnet werden.

Die Hauptaufgabe der Erziehung lag bislang auf den Schultern der Eltern. Nun gibt es leider nur noch wenige intakte Familien. Fakt ist ferner, dass der Verantwortungsbereich der Eltern im Alltag schwindet. Denn viele Eltern sind gar nicht mehr in der Lage, Ihren wichtigen Erziehungsauftrag zu erfüllen. Es ist ihnen gar nicht mehr möglich, diesen Part zu übernehmen. Neben dem Job, der sie völlig auffrisst, fehlt die Energie, auch noch den Erziehungsauftrag mit zu tragen. Frauen, die sich für ein paar Jahre voll und ganz den Kindern widmen, werden heute indirekt bestraft, weil voll berufstätige Ehepaare finanziell eindeutig bevorzugt werden.

Man überlässt die Kinder ihrem Schicksal, einer staatlichen Betreuungsinstitution oder sich selbst. Häufig erwarten die Eltern oder der übrig gebliebene Elternteil von der Schule, dass sie an Stelle der Familie die zeitaufwendige Nacherziehung übernimmt.

Die Lehrkräfte werden jedoch bei dieser Zusatzarbeit kaum unterstützt . Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, in der Schule die elementarsten Verhaltensregeln nachträglich beizubringen.

Die Schule muss den Jugendlichen auch noch in der Oberstufe solche selbstverständlichen Verhaltensregeln beibringen und den Jugendlichen ständig mangelnde Umgangsformen in Erinnerung rufen:

Das Grüssen

Das Händewaschen nach dem WC-Besuch

Saubere Kleidung

Sprechen ohne Kaugummi im Mund

Keine SMS schreiben während des Unterrichtes

Pünktlichkeit

Verzicht auf Fäkalsprache

Weder verbale noch physische Gewalt gegenüber .......

Das Zuhören (Dass nur einer spricht)

Es fehlen leider in vielen der heutigen "Familien" konstante Bezugspersonen, die beim kleinsten Jammern nicht mehr einfach nur eine Absenz auf einem Fresszettel unterschreiben, die auch konkrete Regeln hinsichtlich Fernsehkonsum, Videospiele beachten.

Den heutigen Lehrern erkennen an den obligaten Elternabende, dass es kaum noch Leitlinien gibt hinsichtlich Ausgang, Alkohol- Nikotinkonsum oder Mediennutzung.

Es wird erwartet, dass die Lehrpersonen den Jugendlichen die mangelnden Verhaltensregeln nachträglich beibringen. Sie können nicht mehr mit der selbstverständlichen Unterstützung der Eltern rechnen. Dieser enorme Mehraufwand zum Unterrichten zehrt an den Kräften dieser Lehrpersonen. Kommt dazu, dass es keine eigentlichen Klassenlehrer mehr gibt. Bereits in der Volksschule teilen meist mehrere Personen eine Lehrstelle.

Sind wir auf dem richtigen Weg, wenn wir künftig nicht nur den angeschlagenen Familien, sondern auch noch den überforderten Lehrkräften unter die Arme greifen müssen, weil unseren Kindern die elementarsten Verhaltensregeln nicht mehr zu Hause beigebracht werden?

Wenn in unserer Gesellschaft die Weichen falsch gestellt worden sind, müsste man heute den Mut haben, das Rad wieder zurück zu drehen. Konkret: Schulen und Familien würden davon profitieren, wenn künftig in erster Linie jene Kräfte unterstützt werden, die unseren Schulen und Familien dank präsenten Betreuungspersonen helfen, dass sich unsere Kinder zu lebenstüchtigen Menschen entwickeln, die schon früh lernen, Mitmenschen zu respektieren und wissen, was es heisst, verzichten zu können und mit Belastungen, Frust oder Konflikten umzugehen.

Diese Gedanken basieren auf zahlreichen persönlichen Erfahrungen aus einem lesenswerten Beitrag in der NZZ am Sonntag, 28. März von Hansruedi Hottinger, Vizepräsident der Sek 1 CH des Dachverbandes der Deutschschweizer Sekundarlehrpersonen.

