Spiegel-online:
IOC- Chef Rogge laviert im Tibet- Konflikt
Proteste in Olympia angekündigt
Seine Königsdisziplin heißt Diplomatie:
Der Chef des Internationalen Olympischen Komitees, Jacques Rogge, hat zwar geredet, allerdings mit extrem unverbindlichen Äußerungen.
Sie zeigen:
Das IOC will mit aller Macht die Spiele retten - koste es, was es wolle. Aus news.ch:
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«Das IOC hat bereits seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass der Konflikt so schnell wie möglich friedlich beigelegt werden kann», sagte der Belgier. Gewalt aus welchem Grund auch immer stehe konträr zu den olympischen Werten und widerspreche dem Geist der Spiele.
Rogge rechtfertigte die Vergabe der Sommerspiele nach Peking (8. bis 24. August) als grosse Chance. So würden die olympischen Werte einem Fünftel der Weltbevölkerung nahe gebracht. «Wir glauben, dass China sich dadurch verändern wird.» Olympische Spiele seien eine «Kraft des Guten». «Sie sind ein Katalysator für den Wechsel, aber kein Allheilmittel für alle Krankheiten», erklärte er.
Kritik am Olympia-Gastgeber wegen seines Vorgehens in der autonomen Region Tibet, bei dem nach Angaben der tibetischen Exil-Regierung rund 100 Menschen getötet worden, während China von 19 Toten spricht, äusserte Rogge nicht.
Proteste zur Entzündung angekündigt
Der IOC-Präsident wird am Ostermontag im antiken Olympia in Griechenland der Entzündung des Olympischen Feuers beiwohnen, das anschliessend auf eine 137'000 km lange «Reise der Harmonie» geschickt werden soll. Dabei kommt es auch durch Tibet.
Menschenrechtsorganisationen und Exil-Tibeter haben zahlreiche Protestaktionen am Wegesrand angekündigt.
«Das IOC respektiert die Gruppen, die Aktivisten und ihre Gründe. Wir sprechen regelmässig mit ihnen - aber wir sind keine politische oder aktivistische Organisation», erklärte Rogge und betonte: «Ohne Zweifel achten wir die Menschenrechte.»
Kommentar: Rogges Zurückhaltung bezweckt, die Spiele nicht zu gefährden. Sein Lavieren hilft aber auch Peking, die Menschenrechte und die Meinungsfreiheit weiterhin mit Füssen zu treten. Wir haben von Rogge eine eindeutige Meinungsäusserung erwartet. Dies wäre mehr als angebracht gewesen. Der IOC Chef hat die Oeffentlichkeit enttäuscht.
Nachtrag: In DIE ZEIT-online gelesen:
Das übermächtige China wir die Tibetfrage nicht zu seinen Gunsten lösen können
Das scheinbar so übermächtige China vermag die Tibetfrage nicht zu seinen Gunsten zu lösen. Warum?
Die Volksrepublik China hat in Tibet ein Problem, ein sehr großes sogar.
Der Glaube der chinesischen Zentralregierung über die Jahrzehnte hinweg, die Tibetfrage mit einer Mischung aus gewaltsamer Unterdrückung, erzwungener Umsiedlung und kultureller Majorisierung durch ein Übergewicht der eingewanderten chinesischen Bevölkerung für sich abschließen zu können, hat sich als beharrlicher Irrtum erwiesen.
Denn trotz der Unterdrückungspolitik Pekings ist Tibet seit 1951, dem Jahr der endgültigen Besetzung durch die chinesische Volksarmee, niemals wirklich zur Ruhe gekommen.
Das Streben der Tibeter nach Selbstbestimmung war einfach nicht zu unterdrücken.
Den tibetischen Freiheitsdrang vor allem auf die Umtriebe des Exils und eines feindlich gesinnten Auslandes zu reduzieren, wie es die chinesische Propaganda tut, wird diesen Fehler nur noch verlängern. Dabei sprechen die nackten Zahlen von einer fast hoffnungslosen Sache der Tibeter.
Den 6 Millionen Tibetern stehen heute in Tibet, nach Angaben des tibetischen Exils, bereits 7,5 Millionen Chinesen gegenüber. Insgesamt umfasst die Bevölkerung Chinas heute etwa 1,3 Milliarden Menschen.
Kommentar: Oberflächlich gesehen, scheint es China vorerst zu gelingen, das Internet, Google, Handyfilme zu zensurieren und alle Journalisten auszuweisen und die Medien zu manipulieren - im Glauben, für die Weltöffentlichkeit existiere das nicht, was man nicht sehen kann. Ich zweifle dennoch daran, dass die Knebelung der Menschenrechte und die Unterdrückung der Meinungsfreiheit (Verbot von Direktübertragungen an der Olympiade) heute immer noch so einfach durchgesetzt werden kann, wie es die Machthaben wahr haben wollen. Die Exil- Tibeter und der Druck der freien Weltpresse wird für Peking noch bedrohliche Ausmasse annehmen können, wenngleich der IOC Chef von den Machenschaften Pekings nichts hören, nichts sehen und nichts sagen will. Mit Wegschauen können die Medien- Spiele nicht gerettet werden.
Wie prognostiziert - geht es bereits los:
Quelle 20 minuten- online:
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Spiegel-online
KRISE IN TIBET
China greift durch - Exiltibeter sprechen von über 100 Toten
Die chinesische Regierung unterdrückt den Aufruhr in Tibet und angrenzenden Provinzen mit starken Truppenaufgeboten. Tibets Exilregierung spricht von 135 getöteten Demonstranten. Bei der Entzündung des Olympischen Feuers in Griechenland kam es zu Protesten - aber ein Boykott der Spiele scheint ausgeschlossen.Am Ostermontag kam der IOC Chef nach der gestörten Feier doch noch auf die Tibetkrise zu sprechen. Wir vermuten, dass er unter Druck kam und nicht mehr länger vor der Offentlichkeit die Unruhen übersehen durfte. Die Devise Pekings: "Was nicht sein darf, wird nicht gezeigt" darf ein IOC Chef nicht für sich so auslegen: "Wenn wir nicht darüber reden, wird es schon Ruhe geben." Die Situation ist heute so brisant, dass der Druck in der Oeffentlichkeit zusätzlich steigt, wenn Informationen bewusst unter dem Deckel gehalten werden.