Oswald Sigg, Vizekanzler der Bundeskanzlei, könnte sich nicht mehr vorstellen, dass heute ein Bundeskanzler am Brett im Journalistenzimmer schreiben könnte, so wie es 1950 Bundeskanzler Oskar Leimgruber veranlassen liess:
"Ueber die heutige Bundesratssitzung gibt es nichts zu berichten!"
In den fünfizer Jahren zählte die Bundesverwaltung noch keinen einzigen Informationsbeamten. Auch beim Mirage- Skandal (64) gab es noch keine Kommunikationspolitik des Bundes. Erst gegen Ende der sechziger Jahre erhielten die Departementsvorsteher einen Pressechef.
Auch noch im Jahre 89 als nach dem Fall der Mauer in Berlin das EDA die Bilder kommentieren sollte, die auf allen Kanälen zu sehen waren, gab ein Sprecher dem staunenden Agenturredaktor bekannt, man könne doch nicht jedes Ereignis irgendwo auf der Welt auch noch kommentieren!
Heute verfügt die zentrale Bundesverwaltung rund über 250 Stellen bezw. über 600 Fachmitarbeiter für die Kommunikationsarbeit!
- Informationsbeauftragte
- Pressespecherinnen
- Kommunikationsberater
- Redaktoren
- Webmaster
- PR- Spezialisten
Ferner gibt es noch einen erweiterten Kommunikationsbereich für
Krisenkommunikation
Medienausbildung
neue Medien usw.
Wenn man noch die Unternehmen im Bundesbesitz dazu nimmt (Swisscom, SBB, Post), verfügen diese auch noch über rund 450 Stellen im Bereich Unternehmenskommunikation.
Online Publikationen lösen immer mehr das Papier ab
Was uns zu denken gibt:
Nach Oswald Sigg nabeln sich die Medien von den politischen Parteien ab.
Zeitungen, Radio und Fernsehen werden zu Produkten.
Die Entwicklung den Gratisblättern macht uns bewusst: Die öffentliche politische Diskussion verliert an Tiefe und Substanz.
Viele Medienberichte mit politsichem Inhalt sind von amtlicher Kommunikation geprägt!
René Grossenbacher stellt in einer Publicom-Studie fest:
Ueber 50 % der Berichte stützen sich auf amtliche PR -Texte ab und kennen keine Eigenrecherchen mehr!