Samstag, 27. März 2010

Fragwürdiges zur Interpretation der Körperprache

Es ist erstaunlich, welchen Erfolg das fragwürdige Interpretieren der Körpersprache hat. Wahrscheinlich sehnen sich viele danach, die Gesten, die Mimik und andere Körpersignale richtig entziffern zu können. Dieser Wunsch scheint stärker zu sein als alle Vernunft. Es ist nämllich hinlänglich bekannt, dass es gefährlich ist, Menschen aufgrund nur eines Signales zu "entlarven".

Heute las ich folgenden Artikel (Quelle Seite 3 ch.):

Angela Merkel: Okkulte Geste? Samstag, 27. März 2010 Die „Raute der Macht“, das „Merkel Dach“: Die immer gleiche Handgeste von Angela Merkel hat bereits verschiedene Namen bekommen. Seit einiger Zeit diskutieren nun Verschwörungstheoretiker, ob es sich bei der Handbewegung um eine okkulte Geste, um ein Zeichen der Freimaurer (Das Auge der Pyramide) handelt. Das Datum kann niemand genau sagen, seit wann Angela Merkel die immer gleiche Handgeste macht. Die Zeitschrift „Stern“ vermutet, dass es sich beim „Merkel Dach“ um einen Tipp ihrer Schwester, die Ergotherapeutin ist, handelt. Viele Verschwörungstheoretiker vermuten allerdings, dass es sich bei Angela Merkel um eine ferngesteuerte Machtmarionette der „Elite“ handelt, die als Zeichen die Pyramdie und das Auge hat. Begründet wird dies dadurch, dass Angela Merkel an Geheimtreffen der ...

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Noch krasseres!
merkel 1

Solche Interpretationen haben nichts mit echter Wahrnehmungsschulung zu tun. Im Gegenteil: Wir werden auf ein Detail fokussiert und beurteilen Menschen nicht mehr intuitiv und ganzheitlich.

Jüngst hatte ich Gelegenheit, die REZEPTE eines sogenannten Spezialisten für Körpersprache mit zu verfolgen. Den Teilnehmenden wurden pfannenfertige Lösungen aufgetischt. Die Zuhörer nahmen diese "Weisheiten" zu meinem Erstaunen - wie ein Schwamm - gierig auf, in der Hoffnung, künftig die Gedanken ihrer Kunden eindeutig lesen zu können.

Jede Gestik wurde eindeutig beurteilt. Der Referent verteilte sogar Checklisten, mit absolut richtigen Interpretationen und verkauft heute erfolgreich seine einfachen Rezepte.

Beispielsweise wusste der Referent (Er kommt aus der Marketing und Verkaufsbranche), dass jemand, der mit den Fingern den unteren Bereich des Gesichtes berührt, ein Umsetzungsproblem habe und handeln möchte.

Oder : Wenn jemand mit der linken Hand das rechte Handgelenk umfasst, so stehe fest, dass er immer etwas weiss und dies nicht sagen will.

_______________________

Im Alltag lohnt sich, die Wirkung einer Person auf das Gegenüber nicht nur auf Grund EINES Aspektes zu beurteilen, sondern sie ganzheitlich zu betrachten.

==> Ein Stimmanalytiker kann mit einer Stimmanalyse wichtige Aspekte bewusst machen.

Ein Phoniater erklärte mir während des Studiums, wie er mit Stimmanalysen versucht, herauszufinden, ob jemand lügt.

==> Ein professioneller Graphologe überraschte mich mit seinen präzisen Analysen einzelner Schriftbilder.

==> Kinesik Spezialist Samy Molcho ist fähig, aus dem Verhalten einer Person Erstaunliches ablesen.

LINKS (aus rhetorik.ch):

Pseudopsychologie

Pseudopsychologie. ... Auf dieser Seite finden Sie ein Beispiel einer fragwürdigen Pseudopsychologie. Vergleichen Sie die Artikel: ... www.rhetorik.ch/Pseudopsychologie/Pseudopsychologie1.html -Cached

Ich lernte im Laufe der Jahre zahlreiche Spezialisten kennen, die sich mit der Wirkung der Mitmenschen auseinandergesetzt haben.

