Eine Vorbemerkung zur Einstimmung: Wenn Sie Vögeln verschiedene Körner hinlegen, können die Vögel nur EIN Korn auf einmal erfassen und greifen. Vielleicht möchte man aber, dass die Vögel nur eine bestimmte Sorte aufnehmen. Durch die grosse Auswahl Körner wählen jedoch die Tiere das Futter nach Belieben aus. Die Körner, die wir verabreichen möchten, werden möglicherweise gemieden.
Die FDP büsste seit Jahren an Wählergunst ein. Die Partei sieht zwar ein, dass hinsichtlich externer Kommunikation etwas geändert werden muss. Doch wird nichts geändert.
Der Parteipräsident Fulvio Pelli signalisierte zwar an der letzten Delegiertenversammlung erstmals Kritikfähigkeit. Er gesteht sogar ein, dass die Botschaften (Mehrzahl) zuwenig klar vermittelt worden waren und versprach den Anwesenden, diese Botschaften (wiederum in Mehrzahl) künftig konkreter zu formulieren. Er selbst wollte auf dem Deck des Parteischiffes das Steuer weiterhin in der Hand behalten und liess sich deshalb nochmals als Parteichef wählen.(Dies erinnerte uns an Ospel, der nach dem Finanzdebakel unablässig wiederholte, er wolle die UBS nicht feige auf dem Hinterausgang verlassen, sondern die Angelegenheit persönlich noch in Ordnung bringen). Bestimmt wäre es auch bei der FDP besser gewesen, Pelli hätte mit seinem Rücktritt signalisiert: "Ich meine es ernst mit einer Aenderung des Kommunikationsmanagements. Wir wagen einen Neubeginn - auch personell."
Wenn ich bei Leuten nachfragte, was ihnen bei der den drei Buchstaben FDP in den Sinn komme, hörte ich meist die Assoziationen wie: Abzockerpartei, Wirtschaftspartei, Kopp. Spörry, Swissairskandal, Honegger usw. (Alles negativ besetzte Namen oder Begriffe).
2. Ja, die Slogans und die vier Schweizen – eine offene, eine intelligente, eine gerechte und eine wachsende Schweiz - mögen zu theoretisch sein.
3. Ja - gewisse Themen wie „Ordnungspolitik, innere Sicherheit und Umweltpolitik“ haben wir aus internen Harmoniebedürfnis noch nicht genug klar definiert.
4. Ja, unser Programm ist noch zu breit um gut kommunizierbar zu sein.
5. Alles richtig: Packen wir die Stiere bei den Hörnern. Fokussieren wir uns auf drei bis vier unverwechselbare liberale Schwerpunkte und kommunizieren wir sie mit hartnäckige Überzeugung. Unser Programm ist solid, beantwortet die Herausforderungen .....
(Ende Zitat)
"Fokussieren wir uns auf DREI bis VIER unverwechselbare Schwerpunkte!"
Es gibt nämlich bei Kommunikationsprozessen nur EINE Dachbotschaft - nicht mehrere!
Ich frage mich: Hat die FDP nicht genügend Finanzen , um einen externen professionellen, erfahrenen PR Fachmann zu engagieren?
Ich suchte am 19. April (nach der Arena Sendung) auf der FDP Homepage unverzüglich die drei Botschaften, die mit den Leuchttürmen gemeint. Ich suchte jedoch vergeblich. Nichts war zu finden. Hat die FDP noch nie etwas von koordinierter Information gehört?
Mehr Profil und Klarheit strebt die FDP mit der Konzentration auf politische KERNTHEMEN an. Dem Parteitag werden DREI Themen zur Diskussion vorgeschlagen.
Ende Zitat:
Für die FDP hat Konzentration angeblich eine andere Bedeutung.
Nochmals:
Welches ist nun für die Liberale Partei das EIN-deutige, EIN-drückliche, EIN-fache, das WICHTIGSTE Kernthema, das unter den Nägeln brennt?
Welches Bild müsste künftig im Langzeitgedächtnis verankert werden? Welcher konkrete Gedanke, der EIN-leuchtet und mit EINEM Bild oder EINEM Beispiel verknüpft werden kann?
- Was heisst das konkret für die Bürger, wenn wir die Sozialwerke sichern wollen (Steuererhöhungen oder Sparen)?
