Denn: Orientierungslosigkeit kostet nicht nur viel Zeit und Geld.
Es ist nicht verwunderlich, dass unsere Gesellschaft viele Probleme selbst verschuldet. Der Mensch wünscht Halt, Orientierung und Wertmassstäbe. Die Tendenzen sind jedoch gegenläufig. In der pädagogischen Landschaft führen zu schnelle Wechsel von Lehrmitteln und Methoden zu einer Orientierungslosigkeit für Lehrkräfte. Bei meinen Seminaren klagen die Lehrkräfte über den grassierenden Aktionismus im Schulwesen. Die konstanten Bezugspersonen verschwinden auf der Volkschulstufe. Es mangelt an Ruhe. Gefragt ist hingegen Betriebsamkeit, Bürokratisierung und Veränderung um der Veränderung willen. Es gibt Klassen, die werden heute von 6 bis zum Teil sogar von 8 Teilzeitlehrkräften betreut. Auch die Normfamilien mit konstanten Bezugspersonen werden rar.
Die Orientierungslosigkeit zeigt sich auch beim heutigen Rechtschreibechaos.
Mein Ziehvater - ein deutschen Diplompsychologe - prognostizierte schon vor Jahrzehnten, dass der Wertezerfall und die Orientierungslosigkeit Ursache zahlreicher Zeitprobleme werde. Er behauptete, es folge nach den ersten Schäden schon noch ein Umdenken.
Nach seinem Dafürhalten ist die Sucht-, die Gewaltproblem mitunter eine Folge der zunehmende Halt- und Grenzenlosigkeit. Man müsste eigentlich einmal die Folgekosten der jahrelangen Beliebigkeit in der Erziehung und wechselnden Betreuung auflisten, forderte der Psychologe, der auch als Mediziner eine grosse Erfahrung hatte.
Zur Orientierungslosigkeit der neuen Rechtschreibung
Die neue Rechtschreibung ist ein Musterbeispiel, wie über Jahre die Konfusion in Schulen, Verlagen und Redaktionsstuben unnötigerweise geschürt wurde. Seit der Einführung und dem unbegreiflichen Hin und Her ist die Bevölkerung im deutschsprachigen Raum verunsichert. Heisst es nun "voll spritzen" oder "vollspritzen"? Gilt "Gräuel" oder kann man weiterhin doch noch "Greuel" schreiben? Man wollte zuerst bei der Rechtschreibung eine zwingende Einführung. Nachdem dann jedoch gewisse Verlage die Aenderungen verweigerten, folgte ein orthografischer Freistil. Lehrmittel wurden zuerst mit grossen Summen neu gedruckt. Dann wurde klar, dass dies gar nicht notwendig gewesen wäre (weil die Regeln noch gar nicht nicht definitiv abgesegnet waren). Dann machte sich auch bei Lehrern eine Verunsicherung breit, als die Umsetzung nicht mehr zwingend war. Die neue Rechtschreibung - ohne klare Regeln - führten auch bei der Benotung zu einer grossen Verwirrung. Sprachwissenschafter Rudolf Wachter (Universität Basel) formulierte es so:
"Wenn dar Staat weiterhin gewisse Schreibvarianten bevorzugt und andere -populärere - als Fehler anstreicht, drohen Rekurse." Zur Zeit herrsche die Meinung, alles sei erlaubt. Nun drohe das totale Chaos.
Neue Rechtschreibung?
Kommentar: Diese Orientierungslosigkeit bei der Rechtschreibung erinnert mich an den Erziehungs- und Führungsgrundsatz: Jeder kann machen was ihm beliebt. Alles ist richtig. Wenn klare Grenzen fehlen, bin ich davon überzeugt, dass damit dem Menschen die Orientierung fehlt. Es lohnt sich deshalb bestimmt, rasch Gegensteuer zu halten. Legen wir die derzeitigen "Laisser - faire- Mentalität" ab. Die REchtschreibung hat sich ständig gewandelt und niemand hat etwas gegen Verbesserungen. Doch müssten Veränderungen immer nur schrittweise und langsam vorgenommen werden, damit sie in der breiten Oeffentlichkeit verinnerlicht werden können.
LINKS:
rhetorik.ch aktuell: Die korrigierende Rechtschreibereform
4. März 2006 ... in Deutschland wieder neue Rechtschreibregeln pauken müssen. ... Bei dem Hin- und Her von der alten zur neuen Rechtschreibung und nun ... www.rhetorik.ch/Aktuell/06/03_04.html - 10k - Cached - Similar pages