==> Ein NLP Spezialist (NLP =Neurolingustisches Programmieren) entlarvte in einem Seminar das Gegenüber an den Augenstellungen und versuchte zu prognostizieren, was die jeweilige Person tatsächlich dachte.

==> Es gibt angebliche Wahrseher, die aus einem Signal der Körper- und Gesichtsform usw. das Gegenüber glauben entlarven zu können.

Auf dem Markt finden wir zahlreiche Bücher, die beschreiben, wie körpersprachliche Signale punktgenau interpretiert werden können.

==> Ich kenne Personalchefs, die aus dem Vokabular eines Interviews mehr herauskristallisierten können, als der Bewerber eigenlich von sich preisgeben wollte.

==> In einer Grossbank wurde das obere Kader nach dem DISG Modell in Farbtypen eingeteilt.

- D (dominant ROT)

- I (initiativ ORANGE)

- S (stetig GRUEN)

- G (gewissenhaft BLAU)

Das Kader musste Kurse besuchen, um sich selbst und die Mitarbeiter nach diesem Modell einzuschätzen um daraus erworbene Verhaltenstipps im Job anzuwenden. Die Umsetzung dieses Rasters kostete die Bank viel Zeit und Geld. Es erstaunte mich: Diese einfache Methode wurde von vielen Mitarbeitern geschätzt. Denn sie glaubten nun zu wissen, wie man das Gegenüber behandeln kann. Weil sich die meisten Menschen nach einfachen und eindeutigen Zuordnungen sehnen, werden derartige rezeptorientierten Anleitungen geschätzt.

Aus langjähriger Erfahrung habe ich gelernt, dass solche punktuellen Erkenntnisse unter Umständen richtig - aber auch falsch - sein können. Denn es sind immer nur Teilerkenntnisse. Ein einzelner Mosaikstein vermittelt nie ein schlüssiges Gesamtbild.

Im Laufe der Jahre wurde mir bewusst: Alle punktuellen Versuche, hinter die Fassade eines Menschen zu sehen, genügen leider noch nicht. Wer Menschen tiefgründiger erkennen will, benötigt einen

GANZHEITLICHEN Ansatz.

Wir benötigen verschiedenen Steine, um ein Gesamtbild zu erkennen. Ich versuche deshalb als Coach, Menschen bewusst ganzheitlich (holistisch) zu analysieren.

Erst dank verschiedenster Mosaiksteine wird es möglich, uns der gewünschten "Wahrheit" anzunähern.

Alle punktuellen Methoden - wenngleich sie als taugliche Mittel angepriesen werden- genügen leider noch nicht, um unser Gegenüber absolut richtig einzuschätzen.

Die Wirkung einer Person bestimmen übrigens nicht Experten, sondern das Publikum.

Wir haben alle seit unserer Kindheit eine bewährte "Ausbildung" im Lesen der Körpersignale.

Jeder Mensch verfügt zwangsläufig über eine jahrelange Erfahrung. Dessen sind wir uns viel zu wenig bewusst.

Ich wage zu behaupten: Wir alle sind im Grunde genommen Profis und haben seit früher Kindheit an gelernt , die Signale unserer Mitmenschen (Eltern, Geschwister, Kollegen) zu entziffern. Das geschieht weder mit Tabellen, noch theoretisch, sondern vielmehr über die Intuition. ES ist möglich, dass diese natürlich erworbene Wahrnehmungsfähigkeit nur verschüttet ist. Besser als rezeptorientierten "Gurus" nachzulaufen, lohnt es sich vielmehr, unsere Sinne d.h. unsere Wahrnehmungsfähigkeit ständig zu nutzen und zu stärken.

Wirkung von Worten

Dass Bilder (EinBILDungen) und Gedanken unsere Psyche beeinflussen können sind hinlänglich bekannt. Aber auch Worte beeinflussen uns.

Ich zitiere sda:

Worte können Schmerzen auslösen. Sobald man Begriffe wie «quälend», «zermürbend» oder «plagend» hört, wird das Schmerzgedächtnis alarmiert.