Wenn die FDP die wahrnehmungspsychologischen Erkenntnissen dauernd ausklammert und die plumpsten Fehler nicht korrigiert, so sehe ich für die Zukunft der FDP schwarz. Als einige FDP Mitglieder nach Pellis Vison, das vage Dreierpack beanstandeten (Für sie waren die Themen nicht bürgernah), negierte Pelli diese Kritik völlig und machte sich auch noch über jenen Politologen lustig, der prognostizierte, dass die drei allgemeinen Botschaften die Stimmbürger nicht gross bewegen werden.
Nachtrag nzz-online:
19. April 2008,
Die Freisinnigen beschliessen ein neues Parteiprogramm
Parteitag der FDP in Bern
Die FDP hat am Samstag in Bern ein neues Parteiprogramm beschlossen. Die Parteimitglieder folgten ihrem Präsidenten: Sie entschieden sich für die drei «Kernthemen» Arbeitsplätze, nationaler Zusammenhalt und schlanker Staat. Die FDP bekräftigte ihre Forderung nach der Einschulung mit vier Jahren. ...
Zu den drei Kernthemen weiss der Tagesanzeiger - online mehr zu berichten:
Die freisinnige Partei müsse nach der Wahlschlappe vom Herbst wieder kämpferisch und selbstbewusst auftreten - mit einer klareren Profil.
Wer eine andere Meinung als die der Partei vertrete, solle schweigen, forderte Pelli weiter.
Bewusst kehrt die FDP ihrer Botschaft der «Vier Schweizen» den Rücken - sie sei zu abstrakt gewesen und nicht verstanden worden.
Arbeitsplätze für die Schweiz
Zuoberst aufs Parteiprogramm schreibt sich die FDP das Thema Arbeitsplätze. Diese sollen besser, interessanter und zahlreicher werden. Die Schweiz müsse ein attraktiver Standort für internationale Unternehmen bleiben, forderte Nationalrat Johann Schneider-Ammann (BE).
Aus diesem Grund wolle die FDP für Personenfreizügigkeit weiterführen.
Unter dem Titel
«Nationaler Zusammenhalt»
setzt sich die FDP unter anderem für die Sicherung der Sozialwerke ein. Reformen sollen Fehlanreize beseitigen und den Missbrauch verhindern. Eine nationale Integrationsstrategie für Ausländer soll die Einheit ebenfalls stärken.
Staat verschlanken
Schliesslich fordern die Freisinnigen einen schlanken und bürgerfreundlichen Staat. Dazu gehörten tiefe Steuern ebenso wie schnelle Justizverfahren und harmonisierte Bauvorschriften, sagte Philipp Müller (AG). Es dürfe weder zu wenige noch zu viele Regeln geben, die die Freiheit der Bürger einschränkten.
Die rund 400 anwesenden Parteimitglieder folgten den Vorschlägen der Parteileitung. Sie lehnten zahlreiche Änderungsanträge zum Kernthemenpapier ab. Die populären Themen Sicherheit und Umwelt überlassen die Freisinnigen vorerst den anderen Parteien, bis zwei Arbeitsgruppen dazu Papiere erarbeitet haben.
Nachtrag (Quelle NZZ ,21.April)
KAMPF GEGEN DIE KONKURRENZ - STATT EINSATZ FUER EINE BOTSCHAFT
Pelli sagte zwar an der DV richtigerweise, es gehe darum, eine neue "Botschaft" (EINZAHL) für unser Handeln festzulegen, die in den Kantonalparteien standfest und geschlossen vertreten werden müssen.
Dann machte er aber einen geistigen Purzelbaum:
Die "liberale Familie" sollte künftig den Kampf gegen die Konkurrenz führen, statt sich selber im Wege zu stehen. (Er meinte damit die "Nörgelis")
Wir finden: Die FDP muss eben nicht den Kampf gegen die Konkurrenz führen, sondern müsste sich für eine Botschaft engagieren, die bei den Bürgern die notwendige Akzeptanz hat.
Das war stets der Hauptfehler Pellis. Er kämpfte GEGEN die SVP und GEGEN die CVP und SP anstatt die FPD Botschaft zu festigen. Was die SVP mit der neuen Bundesrätin mache, sei eine "Schweinerei" und das Verhalten der SP und CVP geisselte er als "Heuchelei".
Dank dieser verbalen Prügel holte sich die FDP zwar Medienpräsenz. Die Partei scheint sich aber nicht bewusst zu sein, dass sie einmal mehr reagierte statt agierte.
PR Fachleute warten immer noch auf EINE klare, verständlich "Kernbotschaft" der FDP, die bei der Bevölkerung Fuss fassen kann.