Montag, 14. Mai 2007
Fördern, integrieren - heisst auch fordern
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Nach Tagesanzeiger online (14. Mai) müssten Schule und Erziehende bei Verhaltensproblemen rascher eingreifen. Der Beitrag trägt den Titel:
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"Respekt fängt beim Grüssen an"
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Die Integrationsbemühungen in Basel werden gelobt: Fördern und Fordern, lautet dort die Devise. Der Beitrag beginnt mit einer Geschichte:
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Zehn Uhr morgens, die grosse Pause bricht aus. Mit der Ruhe im Schulhaus ist es vorbei. Aus allen Klassenzimmern stürmen die Kinder in den Flur. Sie laufen die Treppen hinunter und stürzen sich in den Pausenhof, sie reden, rufen, lachen, gestikulieren, streiten sich und was lebendige Kinder zwischen 10 und 13 Jahren sonst noch alles tun. Nur einer schafft es nicht aus dem Gebäude, oder nicht sofort: Ein Lehrer ruft ihn scharf zurück. Er muss ihm die Baseballkappe abgeben, die er keck auf dem Kopf trägt. Warum? «Bei vielen Jungs gelten Kappen als Zeichen der Hierarchie», sagt Thomas Baumgartner, der an diesem Tag Pausenaufsicht hat. «Das akzeptieren wir nicht. Die einzigen Chefs an der Schule sind wir.»
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Die Orientierungsschule Gundeldingen befindet sich in einem Quartier, das die Basler Gündül nennen, weil hier so viele Türkinnen und Türken leben. Fast drei Viertel der Kinder sind fremdsprachig, ihre Eltern kommen aus der ganzen Welt. Klassen mit bis zu neunzig Prozent Ausländern sind keine Seltenheit.
Auf Störungen wird stets unmittelbar reagiert!
Der Schulplatz ist fast schon peinlich sauber aufgeräumt, die Wände sind frei von Graffiti, die Flure im schönen alten Schulhaus glänzen, die Kleider hängen korrekt an den Haken. Die Schüler dürfen an der Schule keine Handys benutzen und auf dem Schulhof keine Rollbretter. Lehrer und Schüler BEGRUESSEN sich, oft mit Handschlag. «Dabei schaut man sich in die Augen», sagt Stefan Meier, der seit 25 Jahren hier unterrichtet und UMGANGSFORMEN ALS AUSDRUCK VON RESPEKT wertet. Der Unterricht wird konsequent auf Hochdeutsch geführt, sogar im Sport. Auf Störungen reagieren die Lehrer SOFORT. «Aufgeber gewinnen nie», steht in einem der Klassenzimmer, in einem anderen hängen Regeln, wie man bei Streitigkeiten miteinander umgeht. Das heisst nicht, dass die Kinder hier dressiert werden, von Drill kann keine Rede sein. Es heisst nur, dass die Lehrer ihre Verantwortung wahrnehmen.
«Fördern und Fordern» lautet das Prinzip, das er mit seinem Team für Basel entwickelt hat. An der Orientierungsschule Gundeldingen wird beides betrieben. Wie Gespräche mit Lehrern und der Schulleitung, mit Mediatoren und Beamten, Müttern und ihren Kindern zeigen, wird das Fordern durchgesetzt und das Fördern angewandt. Beides wird registriert und akzeptiert.
Was versteht die Schule unter Fordern? Die Schule stellt Regeln auf, die den Kindern und ihren Eltern auch erklärt werden. Die Elternabende sind obligatorisch, und die Schulleitung macht klar, dass sie hier für die Ausbildung zuständig ist. Fordern heisst, dass fremdsprachige Mütter Deutschkurse besuchen, dass ihre Kinder auch beim Schwimmunterricht und dem Klassenlager mitmachen. Fordern heisst, dass die Jugendanwaltschaft unterrichtet wird, wenn zum Beispiel Kinder von Mitgliedern einer Bande eingeschüchtert werden oder sich selber in solchen Banden herumtreiben und andere plagen. Das geschehe an dieser Schule eher selten, sagt der leitende Jugendanwalt Beat Burkhardt, gerade weil die Lehrer gut zu den Kindern schauten. Sein eigener Sohn geht auch hier zur Schule.