Prof. Dr. med., phil. habil. Thomas Weiß

Prof. Dr. Thomas Weiß

Psychologe Thomas Weiss von der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Schmerzforschung) erklärte am am Freitag: Die Forscher haben mit Hilfe der sogenannten funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) beobachtet, wie Studienteilnehmer auf bestimmte Worte reagieren und welche Hirnaktivität ausgelöst wird.

«Diese Befunde zeigen, dass allein schon Worte unser Schmerzgedächtnis aktivieren können»,

erklärte Weiss. Damit haben sie eine ähnliche Wirkung wie schmerzhafte Erfahrungen, etwa der Pieks einer Spritze. Dass Menschen schmerzhafte Erfahrungen speichern, sei biologisch sinnvoll, da dies ermöglicht, potenziellen Gefahren für Leib und Leben aus dem Wege zu gehen. «Unsere Ergebnisse legen jedoch zusätzlich nahe, dass verbalen Reizen eine bisher unterschätzte Bedeutung zukommt», so Weiss. Für die Psychologen stelle sich nun vor allem die Frage, welche Rolle die verbale Auseinandersetzung mit Schmerzen für Patienten mit chronischen Schmerzen spielt.

Diese Patienten sprächen sehr häufig über ihr Schmerzempfinden, etwa mit ihrem Arzt. Ob solche Gespräche möglicherweise zu einer Verstärkung der empfundenen Schmerzen führen, wollen die Forscher nun in einer weiteren Studie klären. (sda-ats/mt)

Kommentar: Seit Jahren stelle ich fest, dass wir Worte zu wenig ernst nehmen. Es hat sich in meiner Tätigkeit immer wieder gezeigt, dass uns Worte enorm beeinflussen. Deshalb sollten wir mit Worten bedachter umgehen.

LINKS:

Aus KNILL BLOG:

Freitag, 12. Februar 2010

Cyberchondrie kann Aengste auslösen

EinBILDungen beeinflussen unsere Psyche und Befindlichkeit

Cyberchondrie

Cyberchondrie

Selbstdiagnose aus dem Internet Köln – Das Internet wird in medizinischen Fragen zunehmend zur Informationsquelle Nummer eins. Laut der Studie „E-Health Trends in Europe“ beziehen über die Hälfte der EU-Bürger medizinische... mehr

In einem Beitrag 20 Min (18.1.10) wird darauf hingewiesen, dass immer mehr Leute im Internet Gesundheitsinformationen holen. Die gelesenen Gefahren und denkbaren Folgen führen dazu, dass sie die Menschen, wegen des Gelesenen schwere Krankheiten einbilden und zum Cyberchonder werden. Symptome von harmlosen Krankheiten führen im Netz zu schweren Krankheiten und die Leser leiden unter Aengsten. Diese Aengste können dann zu ernsthaften Erkrankungen führen, ohne dass es dazu einen objektiven Befund gibt. Heute informieren sich bis zu 10 Prozent der Patienten vor der Arztkonsultation im Internet eine Prognose und suchen nach Felix Huber (Aerztenetzwerk MEDIX Zürich) eine Erklärung für Ihre Beschwerden. vile verlieren beim Surfen die Uebersicht. Bei allen Beeinflussungsprozessen spielen EinBILDungen eine grosse Rolle. Es ist erwiesen, dass Leute nach dem Lesen der Beipackzettel bei Medikamenten nachher die möglichen Nebenwirkungen recht schnell verspüren. Wenn steht: Das Medikament könnte zu Uebelkeit und Appetitlosigkeit führen. Dem Leser wird es nachher tatsächlich übel. Als mich vor Jahren ein Autofahrer als Velofahrer auf dem Velostreifen angefahren hatte und die Knieverletzung operiert werden musste, sagte ich dem Anästhesiearzt: Hören Sie, ich bin ein Hypochonder. Alle denkbaren negativen Auswirkungen der Narkose würden mich negativ beeinflussen. Ich weiss: Aus juristischen Gründen müssen Sie mir alle möglichen negativen Auswirkungen erwähnt haben. Aber ich will dies nicht hören. Ich vertraue Ihnen! Mit guten Gefühlen erwachte ich aus der Narkose. Einbildungen können auch hilfreich sein Das Autogene Training, Motivationsprozesse, Lernbilder - übrigens Auch die Hypnose - nutzen die Wirkung von EinBILDungen. Der Erfolg basiert immer auf dem Phänomen "Wirkung von BILDERN". Argumente überzeugen vor allem durch Bilder und Geschichten. Die Werbung - auch Parteien nutzen die enorm starke Wirkung von Bildern. Bei Kommunikationsprozessen können wir uns dank positiven Bildern auch in Stressstiuationen entspannen.

