Mittwoch, 16. August 2006
Zick-zackverhalten rächte sich.
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Doris Leuthard müsste jetzt den Kurs bestimmen. ______________________________________________________________
Nach dem grauenhaften Vorfall im Kanton Zürich (bei dem ein Kind von zwei Kampfhunden zerfleischt worden war) hatte das Bundesamt für Veterenärwesen die Auffassung vertreten, man müsste beim Hundeverbot die rechtliche Frage mit berücksichtigen, bevor ein Verbot von Rassen auf eidgenössischer Ebene über den Leist geschlagen wird. Vieles sei nämlich kantonal geregelt. Wyss stand damals für viele als Zögerer da, als jemand, der nicht bereit ist, zu handeln. Hernach wurde der Direktor des Bundesamtes für Veterenärwesens von Bundesrat Deiss zum Handeln "gezwungen". Wir verglichen die Geschichte mit dem Kindervers "Joggeli wott go Birli schüttle" und wir hatten geschrieben, Wyss sei erst aktiv geworden, nachdem der Chef zum Rechten gesorgt habe. Bundesrat Deiss stand damals unter dem Druck der Öffentlichkeit (Blickkampagne mit Unterschriftensammlung). Leider wussten wir damals noch nicht, dass Bundesrat Deiss seinem Direktor gleichsam in den Rücken gefallen war und den ersten Hauruck - Entscheid unbedacht gefällt hatte. Es dauerte nicht lange und es folgte der jüngte Zack-kurs. D.h. Bundesrat Deiss krebste zurück. Er hatte angeblich die rechtliche Fragen zu wenig gründlich abgeklärt.
____________________________________________________________________________ Nun rächte sich diese Lavieren. Erneut ist das Gesicht eines Kindes von einem Pitbull entstellt worden. Zickzackkurse sind in der Politik nie vertrauensbildend. Das Lavieren einer Landesregierung nimmt die Glaubwürdigkeit, die - vor allem in Krisensituationen - etwas vom Wichtigsten ist. Die Öffentlichkeit konnte damals das Hin und Her auf Bundesebene nicht nachvollziehen. Am 10. März wird dieser Zickzackkurs in der Presse beschrieben. Wir zitierten die Presse: Bundesrat Deiss nimmt einen Grossteil der von ihm vorgeschlagenen Massnahmen gegen gefährliche Hunde wieder zurück. Aus dem damaligen Pressespiegel: * Ins Verbot verbissen (Tagesanzeiger) * Muss noch ein Kind sterben? (Südostschweiz) * Peinliches Politstück (Berner Zeitung) * Der Bundesrat handelt zynisch (Blick) * Deiss verzichtet auf Pitbullverbot (St. Galler Tagblatt) * Schnelle Schüsse treffen nicht (NZZ online) * Doppeltes Spiel im Bundesrat (NZZ am Sonntag) Nach der tödlichen Pitbull-Attacke auf einen Kindergärtler im Kanton Zürich präsentierte Diss damals eine Liste mit 13 Hunderassen, deren Haltung nur noch unter strengen Bedingungen erlaubt sein soll. Diese Massnahmen liess er jedoch fallen. Wir kommentierten damals dieses Zickzackverhalten: Nachdem sich bei der Vogelgrippethematik nach den ersten Kommunikationspannen allmählich die Erkenntnis durchsetzt hatte, dass alle Entscheide auch europäisch bedacht und koordiniert werden müssen - Katzen einsperren oder nicht? - Hausgeflügel impfen? Ja oder nein? - Tamiflu verabreichen oder nicht?) so hätte Bundesrat Deiss erkennen müssen, dass sich "Windfahnen-Rhetorik" nie auszahlt. Hans Wyss (Direktor BVET) war damals der Leidtragende. Er musste unter seinem Departementschef das Hüst und das Hot auszuführen . Wyss hatte das Lavieren der vorgesetzten Stelle auszubaden. -------------------------------------------------------------------------
Nachdem der Bundesrat zurückgekrebst war, kam es nun schon wieder zu einem schlimmen Fall, der mit dem vorgesehenen Verbot hätte vermieden werden können.
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DER NEUE FALL: Kleinkind von Pitbull attackiert. Ein anderthalbjähriger Knabe wurde in Genf schwer verletzt Der Knabe wurde in einem Park in Genf von einem Pitbull mehrmals in Gesicht gebissen worden. Wie die Behörden am Freitag mitteilten, wurde das Kind mit unbestimmten Verletzungen ins Spital eingeliefert.
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Es liegt nun an Doris Leuthard, der Nachfolgerin von BR Deiss, den Kurs des Bundesrates zu korrigieren und dafür zu sorgen, dass endlich gefährliche Hunderassen verboten werden.