Angeblich aus progammtechnischen Gründen stieg das Schweizer Fernsehen vor Jahren aus dem europäischen Verbund der Verbrecherbekämpfungsserie AKTENZEICHEN XY aus. Schon der ehemalige Programmdirektor Peter Schellenberg versuchte sich der Sendung zu entledigen. Doch er wurde zurückgepfliffen. Die Polizei aber auch die Bevölkerung wehrten sich mit Erfolg. Konnte doch die Sendung viele offenen Fälle aufklären. Ingrid Deltenre gelang es dann, Aktenzeichen XY aus dem Programm zu kippen. Sie beharrt noch heute auf ihrem Entscheid. Beim Fall Ylenia zeigte sich nun, dass es hilfreich gewesen wäre, wenn das Schweizer Fernsehen auch mit dabei gewesen wäre.
«Aktenzeichen XY... ungelöst» berichtete diese Woche über den Fall Ylenia - allerdings nur in einem kurzen Beitrag. Wäre das Schweizer Fernsehen noch dabei, hätte der Fall wohl mehr Gewicht erhalten. Immerhin 114000 Schweizer schauen sich im Schnitt «Aktenzeichen XY» im ZDF an. 21000 Franken Belohnung wurden für die Klärung des Falles Ylenia ausgesetzt.
Für die Deutschen hat der Fall Ylenia nicht die gleiche Bedeutung. Denn seit 2003 ist SF nicht mehr Koproduktions-Partner. Das ZDF hatte damals den Sendetermin von Freitag auf Donnerstag verschoben. SF erzielte an diesem Tag mit Doks und «Netz Natur» mehr Quote. Doch gerade die Betroffenheit im Fall Ylenia zeigt für «Aktenzeichen»-Legende Konrad Toenz : «Es wäre gut, wenn SF wieder bei ‹Aktenzeichen XY› einsteigt.» Und er fügt an: «Je breiter die Fahndungsinstrumente, desto mehr Hinweise bekommt man.»
22 Jahre hatte sich Toenz aus dem Studio in Zürich gemeldet. «Vor allem in den 80er-Jahren haben wir oft über verschwundene Kinder berichten und die Bevölkerung sensibilisieren können», gibt er weiter zu bedenken.
Auch Stefan Oberlin von der Kantonspolizei Zürich sagt: «Wir bedauern, dass wir in der Schweiz die XY-Fahndungsplattform nicht mehr haben.» Zum Glück habe das ZDF aber zugesichert, weiterhin Schweizer Fälle zu bringen.
Kommentar: Die Rechtfertigung des Schweizer Fernsehens überzeugt uns nicht. SF- Pressesprecher sagte: «Zwei Drittel der Sendung sind deutsche Fälle». Der Sprecher, David Affentranger gibt weiter zu bedenken: «Wie schon zuvor für den ORF war das einer der Gründe auszusteigen.» Wir finden: Immer wieder wird betont, nur gemeinsam - dank Globalisierung - könnten Zeitprobleme gelöst werden. Weshalb nicht auch bei der Verbrechensbekämpfung? Wenn es um den Service public geht, wenn es um Anliegen von Minderheiten geht, spricht sonst niemand von Einschaltquoten. Geht es jedoch um unserer Sicherheit, dann werden diese Zahlen bemüht. Hoffentlich kommen die zuständigen Instanzen auf den früheren Fehlentscheid zurück. AKTENZEICHEN XY gehört in den Verbund der wichtigsten europäischen Fernsehprogramme!