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  1. Die Kraft der Einbildung

    Einbildung (gr. phantasia) ist nicht nur eine Vorstellung im allgemeinen Sinne, sie kann jedoch auch ein Eindruck sein, die nichts in der Realität zu tun ... www.rhetorik.ch/Einbildung/Einbildung.html - Cached - Similar
  2. Wortwoertlich nehmen

    Doch Einbildung ist negativ besetzt, weil wir bei eingebildeten Menschen davon ausgehen, dass das innere Bild einer eingebildete Person unrealistisch ist: ... www.rhetorik.ch/Woertlich/Woertlich.html - Cached - Similar
  1. Wirkung von Bildern

    23. Jan. 2002 ... Bilder prägen sich tiefer ins Gedächtnis ein als Worte. ... im Nachhinein Fragen über die Wirkung derartiger Schreckens - Bilder auf: ... www.rhetorik.ch/Bildwirkung/Bildwirkung.html - Cached - Similar
  2. Toxische Kommunikation

    11. Jan. 2004 ... Sind aber Worte tatsächlich so belanglos? Wir alle haben schon die Erfahrung gemacht, welch zerstörerische Wirkung hässliche Worte und ... www.rhetorik.ch/Toxisch/Toxisch.html - Cached - Similar
  3. Macht der Worte

    "Im Anfang war das Wort" meint zwar ein Johannesspruch, die Kraft und suggestive Wirkung von Bildern ist aber oft nachhaltiger als das abstrakte Wort ... www.rhetorik.ch/Fenster/Fenster.html -Cached - Similar
Zur Zeitumstellung am Wochenende:

Zehn Mythen über die Zeitumstellung: Schlafprobleme, Tiere und Kinder merken nichts,

+ Die Zeitumstellung (Uhr muss eine Stunde vorgestellt werden) hat zwar den Vorteil, dass wir mehr Licht und UV Strahlen bekommen. Damit wird die schlechte Laune vertrieben. Doch gibt es immer mehr Kritiker, weil die Umstellung verschiedenste Nachteile hat: - Die Kühe benötigen tatsächlich mehrere Wochen, bis sie sich umgestellt haben. - Nach der Zeitumstellung gibt es mehr Verkehrsunfälle (Quelle Auto Club Europa). Grund: Schlafdefizit, Konzentrationsmangel. - Bei Kindern beeinträchtigt die Stunde weniger Schlaf eine Beeinträchtigung der schulischen Leistung (30-40 %). Die innere Uhr wird durcheinander gebracht. Deshalb sollten die Kinder eine Stunde früher ins Bett gehen. - Durch die Umstellung wird unser Immunsystem aus dem Rhythmus geworfen. Dies schwächt die körpereigene Abwehr. - Statistisch gesehen bringt die Umstellung auch mehr Herzinfarkte. Deshalb wird der ständige Wechsel von Schlafforschern kritisiert. Erstaunlich, was wir alles opfern müssen, nur um keine Zeitinsel zu werden.

Aus Blick-online:

Jeden März dieselbe Frage!

Freitag, 26. März 2010

Kachelmann bleibt stigmatisiert - auch wenn er unschuldig ist

Ich zitiere 20 Min:

Noch haben sich die Vorwürfe gegen Jörg Kachelmann nicht erhärtet. Doch der Fall seines Ex-Kollegen Andreas Türck zeigt: Der Wiedereinstieg ins TV-Geschäft ist nach dem Verdacht der Vergewaltigung fast unmöglich.