Fördern bedeutet, dass die Eltern in die Schulerziehung ihrer Kinder laufend einbezogen werden. Dass bei den Elternabenden Dolmetscher zur Verfügung stehen. Dass den Eltern im Umgang mit den Behörden geholfen wird. Auch das Fördern der fremdsprachigen Kinder wird in Basel mit einigem Aufwand betrieben, finanziert von Bund, Kanton und einem Spezialfonds.
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Was hat Basel, was Zürich noch fehlt?
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In Basel glaubt man, dass die grössere Autonomie der Schulen sich bewährt. «Sie haben grössere Freiheiten, unsere Konzepte umzusetzen», sagt Hans Georg Signer vom Basler Erziehungsdepartement. Das sei von Vorteil, weil jede Schule anders sei. Martin Wendelspiess vom Zürcher Volksschulamt nennt einen zweiten Grund: «In Basel hat man früher erkannt, wie wichtig es ist, klare Regeln aufzustellen und durchzusetzen.» Nicht nur bei den Baseballkappen.
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KOMMENTAR: In der Praxis hat sich nun gezeigt, dass es nicht genügt, nur einleuchtende, teure, wohlformulierte Leitbilder zu entwerfen und Spielregeln in Lehrer- und Elternkreisen stundenlang zu diskutieren. Vielerorts werden zwar konkrete Spielregeln geschrieben und diese auch besprochen. Es wird auch darüber ellenlang debattiert. Geht es dann um einen konkreten Fall, wird "gepredigt", fehlbare Schüler immer wieder ermahnt oder gemahnt. Es werden aber die Augen zugedrückt, in der Hoffnung, das Ganze regle sich dann von selbst. Die jüngsten schlimmen Erfahrungen im Schulalltag (Gewalt, Vergewaltigungen, Erpressungen usw) machten nicht nur die Oeffentlichkeit hellhörig. Es wurde endlich bewusst: So darf es nicht mehr weitergehen.
Es lohnt sich, beim Unterrichten und Erzeihen - am Anfang ohne Spielregeln zu beginnen, dann aber - Schritt um Schritt - konkrete, kontrollierbare Bestimmungen einzuführen, die jeweils - sofort - KONSEQUENT - umgesetzt werden. Dazu ist Präsenz und die Bereitschaft der Eltern und Lehrerschaft notwendig, diese vereinbarte Regel durchzusetzen. Wenn beispielsweise bei in einer Klasse jeder Schüler beliebig kommen und gehen kann, wird vorerst nur die Pünktlichkeit durchgesetzt. Später zeigt sich dann vielleicht, dass viele Kinder während des Unterrichtes gleichzeitig reden oder einander ins Wort fallen. Erst dann wird eine zusätzliche Regel eingeführt. Sie lautet. "Es spricht immer nur eine Person!" Die Regel wird jetzt auch konsequent durchgesetzt.
Das Buch "Lob der Disziplin" und die Supernannysendungen im Fernsehen boomen heute, weil Lehrer und Eltern jahrelang geglaubt hatten: Probleme würden sich von selbst regeln. "Gewähren lassen" - war zu lange die verhängnisvolle Devise. Endlich ist erkannt worden, dass nicht zugewartet werden kann, bis das Chaos im Schulzimmer und auf dem Pausenplatz zur Gewohnheit geworden ist und man dann jener Geister nicht mehr Herr wird, die sich etabliert haben. (Gewalt, Unordnung, Disziplinlosigkeit).
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Erkenntnis:
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"Gerechte Strenge" hat nichts zu tun mit falsch verstandener Toleranz!
Bei der multikulturellen Pädagogik dominierte zu oft eine weltfremde Toleranz. Lehrpersonen glaubten, ALLE Wertvorstellungen fremder Kulturen grosszügig akzeptieren zu müssen.
(Züchtigung der Frau, Beschneidungsrituale usw.)
In Basel müssen sich die Zugewanderten den hiesigen Gepflogenheiten anpassen.
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