Samstag, 16. Juni 2007
Sarkozys "Wodka Video" und die Nachsicht der Medien
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Royals Fehltritte wurden von den Medien stets detailliert und genüsslich ausgewalzt.
Frankreichs Medien kuschten hingegen, als der neugewählte Präsident auf dem Heiligendammer Gipfel mit Schlagseite gesehen wurde. Beobachter fragten sich vor Ort: War er betrunken oder einfach nur in Hochstimmung?
Zur Geschichte: Es ging um ein minutenlanges Video, das Sakoszy nach dem Treffen mit Putin zeigte und unverhofft im Internet veröffentlicht worden war. Der französische Präsident wurde in derangiertem Zustand aufgenommen. Mit tapsigen Schritten näherte er sich dem Rednerpult, setzte ein schiefes Grinsen auf, schwankte, hampelte, wirkte umnebelt.
Ohne diese Videoaufnahme, die im Internet publiziert wurden, hätten die französischen Medien davon sicherlich kein Sterbewörtchen erwähnt. Das offizielle französische Fernsehen zeigte jedenfalls den Präsidenten erst später, nachdem er sich gefasst hatte und Fragen korrekt beantworteten konnte. Auch in den Zeitungen war nichts zu vernehmen von dem peinlichen "Ausrutscher".
Erst nach der Veröffentlichung des "beschwipste" Präsidenten im Internet brachen die Dämme in den Medien. Das Video beschäftigte jetzt plötzlich viele Franzosen. Der belgische TV- Moderator Eric Boever bemerkte ausgenzwinkernd: Beim gemeinsamen Essen mit Putin sei offensichtlich "nicht nur Wasser getrunken" worden. Diese Bemerkung machte sofort die Runde im Internet . Der "beschwipste Sarkozy" wurde zum Top-Thema. Das offizielle Paris war hingegen schwer pikiert.
Die Wogen gingen so hoch, dass sich der belgische Fernsehmann bei der französischen Botschaft entschuldigen musste: Er liess verlauten, er habe in keiner Weise das französische Nationalgefühl verletzen wollen. Es ist bekannt, dass der französische Präsident kaum Alkohol zu sich nimmt. Grund: Er hat oft Migräne. Vor Monaten sagte er einmal: "Ich vertrage ihn nicht." Nur während des Wahlkampfes hat er ein einziges Mal öffentlich zwei kleine Höflichkeitsschlucke Weisswein genehmigt.
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Kommentar: Im Internetzeitalter können "Ausrutscher" kaum noch geheim gehalten werden. Selbst in totalitären Systemen wird es mit der Zensur immer schwieriger. Ein "beschwipster" Präsident ist zudem ein dankbares Medienthema.
Es erfüllt alle Kriterien eine Mediengeschichte: Es geht um Persönliches. Es ist etwas Aussergewöhnliches, die mediengerechte Geschichte wird somit vom Publikum gerne konsumiert, obschon dieser "Ausrutscher" wenig zu tun hat mit wichtigen politischen Entscheiden.