Mit dem Vorwurf der Vergewaltigung konfrontiert: die TV-Moderatoren Jörg Kachelmann (aktuell) und Andreas Türck (2005).

Mit dem Vorwurf der Vergewaltigung konfrontiert: die TV-Moderatoren Jörg Kachelmann (aktuell) und Andreas Türck (2005). Bild: Keystone

Artikel zum Thema

Der Fall Türck

Andreas Türck wurde vorgeworfen, eine junge Frau zum Oralsex gezwungen zu haben. Je länger die Untersuchungen dauerten, desto klarer wurde jedoch, dass die Anklägerin keine verlässliche Quelle ist. Später hat man bei ihr gar Wahrnehmungsstörungen festgestellt. Das Verfahren wurde 2005 mangels Beweisen eingestellt.

Der Strahlemann aus dem deutschen Fernsehen erlebt bange Stunden. Jörg Kachelmann wird verdächtigt, seine langjährige Freundin vergewaltigt zu haben. Immer mehr «Details» geraten über die Medien ans Licht. So soll Kachelmann ein Doppelleben geführt und mehrere Frauen gleichzeitig bei der Stange gehalten haben. Bisher besteht jedoch nur ein Verdacht.

Doch dass ein solcher eine TV-Karriere zerstören kann, haben ähnliche Fälle aus der Vergangenheit gezeigt. So wurde der einst beliebte TV-Moderator Andreas Türck 2004 ebenfalls wegen Vergewaltigung angeklagt. Die deutschen Medien – vor allem das Boulevardblatt «Bild» - berichteten ausführlich über den «Skandal». Türck wurde vorgeführt – und vorverurteilt.

Unter Beobachtung - für immer

«Das Kopfkino der meisten Menschen ist darauf programmiert, sich negative Dinge zu merken, auch wenn sie unwahr sind», sagte die Psychologin Christine Baumanns damals zu «Bunte». Und: «Andreas Türck ist selbst nach einem Freispruch auf ewig stigmatisiert. Man wird in Zukunft ganz genau beobachten, wie er sich zu Frauen verhält.»

Tatsächlich wurde der Name Türck nur noch zusammen mit dem Wort Vergewaltigung genannt. Und auch nachdem er 2005 vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen wurde, hat seine Karriere einen gewaltigen Knick erlitten. Sein Auftraggeber Pro 7 trennte sich von ihm, Türck arbeitete fortan nur noch hinter der Kamera.

«Die Vorverurteilung, mit der ich zu kämpfen hatte, war mit meinem Freispruch noch lange nicht erledigt», sagte Türck 2007 der «Süddeutschen Zeitung». «Viele Menschen haben mich behandelt, als wäre ich verurteilt worden.»

«Riesige Wunden hinterlassen»

Auch wenn er es gewollt hätte, wäre ihm die Rückkehr vor die Kamera wohl verwehrt geblieben. Wer einmal in den Medienarchiven und im Internet mit Vergewaltigung in Verbindung gebracht wird, wird diese Bürde so einfach nicht mehr los.

Gegenüber der «Süddeutschen Zeitung» sprach Türck von einem «Albtraum»: «Zunächst war es unglaublich schwierig, ins normale Leben zurückzufinden. Der Prozess hat in meinem Leben riesige Wunden hinterlassen. Dennoch habe ich es geschafft, wieder auf die Beine zu kommen.»

Ein ähnliches Schicksal dürfte auch Jörg Kachelmann ereilen. Denn auch er ist eine Person von öffentlichem Interesse – ob er will oder nicht. Oder wie es Türck gegenüber news.de ausdrückt: «Was heisst, die Öffentlichkeit vermissen? Dass ich eine öffentliche Person bin, kann man so schnell nicht loswerden, sonst würden Sie wohl kaum ein Interview mit mir führen wollen.» (reh)

Kommentar:

