Blocher war seit je Couchepins grösster Gegenspieler. Ihm war auch die Genugtuung nach der Wegwahl deutlich anzumerken.
Bei jeder Gelegenheit spielte Couchepin offen und beleidigend auf seinen Gegner:
- Okt 04: Er liess verlauten, Blocher gefährde die Demokratie
- Dann verglich er Blocher offen mit Duce (Mussolini)
- Auch Naionalrat Mörgeli verglich er mit KZ Arzt Mengele
Immer konnte sich Couchepin rausreden, indem er relativierte, Sachverhalte bestritt und wenn sie dann doch nachgewiesen werden konnten, es angeblich nicht so gemeint hatte.
Auch heute im Fall Schmid/ Fall Nef beeinflusste der abgewählte Bundesrat Blocher (Couchepins Feindbild) das Interview in der NZZ am Sonntag.
Indirekt sagt er nämlich: Damals war Blocher im Bundesrat. Da muss man Verständnis haben, dass Schmid nicht alles offen legen konnte.
Jedenfalls nimmt er den angeschlagenen Kollegen in Schutz. Sonst war Couchepin nie so grosszügig, wenn ein Bundesrat einen Fehler gemacht hatte.
NZZ: Schmid hatte den Bundesrat nicht über das hängige Strafverfahren informiert. Wenn Sie gewusst hätten, worum es in diesem Strafverfahren ging, nämlich um Nötigung, hätten Sie Nef dann gewählt?
Couchepin: Wer kann das im Nachhinein schon mit Sicherheit sagen? Aus heutiger Sicht hätte man damals vielleicht noch mit der Wahl zuwarten können. Oder offen informieren. Vielleicht hätte es auch Bundesräte gegeben, die sich als derart moralisch betrachten, dass sie ihn nicht gewählt hätten. Ich persönlich denke, man sollte es mit dem Moralismus nicht übertreiben.
NZZ: Sie hätten es damals bei der Wahl von Nef aber doch gerne gewusst?
Couchepin: Das kann ich so nicht sagen. Ich weiss es nicht. In den letzten Jahren gab es derart viele Indiskretionen im Bundesrat, dass das Klima des Vertrauens nicht mehr gewährleistet war.
NZZ: Mit anderen Worten: Sie haben Verständnis für das Verhalten von Schmid?
Couchepin: Ja.
NZZ: Es gibt keinen Fall Schmid?
Couchepin: Es gibt einen Kollegen, der eine schwierige Zeit erlebt hat. Und er ist wie ich für vier Jahre gewählt.
Kommentar: Es ist offensichtlich, weshalb Couchepin bei Schmid Verständnis hat für seine Fehler. Dies macht deutlich, dass er seinen Gegenspieler auch nach dessen Abwahl noch nicht vergessen kann.