Pech für die Patrouille Suisse: Gestern Samstag wollte sich die Staffel mit einer spektakulären Flugshow an der Militärausstellung Comm 08 in Frauenfeld präsentieren. Das miese Wetter verhinderte aber, dass die Piloten ihre atemberaubenden Kunststücke in den Thurgauer Himmel zaubern konnten.
Es wäre für die Fans eine gute Gelegenheit gewesen, den waghalsigen Helden der Lüfte nochmals zuzujubeln. Denn dem Aushängeschild der Schweizer Luftwaffe droht das Aus.
Grund: Die Kampfjets F-5 E Tiger der Patrouille Suisse werden bald altershalber verschrottet. Geht es nach dem Willen der Militärs, werden sie durch neue, in Betrieb und Unterhalt viel teurere Kampfflugzeuge ersetzt. Viel zu teuer auf jeden Fall, um Zirkusstücke aufzuführen. Dafür reicht das immer schmalere Budget der Armee nicht aus.
SVP-Sicherheitspolitiker Thomas Hurter :
«Es tut mir weh, aber es macht keinen Sinn, eine eigene Kunstflugstaffel zu betreiben, wenn der Luftwaffe ständig weniger Mittel zur Verfügung stehen. Wir können uns die Patrouille Suisse nicht mehr leisten.»
Auch Peter Malama , FDP-Nationalrat und Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission, sieht schwarz für das populäre Vorführteam. Schweren Herzens beuge er sich den Sachzwängen.
«Wir müssen Prioritäten setzen, und die liegen sicher nicht bei der Kunstflugstaffel», so Malama.
Der Kommandant der Patrouille Suisse, Daniel Hösli (50), hofft nun, wenigstens noch eine Zeit lang mit den Tigern rumfliegen zu können. Diese Hoffnung kann er sich sparen: Unterhalt und Betrieb von ein paar Tigern, die nur von der Kunstflugstaffel genutzt würden, kämen viel zu teuer. Die Patrouille und ihre Tiger – sie stehen auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Arten.
Hoffnung Kommandant Dani Hösli. (Karl-Heinz Hug)
Sie steht für Präzision und Zuverlässigkeit: Seit 1964 gibt es die Kunstflugstaffel, bis heute hat es keinen Unfall gegeben. «Die Patrouille Suisse ist zu einer Schweizer Marke geworden», sagt Daniel Hösli (50), Kommandant des Vorführteams der Schweizer Luftwaffe. Die Mannschaft der Patrouille Suisse zählt 30 Personen. Pro Anlass sind 20 Personen im Einsatz – davon sechs Piloten und zwei Speaker, die am Boden den Zuschauern erzählen, was sie sehen und sehen werden.
Die sechs Berufspiloten absolvieren jeweils Anfang Jahr einen zweiwöchigen Trainingskurs und trainieren dann in der Kunstflugstaffel während der Saison einmal pro Woche, meistens am Montag. Pro Jahr zeigt die Staffel in 13 Einsätzen im In- und Ausland ihr Können.
1991 erhielten die Jets ihr neues Aussehen: Die Flugzeugunterseite leuchtet seither als Schweizer Wappen in Rot und Weiss. Drei Jahre später flogen die Piloten der Patrouille Suisse ihre letzte Vorführung mit dem Hunter, der ausgemustert wurde. Die Kunstflugstaffel stieg auf die schnelleren und wendigeren F-5 E Tiger um, die bis heute verwendet werden.
Kommentar: Als das Ueberwachungsgeschwader in Dübendorf stationiert war, durfte ich diese Piloten jahrelang medienrhetorisch schulen. Es ging um die Vermittlung der Grundsteine im Umgang mit Medien. Auch das Team der Patrouille Suisse durfte ich jahrelang im Mediensimulator den Stresssituationen vor Mikrofon und Kamera aussetzen. Bei diesen Ausbildungsmodulen erkannte ich schnell, wie wichtig die Selbstkritikfähigkeit ist, wenn es um Lernprozesse geht. Für die Piloten ist es eine Selbstverständlichkeit, sich nach jedem Einsatz einem Debriefing zu unterziehen. Diese Fähigkeit, Kritik zu problemlos zu akzeptieren, erlebte ich nur noch an der Klosterschule in Baldegg. Dort mussten alle Studentinnen als Erstes lernen, sich selbst zu beurteilen. Leider müssen heute viele Vorgesetzte diese Fähigkeit erst nachträglich in Kursen mühsam erwerben. Bei Lehrererfortbildungkursen stellte ich fest, dass in diesem Beruf die Selbstkritikfähigkeit oft mühsam erworben werden muss. Sie wäre jedoch beim Lehrerberuf besonders wichtig. Lehrpersonen müssen sich bekanntlich nicht nach jeder Unterrichtseinheit einem Debriefing stellen. Sie werden zwar von Schülern, Eltern und vom Schulleiter hart kritisiert und kommen dadurch eher in eine Selbstverteidigungshaltung. Das hat aber wenig mit Selbstkritikfähigkeit zu tun.
Bei der Patrouille Suisse dominierte noch ein andere Fähigkeit: Die Teamfähigkeit. Selten erlebte ich die wichtige Kompetenz - im Team gut zu arbeiten - so hautnah wie bei dieser Staffel.
Meine Erkentnisse im Buch "Team und Kommunikation" basieren weitgehend auf diesen einmaligen Erlebnissen mit Piloten.
Die Patrouille Suisse wird mir somit in bleibender Erinnerung bleiben- selbst wenn sie aufgelöst würde. Ich bin stolz, dass ich dem Team einmal beim Namen der einer neuen Flugfigur dienlich sein konnte und ich ihnen damit - nicht nur im Bereich Medienrhetorik - wenigstens bei der Namensfindung behilflich sein konnte. Bei einem Trainingsflug sagte ich dem Kommandaten bei einer neuen Figur, mir komme es so vor, als flirten die beiden Flugzeuge miteinander. Diese Nummer wurde hernach als "Flirt" bezeichnet. So wurde ein Kommunikationscoach überraschenderweise zum Taufvater einer Flugfigur der Partrouille Suisse.