Dass Menschen mit erfundenen Beschuldigungen "fertig " gemacht werden können ist hinlänglich bekannt. Anderseits muss die Polizei alle Anzeigen ernst nehmen. Die Medien haben ihrerseits auch die Pflicht, zu informieren. Die ARD, welche über die Verhaftung Ihres Moderators bewusst nichts gebracht hat, wurde vorgeworfen, sie würden etwas vertuschen. Wenngleich Medien einen Promi - wie Kachelmann - nicht vor verurteilen dürfen, gibt es auch eine Informationspflicht. Bei diesem einmaligen Medienevent kam es zu einem Selbstläufer und zu unzähligen Trittbrettartikeln. Die Oeffentlichkeithat selten so einen Mediengau erlebt. Kachelmanns Story - ob erfunden oder nicht - hat alle Voraussetzungen zu einer Boulevardgeschichte: Promi - Sex - Gewalt - Emotionen (Blut, Tränen, Sperma). Eines ist sicher: Die Geschichte geht weiter! Selbst wenn Kachelmann unschuldig ist, wird er nicht ungeschoren aus dem Strudel der Beschuldigungen davonkommen.

Nachtrag Blick:

Das Lächeln ist Kachelmanns Schutzmaske

Fernseh-Stars lächeln immer, auch wenn sie wissen müssten, dass der grosse Spass längst vorbei ist.

Jörg Kachelmann lächelnd nach seiner Vernehmung beim Haftrichter: Er wollte sich den Medien zeigen. (Reuters)
Jörg Kachelmann lächelnd nach seiner Vernehmung beim Haftrichter: Er wollte sich den Medien zeigen. (Reuters)

Kommentar: Es gibt tatsächlich ein Lächeln als "Antibeisshemmungsverhalten" - als Schutz. Zum Beispiel: Kinder, die in der Schule von einem Lehrer laut gemassregelt werden, schützen sie sich mit einem Lächeln, in der Hoffnung, man werde dann weniger "gebissen". Bei Jörg Kachelmann finde ich nichts von diesem spontanem Schutzverhalten. Für mich ist es ein bewusstes, inszeniertes Lachen vor den Medien.

Vom Umgang mit Komplikationen

Gestern hatte ich mit einem Spezialarzt ein aufschussreiches Gespräch über den Stellenwert der Kommunikation im Spital. Wir waren uns einig, dass generell im Umgang mit Menschen die Art des Kommunizierens eine zentrale Rolle spielt - vor allem das Einfühlungsvermögen. Das gilt übrigens bei allen Berufen, die mit Menschen zu tun haben!

Der Arzt bestätigte mir, dass auch bei Patienten die Vorgespräche enorm wichtig sind. Dazu benötige er genügend Zeit. Dieser angebliche Zeitverlust erweise sich später rasch als Zeitgewinn. Als Arzt erhalte er bei diesen Vorgesprächen hilfreiche Zusatzinformationen. Das Vertrauen werde aufgebaut und letztlich wirke sich diese Vertrauensbasis auch positiv auf die Heilungsprozesse aus.

Das wertvolle Gespräch bestätigte mir ferner:

1. FREUDE am Job ist etwas vom Wichtigsten.

Dies entspricht genau meiner These, dass man künftig weniger von Work-live balance sprechen sollte, weil das Arbeiten auch zum Leben gehört. Arbeiten darf nicht - als Gegensatz - dem Leben gegenübergestellt werden. Ich betrachte das Arbeiten Job auch zum Leben. Deshalb lohnt es sich, auch bei der Arbeit Freude zu haben.

2. Aus dem wertvollen Dialog mit dem Spitalarzt notierte ich mir folgenden Kernsatz über Komplexität, den ich hier im BLOG auf Komplikationen übertrage:

"Nicht Komplikationen sind das Problem, sondern der Umgang mit Komplikationen!"

Dieser Gedanke gefiel mir sehr. Als Ombudsman stelle ich seit Jahren fest, dass leider viele Menschen nie gelernt haben, mit Komplikationen, mit Störungen, mit Konflikten und Schwierigkeiten umzugehen. Würde dies schon in der frühen Lebensschule vermittelt, gäbe es möglicherweise weniger Scheidungen und weniger unzufriedene Menschen. Komplikationen und Schwierigkeiten gehören nämlich zum Leben wie das Amen in der Kirche.